Bericht aus dem Interreligiösen Studienprogramm
Liebe Leserinnen und Leser, kürzlich fand ich mich – Ramen essend – in Düsseldorf wieder, gemeinsam mit meinem ISJP-Jahrgang. Wie wir nostalgisch feststellten, war die Zeit im Interreligious Studies in Japan Program für uns alle sehr eindrücklich. Daher freue ich mich sehr, Ihnen – anhand dreier besonderer Momente – davon zu berichten.

Ich beginne in einem Dorf bei Kyoto, umgeben von bewaldeten Bergen und Reisfeldern. Im Rahmen unserer Buddhismus-Kurse besuchten wir KURODA Daiichi, einen jungen Zen-Mönch, mit dem wir sowohl über seine alltäglichen Aufgaben als auch über Religionstheologie sprachen. Um vier Uhr morgens praktizierten wir Zazen, während der Morgennebel an den riesigen Fenstern vorbeizog und die Sonne hinter den Hügeln aufging. Meine Beine taten weh, Daiichi rezitierte Sutren; zum Frühstück gab es Reis und eingelegte Pflaumen. Ich wusste noch wenig über Zen, aber allein durch die Atmosphäre und das Miterleben dort begann ich ein wenig zu verstehen.
Stark in Erinnerung geblieben ist mir auch das bedrückende Gerippe der Atombombenkuppel in Hiroshima, Sinnbild für das unglaubliche Leid der Menschen damals. Dennoch stellte sich auch die Frage nach der Erinnerungskultur, denn der Teil des Museums, in dem Japan nicht nur als Opfer, sondern auch als schuldig dargestellt wird, ist (inzwischen) sehr klein. Ebenfalls sehr klein ist das Women’s Active Museum on War and Peace (WAM) in Tokyo zum Thema Trostfrauen. Mir wurde sehr deutlich, wie wichtig ein differenzierter Umgang mit der eigenen Geschichte ist.
Kommen wir zum Schluss in das im Herbst ahornbunte Kyoto und zu der Möglichkeit im ISJP, Praktika zu absolvieren. Im Bazaar Café arbeiten Menschen mit verschiedenen Hintergründen, von Studierenden über Geflüchtete bis hin zu ehemals Suchtkranken. Es ist hell und gemütlich. Das Konzept: Jede Person kann mit ihrem Anliegen herkommen und ist gleichzeitig eine Hilfe für das Café. So verschwimmen die Grenzen zwischen der Person, die hilft, und der, der geholfen wird, zu einer aufgeschlossenen, fröhlichen Gemeinschaft.
Enden möchte ich mit sehr viel Dank: an die EMS, das NCC-Center, an dessen stellvertretenden Direktor Esben Petersen, der uns in allen organisatorischen und inhaltlichen Fragen mit warmherzigem Rat zur Seite stand, und an Sie dafür, dass Sie mit Ihrer Spende dieses bereichernde Programm unterstützen!
Clara Heitmann, Theologiestudentin
200 Jahre Berliner Mission
… wurden am 14. September mit einem fröhlichen Hoffest im heutigen Berliner Missionswerk gefeiert. „Der eigentliche Höhepunkt des Festes sind die Gäste aus unseren Partnerkirchen weltweit”, so Direktor Theilemann, die auch zahlreich angereist waren. U.a. von der koreanischen Han-In-Gemeinde in Berlin gab es leckeres Essen, ihr Chor sang. Vertreter von PROK und Kyodan zeigten ihre Verbundenheit mit dem BMW, wogegen die Arbeit in China nach der Machtergreifung durch die KP Chinas zurückgefahren werden musste. Dabei hatte sie schon 1869 mit der Entsendung der ersten Missionare bzw. 1882 mit der Gründung der ersten Missionsstation begonnen. 1927 wurde der erste chinesische Pastor „mit gleichen Rechten und Pflichten wie ein europäischer Missionar“ ernannt.
Beim Fest konnte die neu gestaltete Dauerausstellung zur Geschichte eröffnet werden, rechtzeitig war auch das Buch „Mission:Reflexion“ (Wichern-Verlag 2024) fertiggestellt worden. Dafür wurden historische und koloniale Verstrickungen aufgearbeitet und auch die Zeit der Teilung in Ost und West beleuchtet. Dem „Wandel des Missions- verständnisses“ oder neuen Arbeitsgebieten wie z.B. dem interreligiösen Dialog sind eigene Kapitel gewidmet.
(CHR)
Hoffest 200 Jahre Berliner Mission
Korea Peace Day und Grundsteinlegung
Die Border Peace School feierte am 6. Juni 2024, einem Feiertag in Südkorea, den ersten Korea Peace Day, genau ein Jahr nach ihrer Neueröffnung in Cheorwon. Es wurde ein ökumenischer Kirchentag für Frieden an der Grenze, angeregt durch die Kirchentage in Deutschland. Mit einem dringenden Appell zum Frieden auf der koreanischen Halbinsel wurde eine „People’s Declaration ‚For Great Peace‘“* verabschiedet und der Grundstein für die Friedens- und Versöhnungskapelle gelegt. Daran nahmen Vertreter aller Bezirke der PROK teil und brachten als symbolische Geste Erde aus ihrem Bezirk mit. 2025 findet der Friedenstag in Paju im westlichen Nachbardistrikt statt.
(CHR)
* “The ultimate goal of peace is for human beings to live like human beings. If "small peace" is the absence of war, "great peace" is when humankind restores global sensitivity and lives in harmony with nature, heaven and earth.“

