Interdisziplinäre Forschung zu Themen der christlichen Sozialethik – seit 40 Jahren am Tomisaka Christian Center
Wir danken Ihnen für Ihre fortgesetzten Gebete für das Tomisaka Christian Center (TCC) sehr herzlich. Seit den 1980er Jahren betreibt das TCC interdisziplinäre Forschung zu Themen der christlichen Sozialethik. Einige Beispiele: In diesem Herbst findet die dreijährige Arbeit zur Geschichte der christlich-feministischen Bewegung in Japan von 1970 – 2020 ihren Abschluss, ebenso die Forschungen zu Wehrdienstverweigerung, Pazifismus und Ökumene. Beide Arbeiten sollen nächstes Jahr im März publiziert werden. Die Forschungen zur Geschichte der Christlichen Bruderschaftskirche in Japan (Nihon-Kirisuto-Doho-Kyokai) und zu „Christentum und Kaisersystem (1945-1960)“ laufen seit zwei Jahren. Eine neue Studiengruppe zu Umwelt und Zusammenarbeit in der Region startet im November.
In den Forschungsgruppen arbeiten sieben bis neun Personen über drei Jahre hinweg zusammen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden abschließend veröffentlicht. Die neuesten Veröffentlichungen beschäftigen sich z.B. mit
• der Geschichte des Friedensdenkens in Korea, China, Taiwan, Japan (insbesondere Okinawa) (2022)
• dem Umgang der Christen in Japan mit der Spanischen Grippe vor 100 Jahren (2021)
• „Historischen Materialien zu den christlichen Beziehungen zwischen Japan und Korea III 1945-2010“ (2020)
• „Kinderrechten und Armut“ (2020).
Im Jahr 2019 erschien ein Band zu Christen in Kriegszeiten, 2017 über „Sexuelle Gewalt und Militarismus in Okinawa“ und 2016 eine interdisziplinäre Forschung zur ethischen Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen („Atomkraftwerk und Religion“) sowie 2014 die „Forschung zur aktuellen Situation und Problematik der Diakonie in Japan“. Einige der Arbeiten wurden nachgedruckt oder als Texte für Universitätskurse verwendet.
Ein anderer Schwerpunkt ist die Fortbildung von Pastorinnen und Pastoren. Seit 2013 wird diese gemeinsam mit dem Okinawa Mission Research Institute alle zwei Jahre auf Okinawa durchgeführt, wo es eine US-Militärbasis gibt. Dort gemeinsam die Bibel zu lesen, ist besonders spannend. Das nächste Pastoralkolleg ist für Februar 2023 mit Gemeindegliedern und Pastoren von 11 Konfessionen geplant. In Japan ist solche ökumenische Zusammenarbeit etwas Besonderes. Ziel ist es, Pfarrerinnen und Pfarrer so auszubilden, dass sie einen Beitrag zur Bildung der Kirche in Japan leisten können.
In diesem Sommer hat ein Vorbereitungsausschuss für ein „Tomisaka-Predigerseminar“ seine Arbeit aufgenommen, das im nächsten oder übernächsten Jahr als Pilotprojekt durchgeführt werden soll.
Mit Hilfe der Gebete von DOAM wird TCC weiterhin für Missionen in Japan und in Ostasien arbeiten. Bitte beten Sie weiterhin für unsere Aktivitäten. Herzlichen Dank dafür.
Pfr. OKADA Hitoshi,
Generalsekretär des TCC
„Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ – Ein Blick auf Korea und China bei der Vollversammlung des ÖRK
Anfang September fand in Karlsruhe die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK, „Weltkirchenrat“) unter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ statt. Für dieses, nur alle acht Jahre und zum ersten Mal in Deutschland stattfindende ökumenische Treffen hatten die 352 Mitgliedskirchen des ÖRK über 3000 Geistliche und Laien in die Badische Metropole entsandt. Neben den Resolutionen, über die die 650 stimmberechtigten Delegierten der Mitgliedskirchen am Ende der Vollversammlung abzustimmen hatten, prägten vor allem die zahlreichen thematischen und regionalen Plenen, Arbeitsgruppen, persönlichen Gespräche und geistlichen Feiern das Bild der Vollversammlung.
So hatte die Presbyterianische Kirche in der Republik Korea (PROK) zum 296. Montagsgebet für die friedliche Vereinigung von Nord- und Südkorea eingeladen. „Unsere Gebetstreffen werden so lange fortgeführt, bis die koreanische Halbinsel wiedervereint ist“, hieß es in einer Botschaft der PROK. Über 200 Personen waren der Einladung zum Friedensgebet gefolgt und konnten mit ihrer Unterschrift den Aufruf zu Friedensverhandlungen aktiv unterstützen. Alle Teilnehmenden erhielten einen Fächer aus Korea als Geschenk: Frischer Wind für die „Korea Peace Appeal“-Kampagne.
