07. August 2012

Dienstag, 7. August

Mokpo, 6.8.2012

Wir haben Hartmut Albruschat mit unserem Telefonat wahrscheinlich gerade beim Mittagessen gestört. Aber wir waren froh, dass wir ihn ans Telefon gebracht haben. Denn KIM Won-Bae hatte nur heute Abend Zeit – morgen geht er in Urlaub.

Bis wir alle zusammenkamen geschahen einige Missverständnisse und Wunder. Ich habe keine Telefonnummer von der diakonia Mokpo. Ich habe auch keinen Namen (was eh nichts genützt hätte), aber ich hatte auch keine Adresse. War eigentlich alles nicht nötig, denn die Schwestern wollte mich mit ihrem Auto abholen. Aber das Auto stand nun am andern Ende der Stadt, beim Bus-Terminal.

Ich aber war mit der Ferry von Jeju-Shi nach Mokpo gekommen, was den Schwestern gesagt worden war. Ich kam also im Hafen an und suchte nach meinem Partner, irgendeine Schwester in der bekannten Tracht, nicht zu verwechseln. Da ich als letzter vom Schiff herunterkam – einer der Offiziere half mir freundlicherweise mit dem Koffer –, hatte sich die Menge (wohl über 200 Personen) bereits verlaufen. Ich ging an einer letzten Gruppe vorüber, die sich gerade voneinander verabschiedete. Da grüßte mich einer der Männer „Mokusanim!" Er hatte ein T-Shirts von Kangjeong auf Cheju-do an. Ich grüßte zurück, ging aber weiter – im Kreise herum, immer noch suchend. Da fragen die mich, wohin ich wolle, auf wen ich warte. „diakonia" gab ich zur Antwort. „Ach so, diakonia!" Die kennen wir, sagt Herr CHAE Byong-Sang (farmers' Movement, bekannt; „angel-driver"). Aber ich konnte mit keiner Telefonnummer dienen. Die suchen sie selbst, erfahren, dass die Schwester mit dem Auto am andern Ende der Stadt steht. Kurz entschlossen, nehmen sie mich in ihr Auto und fahren mit mir und meinem Gepäck durch die ganze Stadt zum Bus-Terminal. Dort steht tatsächlich das Auto, die Schwester freut sich, dass der Verlorene gefunden ist. Wir holen noch Pfr. KIM Won-Bae ab und fahren zu den Schwestern, die ein leckeres Mahl vorbereitet hatten.

Woher aber wusste die Gruppe, wer ich bin? Die Gruppe aus Mokpo war am Vorabend bei der Filmrevue im Kommunikationszentrum in Kangjeong gewesen, wo ich vorgestellt worden war und ein Grußwort sagen musste. Als erwähnt wurde, dass ich mit Kwangju 1980 zu tun hatte, wurde es muksmäuschenstill im Saal mit etwa 200 vor allem jungen Leuten. Ich erzählte, dass ich von Japan, von Fukushima komme, dass AKW die Probleme unserer Zeit nicht lösen, sondern vergrößern, dass es in Deutschland und in Japan, bes. Okinawa auch Gruppen gibt, die sich für die Dorfbewohner von Kangjeong und ihr Anliegen, keinen Kriegshafen zu bauen, einsetzen und dass viele Texte zu Kangjeong auf der Homepage der DOAM zu lesen seien. Der junge Mann aus Mokpo hatte sich sogar meinen Namen gemerkt. Immer wieder Missverständnissen und Engel am Wegrand.

Nun zum Gespräch mit den Schwestern.
Telefon in Mokpo: 010-9344-1740 (diakonia gehört zu Moan, nicht Mokpo)
Telefon KIM Won-Bae: 010-8338-0174

Schwestern in Mokpo:
Schwester AHN Kyu-Sook
Schwester PARK Chong-Sun
Schwester HAN Un-Sook (Auto) und
Dr. Yo Sung Sook (95 J.)

Die Planung und die Genehmigung für den Erweiterungsbau liegen fertig vor.