Koreanischer Chor auf Deutschlandbesuch
Bereits wenige Stunden nach Ankunft in Berlin trat der Bomnal-Chor aus Südkorea („Frühlingstag“) bei der Demonstration zum Erhalt der Friedensstatue ARI im Juli in Berlin auf, um seine Solidarität zu zeigen. Konzerte in Berlin und Tübingen folgten, bei denen der 2021 in Seoul gegründete Chor in beeindruckender Weise sein Anliegen, durch Lieder die Menschenwürde und die Würde der Arbeit zu verteidigen und sich mit sozial Schwachen zu solidarisieren, zum Ausdruck brachte.

Sie wollen die Liedkultur der koreanischen Demokratie-, Friedens- und Vereinigungsbewegung vorstellen und gleichzeitig auf die politische Lage in Korea unter der jetzigen rechten Regierung aufmerksam machen. „Der Frieden ist sehr stark gefährdet. Dies sollte wieder ein ernst zu nehmendes Thema der ökumenischen Zusammenarbeit der deutschen und koreanischen Kirche werden “, sagt Dr. HAN Unsuk, der Mitbegründer des Chores.
(CHR)
Literaturhinweis KIM Hye-Jin, Die Tochter
In ihrem Buch „Die Tochter“ legt die südkoreanische Schriftstellerin KIM Hye-Jin einen Roman vor, der unter die Haut geht. Als Lesende begleiten wir das Leben und die Gedanken einer 60-jährigen Pflegerin im Südkorea der Gegenwart. Alle Traditionen und Werte drohen zu verschwinden. Harte Arbeit wird schlecht entlohnt, alte Menschen werden vernachlässigt, Familienbande weichen neuen Lebensformen. Die eigene Tochter ist politisch aktiv und zieht mit ihrer Partnerin zu ihr. In einer Welt voller Umbrüche fällt es ihr schwer, ihre traditionellen Werte mit den Bedingungen der Gegenwart abzugleichen. Das macht den Roman über Südkorea hinaus für jede moderne Gesellschaft bedeutsam. Erschienen 2017 in Südkorea, in 2. Auflage 2022 bei Hanser Berlin.
(Chr. Hildebrandt-Ayasse)
Zwei Nobelpreise gehen nach Ostasien
Als erste koreanische Autorin erhält HAN Kang den Literaturnobelpreis. Ihr bisheriges Werk beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Traumata, wie den Massakern in Gwangju 1980 und Jeju 1948, der Zerbrechlichkeit des Lebens und der patriarchalen und leistungsorientierten Gesellschaft.
Den Friedensnobelpreis erhält die japanische Organisation Hidankyo, die sich seit Jahrzehnten für eine atomwaffenfreie Welt einsetzt. Wir gratulieren!
(KL)
Hinweise aus dem Infobrief 3/2024
Tagung 2025: Vom 26.-28.6.2025 findet die China-Tagung zum Thema Sinisierung im Berliner Missionswerk statt.
Das Deutsch-Koreanische Gesangbuch ist fertig!
Bestellformular: bit.ly/4gqzSd5 Spenden: bit.ly/47bV1DE
Petition für den Erhalt der Friedensstatue in Berlin:
change.org/p/save-ari-die-friedensstatue-muss-bleiben
Spenden: betterplace.org/de/projects/141233
Newsletter: eepurl.com/jnJoD
Projekte in Ostasien
Beiliegend zur Ausgabe stellen wir folgende Projekte vor und bitten um Ihre Spenden:
• „Grünes Klassenzimmer“ in China (EMS)
ems-online.org/unterstuetzen/china-gruenes-klassenzimmer
• Japan – Kinderheim Horikawa Aisei-En (BMW)
berliner-missionswerk.de/projekte-spenden/ostasien/japan-kinderheim-horikawa-aiseien