Die chinesische Christenheit war auf der Vollversammlung dreifach vertreten: mit dem Hong Kong Christian Council, dem China Christian Council der VR China (CCC) und der Presbyterian Church of Taiwan (PCT). Sowohl PCT als auch CCC veranstalteten einen Workshop. Die PCT forderte ein Ende der internationalen Isolation Taiwans durch die Ein-China-Politik, die auch die UNO bestimme, und bekundete ihre Unterstützung der Hongkonger Demokratie- bewegung. Im Workshop des CCC wurde die Sozialarbeit und die Einheit der kirchlichen Vielfalt betont. So wie in der Trinität Vielfalt sich in harmonischer Einheit befindet, so gehe Einheit der Vielfalt voraus. Abschließend betonte der CCC, dass Taiwan im Sinne der UNO eine „Provinz Chinas“ sei.
„Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ – mit diesem Motto ist es dem Weltkirchenrat gelungen, die Zerwürfnisse und das Unversöhnte, die Aufgaben und zugleich die Hoffnung der asiatischen Christenheit zu benennen. Trotz aller Probleme: Im „Forum Asien“ forderte ein Sprecher, dass bei der nächsten Vollversammlung endlich eine Person aus Asien an die Spitze des ÖRK gewählt wird.
Pfr. Christoph Hildebrandt-Ayasse,
Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung in der Prälatur Heilbronn
Meditation: War die Kirche den Leidenden ein Nächster?
Ich möchte Sie zu einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch über folgende Fragen einladen: Was haben Sie während der Covid-Pandemie gedacht? Wie hat sich die Pandemie auf die Theologie und Mission Ihrer Kirche ausgewirkt?
Die Corona-Pandemie hatte große Auswirkungen auf die japanische Kirche. Vorher wurde vor allem der Grundsatz vertreten, den Gottesdienst am „heiligen Sonntag“ strikt einzuhalten. Viele Gemeinden in Japan appellierten jedoch während der Corona-Pandemie an ihre Gemeindeglieder, sonntags nicht in die Kirche zu kommen. Und am Sonntagmorgen schloss die Kirche ihre Türen und wies sogar Menschen ab, die zum ersten Mal in die Kirche kommen wollten. Dies war natürlich notwendig, um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern. Jede Gemeinde versuchte Wege zu finden, um den Gottesdienst fortzusetzen und die Predigt irgendwie unter die Leute zu bringen.
Auch die Kirchen mussten die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) einhalten. Aus hygienischer Sicht haben wir aufgehört, im Gottesdienst Lieder zu singen, oder haben weniger Strophen gesungen. In einigen Kirchen wird das Abendmahl noch immer nicht gefeiert. Wir haben das Verständnis verloren, was das Abendmahl eigentlich bedeutet. Die Online-Übertragung des Gottesdienstes, die in Zukunft wahrscheinlich zur Regel werden wird, hat die Bedeutung der sonntäglichen Versammlung in der Kirche verändert. Dies ist jedoch keine neue Frage, die durch die Corona-Pandemie gestellt wurde, sondern sie hat vielmehr nur noch deutlicher ans Licht gebracht, was bereits vorher unterschwellig vorhanden war.
Wenn wir das Gleichnis vom barmherzigen Samariter noch einmal lesen, können wir die Gefühle und Handlungen von Priester und Levit, die den verwundeten Reisenden mieden, gut verstehen. Haben sie sich nicht treu an die Anweisungen des Staates und der Verwaltung gehalten, um Ansteckung zu vermeiden? Können wir sagen, dass die Samariter bei der Bewältigung der Krise richtig gehandelt haben? Welchen Stellenwert hat die Kirche für die Menschen, die angesichts der Corona-Pandemie unter Angst und Schrecken leiden?
Wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, kann die Kirche wieder so werden, wie sie früher war, als wäre nichts geschehen. Aber wenn wir jetzt nicht eine neue Bedeutung für den Gottesdienst, die Sakramente und den Lobpreis finden, werden diese bedeutungslos werden. Ich glaube, dass sie die menschlichen Ängste und Schmerzen heilen werden, die durch Impfungen und die Verhinderung der Ausbreitung von Infektionen nicht geheilt werden konnten. Wir können immer noch denjenigen die Nächsten sein, die unter den Auswirkungen von Corona leiden.
