Konferenz der Korea Democracy Foundation: Solidarität früher und heute
Die Korea Democracy Foundation ist eine staatliche Stiftung, die die Erinnerung an die Demokratiebewegung aufrecht erhalten soll. Neben Programmen in Südkorea unterstützt sie auch die Zivilgesellschaft in Nachbarländern. Die jährliche Konferenz „Global Forum“ beschäftigte sich dieses Jahr mit der Unterstützung der südkoreanischen Demokratiebewegung aus dem Ausland, und auch mit der Frage, wo Südkorea die Zivilgesellschaft in autoritären Nachbarländern unterstützten kann. Die DOAM war eingeladen für einen Vortrag, den Kai Lüke übernahm.
Für die Konferenz kamen etwa 100 Personen aus 15 Ländern. Georg Schmidt, der neue deutsche Botschafter in Seoul, hielt die Eröffnungsrede. Prof. Pandit Chanrochanakit aus Thailand sprach in einer zweiten Eröffnungsrede über die Situation der Demokratie in Thailand.
Darauf folgten zwei Blöcke: Im ersten Block ging es um Südkoreas Demokratiebewegung.
Kai Lüke stellte die kirchliche Korea-Solidaritätsarbeit in Deutschland vor und die Arbeit von EMS, BMW und DOAM, mit Fokus auf Ökumenische Mitarbeitende wie Dorothea Schweizer, Paul Schneiss, und Lutz Drescher.
Aus Japan kam Atsushi Okamoto, der als Editor in der Zeitung arbeitete, die die unzensierten Koreanachrichten abdruckte, welche unter anderem durch Paul Schneiss geliefert wurden. Er erzählte von dieser Arbeit. Aus den USA wurde KIM Kap-song zugeschaltet, der von der damaligen Solidaritätsbewegung in den USA berichtete. Boonthan Verawongse aus Thailand hielt einen Vortrag über die Niederschlagung der Protestbewegung in Thailand, welche große Parallelen mit der Niederschlagung der 18.-Mai-Gwangju-Demokratiebewegung 1980 aufweist.
Auch aus Deutschland kam CHOI Hyun Deok (FU Berlin), die nochmal ein Schlaglicht auf die Solidaritätsarbeit der deutschen Zivilgesellschaft warf.
Bewegend war die Rede von Prof. Donald Baker (British Columbia University, Canada), der von seinen Erlebnissen 1980 in Gwangju sprach.
Der zweite Block der Konferenz beschäftigte sich mit Kambodscha, Bangladesh, Indien und Thailand. Abgerundet wurde der Abend mit Musikbeiträgen.
Das Forschungsinstitut der Stiftung veranstaltete angegliedert noch eine weitere Konferenz. Für alle anderen gab das Angebot einer Exkursion nach Gwangju. Mit dabei waren auch Studierende in Korea aus den Nachbarländern. Zuerst wurde der Denkmalsfriedhof für den 18. Mai besucht. Er wurde 1997 errichtet als konsolidierte Gedenkstätte, mit Gräbern, die vom Mangweol-dong-Friedhof umgezogen wurden. Der Besuch begann mit einer feierlichen Zeremonie, angeführt von Atsushi Okamoto, der durch seine Arbeit in Japan mit den Toten in besonderer Verbindung stand. Danach gab KIM Chanho von der Korea Democracy Foundation eine Führung und erzählte die Geschichte mancher Opfer. Konkret zu hören, wie durch die Schüsse aus den Helikoptern Jung und Alt aus dem Leben gerissen wurden, während sie auf der Straße dem Alltag nachgingen, verdeutlicht das Massaker an der Bevölkerung.
In der Innenstadt von Gwangju ist die Geschichte des Aufstands zwar präsent, aber nicht wirklich leicht zugänglich und verständlich. Es dauert etwas, bis man merkt, dass das Rathaus und das Jeonil Building 245 mit den Einschusslöchern und der Brunnen, den man von den alten Fotos kennt, noch am zentralen Platz stehen - ein paar mehr Infotafeln könnten hier helfen. Die bloße Nennung „18th May“ ohne Jahreszahl 1980 und den Zusatz „Democratic Uprising“ ist für Touristen erstmal ebenso unklar wie „April Revolution“ oder „Gwangju April 19“ ohne die Information, dass es um die Massenproteste 1960 gegen RHEE Syngman ging. Im Jeonil Building 245 gibt es eine kleine Ausstellung, aber das Hauptmuseum befindet sich im May 18 Democratic Archive ein paar Straßen weiter. Das Rathaus ist gerade im Umbau und daher geschlossen. Der größte Hingucker am Platz ist eine buddhistische Glocke, die eigentlich nichts mit Gwangju zu tun hat. Direkt hinter dem Rathaus ist mit dem National Asian Cultural Complex eine große Touristenattraktion geschaffen worden, die als Art Space fungiert mit Kunstmuseum, Kunstinstallationen und Bibliotheksatmosphäre. Somit braucht man keine Sorge zu haben, mit dem Gedenken an den Gwangju-Aufstand zu sehr in der Vergangenheit zu verweilen.
Die Reisegruppe traf auf Vertreterinnen der May-18-Foundation und eine Menschenrechtsanwältin. Thema war die Abfolge der Schritte in Verarbeitung der Vergangenheit, wenn unter den politischen Begebenheiten z.B. die rechtliche Entschädigung schwieriger vorangeht als die Erinnerungsarbeit. Obwohl es zur Niederschlagung des Gwangju-Aufstands immer noch viele offene Arbeitsbereiche gibt, waren Teilnehmerinnen aus anderen asiatischen Ländern beeindruckt von dem, was in Südkorea erreicht wurde. Daher drehte sich die anschließende Diskussion über die Möglichkeiten von Aufarbeitung, Versöhnung, Entschädigung und Erinnerung in Südostasien. Die Geschichte des Gwangju-Aufstands ist also nicht nur für Südkorea von Bedeutung, sondern hat Strahlkraft über Grenzen hinweg, und lehrt uns die Hoffnung auf eine menschlichere Welt.
Der Besuch auf dem Gedenkfriedhof und das Gespräch mit der May-18-Foundation schafften es in die Lokalnachrichten in Gwangju. Die Konferenz in Seoul wurde mit einem Tagungsband und einem Youtube-Mitschnitt dokumentiert. Die Materialien werden hier auf der DOAM.org-Website unter dem Beitrag zur Verfügung gestellt.
Materialien:
Vortragstext Englisch (original), Deutsch, Koreanisch
Beitrag zur MBC 18.-Mai-Demokratieaufstand-Doku “Without Leaving A Name Behind”