Die Verzögerung entstand durch die große Hitze im Juli und August, so dass nicht gearbeitet werden konnte. Im September soll der Bau beginnen. Er wird eine Erweiterung des jetzigen Baus um 18 weitere Betten sein (8 werden aus dem „Altbau" in den Neubau überführt). Dies wurde notwendig, weil die Regierung eine Änderung der Belegzahlen in solchen Heimen beschlossen hat. Es dürfen nur noch drei Betten in einem Raum stehen. Die Stadt übernimmt die vollen Kosten. Zwei Baupläne liegen bei (bzw. werden nachgereicht).

Auf Grund der neuen Gesetzeslage ist auch eine Erweiterung des Aufenthaltsraumes im „Altbau" nötig geworden. Vor dem Altbau gibt es eine Terrasse. Diese soll nun überdacht und auf den offenen Seiten mit Fenstern und/oder Wand geschlossen werden. Diese Erweiterung des Aufenthaltsraumes von bisher ca. 60 qm um ca. 50 qm auf insgesamt ca. 110 qm ist dringend nötig, wenn die Belegzahl von jetzt 50 auf 60 steigen wird.

Die Kosten für diese Erweiterung belaufen sich nach Angaben des Architekten auf ca. 40.000 EURO (am Telefon hatten wir 4.000 EURO gesagt, ein Rechenfehler bei unsin Mokpo).

Diese Erweiterung kann allerdings erst nach dem Neubau erfolgen bzw. wenn Gelder dafür eingehen. Bislang gibt es dafür keinen Fond und keinen Zuschuss. Ein Antrag wird in den nächsten Tagen/Wochen nach Deutschland auf den Weg gegeben.

Nachtrag:

im Seniorenheim mit 50 "Patienten" arbeiten derzeit 25 Frauen und Männer, dazu Praktikanten aus Schulen und Universitäten in Mokpo.

Bei einem von Schwester AHN begleiteten Gang durchs Haus fällt auf, dass ein 2 Zimmern keine Betten stehen, sondern nach koreansicher Art die Futons auf dem Boden ausgebreitet sind. Das bedeutet für die Schwestern freilich eine nicht unbeträchtliche Erschwerung ihrer Arbeit. Andererseits kann kein Patient aus dem Bett fallen. Auf meine Frage nach den fehlenden 6 Betten wird mir gesagt, dass sie einfach bisher zu teuer waren, auch die hier genutzten Betten mit Handbetrieb. Man möchte gerne das ganze Haus auf atomatische Betten umstellen, aber daran sei gar nicht zu denken. Die Betten gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, mittlere Preislage wären 1.500.000 Won für einfache Ausführung, 2.300.000 Won für die automatsiche.

Schwester Ahn füphrt mich dann noch zu Dr. YO, nun über 90 Jahre alt. Sie sitzt nach ihrem Frühstück auf dem Boden und wartet auf den angekündigten Besucher. Sie hat nun Schwierigkeiten mit dem Erkennen, auch mit dem Japanisch, das wir immer miteinander gesprochen haben, bes. auch mit Kiyoko. Aber langsam kehren die Erinnerungen zurück. Sie frägt nach Dorothea Schweizer, nach Hartmut Albruschat, und erinnert sich an manche Geschichte aus alten Zeiten. Betreut wird sie von einer Verwandten, die allerdings gerade im Urlaub ist. An ihre Stelle trat für diese Urlauibszeit eine weitläufige Verwandte, Frau YO Ji-On, Grundschullehrerin und 37 Jahre alt.

Vor meiner Weiterreise nach Kwangju wollen die Schwestern, die schon mit mir ein tolles deutsche Frühstück "gefeiert" hatten, in die Berge, zum Yudalsan fahren, um den herum sich die ganze Stadt lagert. Ein bequeme fahrt um diesen Berg, auf halbr Höhe, gibt einen ganzen Blick auf die großes Hafenstadt, aus der KIM Dae-Jung kam. Der ganze Berg ist eine einzige riesige Parkanlage. Dann fahren wir geradewegs zur neuen Mokpo-Brücke über den Eingang zu Stadt und Hafen Mokpo, weit vor dem Hafen und vielleicht 4 km lang. Zurück wieder über die Brücke, zum Mittagessen in ein Suppenrestaurant. Abschied. Schwester HAN fährt mich auf der Autobahn nach Kwangju, wo man seit einer Stunde auf uns wartet.