Pfr. NAKAMICHI Motoo,
Prof. der theol. Fakultät der Universität Kwansei Gakuin
Zum Tod von Elsbeth Strohm
https://www.doam.org/partner/jelc/elsbeth-strohm/5401-broschuere-zum-100-geburtstag-von-elsbeth-strohm
Andreas Hoffmann-Richter, Ahn-Bung Mu als Minjung-Theologe
Ahn Byung-Mu als Minjung-Theologe. Sein Beitrag zum koreanischen christlichen Widerstand gegen die Diktatur und zum Kampf für die Demokratisierung Südkoreas 1969-1984
Andreas Hoffmann-Richter (zum Autor siehe unter: Mitarbeiter in Japan)
Ein Beitrag des EMS-Korea-Partnerschaftsseminars "Die Minjung-Theologie und ihr Einfluss auf die heutige koreanische Gesellschaft in Bezig auf FRieden und Wiedervereinigung" (12.05.2022 via Zoom), mit freundlicher Genehmigung der DOAM zur Verfügung gestellt von Andreas Hoffmann-Richter.
1.1. Zum koreanischen Kontext
Die Teile 1 und 3 habe ich weitgehend meinem früheren Vortrag entnommen: „Christus, der Befreier durch Leiden – Christus, der Wiederhersteller der Würde“, gehalten bei der Tagung „Christologie in der einen Welt“ der Bezirksbeauftragten für Mission, Ökumene und Entwicklung sowie Ökumene –Kontaktleute/ DiMOE Württemberg am 08.10.2012 in Liebfrauenberg/ Elsaß.
In der Neuzeit kamen Christen in Korea durch Koreaner zum
Glauben, die in China Christen geworden waren. Auf die Mehrheitshaltung der Koreaner wirkte sich wesentlich aus: die starke Beteiligung von Christen an der Unabhängigkeitserklärung vom 1.3.1919 gegenüber der Kolonialmacht Japan (16 Christen, 2 Buddhisten, 15 Chondogyo-Anhänger). In der Zeit des Widerstands bildete sich das koreanische Wir-Gefühl zusammen mit diesen Christen.
Hier geht es zum ganzen Text als PDF.
11. Vollversammlung des ÖRK 2022 in Karlsruhe
Vom 31.08.-08.09. 2022 findet die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe statt. Auf der offiziellen Homepage heißt es dazu: "Zur 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen kommen bis zu 5.000 internationale Gäste aus 350 Mitgliedskirchen. Ein Ereignis, das nur alle acht Jahre stattfindet, und zum ersten Mal in seiner über 70-jährigen Geschichte in Deutschland." (https://www.karlsruhe2022.de/)
Links zu weiteren Informationen finden Sich unter der Kategorie"Vollversammlung des ÖRK/WCC 2022" auf unserer Homepage/ (for English language website links providing information about the 11th Assembly of The World Council of Churches click): https://doam.org/partner/wcc-oerk/wcc-karlsruhe-2022/4839-vollversammlung-des-oerk-wcc-2022
Zum Tod von Pfarrer Kichie Minami
In Japan ist Pfarrer Kichie Minami nach langer schwerer Krankheit im 82. Lebensjahr verstorben. Die Bestattung fand am Montag, den 4. Juli, in Fuchu no Mori Seien Corona-bedingt im engsten Familien- und Freundeskreis statt.
Pfr. Minami war in vielfältiger Weise aktiv und uns in Deutschland immer eng verbunden. Nach seinem Theologiestudium in Tokyo und an der Missionsakademie Hamburg arbeitete er als Pfarrer des Nihon Kirisuto Kyodan (UCCJ) in verschiedenen Gemeinden in Japan, z.B. in Yokohama und in der Shinanomachi-Gemeinde in Tokyo, aber auch in der japanischen Gemeinde Köln/Bonn. Dass ihm die Beziehungen nach Deutschland sehr am Herzen lagen, zeigte sich auch in seiner Mitarbeit in entsprechenden Gremien des NCCJ schon zur Zeit der DDR sowie nach der Wiedervereinigung. Im Ruhestand kam er noch einmal nach Deutschland und wurde für drei Jahre ehrenamtlicher Mitarbeiter beim DiMOE Stuttgart. In dieser Zeit hat er sich auch im Arbeitskreis Sinti, Roma und Kirchen engagiert. Zuletzt war er in seiner Heimatgemeinde in der Nähe von Nagoya, aber schon von Krankheit gezeichnet.
s. https://www.doam.org/index.php/ueber-uns/arbeitskreis-zu-ostasien/waw/132-waw/1239-oekum-mitarbeiter-in-wuerttemberg
Bei seiner Einführung als ökumenischer Mitarbeiter in der Württ. Landeskirche am 15. Juli 2007 hat er die Predigt gehalten zum Wort aus Jesaja 43,1: ”Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! spricht der Herr, der dich geschaffen hat.”
(https://www.doam.org/images/ueberuns/minami_jesaja43_2007.pdf)
Im Vertrauen auf diese Zusage Gottes wissen wir auch Kichie Minami erlöst und bei Gott geborgen.