11. Juli 2014 

Minderheiten im Blick
Neuer Forschungsbereich eröffnet-Auftaktrede zu „Antiziganismus"

sös. Stolz zeigte sich Manfred Lautenschläger, als er sein jüngstes „Baby" präsentierte. Stolz, weil es um ein wichtiges Thema geht: Auf seine Initiative hin, mit einer Anschubfinanzierung über drei Jahre, wurde am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Arbeitsbereich „Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa" eingerichtet. „Ich glaube, wir haben da ein Baby in die Welt gesetzt, aus dem noch etwas werden wird", orakelte der Mäzen. Eine Verpflichtung, die der Heidelberger Zeithistoriker Edgar Wolfrum, an dessen Lehrstuhl der Bereich angesiedelt ist, gerne annahm: „Sie haben das Thema angestoßen, wir versuchen, das Beste zu geben."

Einen ersten Eindruck, in welche Richtung es gehen könnte, vermittelte ein Vortrag über .„Antiziganismus" des Berliner Politologen Markus End, in dem er darlegte, wie weit verbreitet „Zigeuner"-Stereotype sind und wie sie aufgegriffen werden. Ein Thema nahe am Puls der Zeit: Nicht nur Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, · betonte die Bedeutung dieser Forschung in Zeiten von „zunehmend aggressiv geführten Debatten" auf dem Rücken seiner Minderheit. Auch Lautenschläger erinnerte merklich aufgebracht an Äußerungen von CSU-Chef Horst Seehof er. „Bis zur letzten Patrone" werde man sich gegen „Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme" sträuben, hatte dieser gesagt-für Lautenschläger unverzeihlich, gehe es doch um eine Minderheit, „vonder500 000 Menschen von uns Deutschen ermordet wurden".

Also: Die Themen der Forscher sind brisant, die Auftaktveranstaltung lässt auf weitere gesellschaftlich relevante Erkenntnisse hoffen.

Mit einer Vortragsreihe zu „Minderheitenfragen" sucht der neue Arbeitsbereich den Weg in die Öffentlichkeit. Bei der Auftaktveranstaltung dabei: der Heidelberger Zeithistoriker Edgar Wolfrum (v.I.), Antiziganismus-Forscher Markus End, Initiator und Förderer Manfred Lautenschläger sowie Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Foto: Joe.

aus:  RNZ 11.07.2014