Die Jugend und der Frieden in Korea

Das Thema Wiedervereinigung scheint für die junge Generation in Südkorea keine besonders große Rolle mehr zu spielen. Das verdeutlichte Pfarrer HA Sung Woong, der Generalsekretär des Jugendrates des National Council of Churches (NCCK), bei der 10. Kirchenkonsultation des NCCK und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die vom 16.–20. Februar 2023 in Seoul stattfand. Junge Menschen sind mit der Situation der Teilung als Normalzustand aufgewachsen. Sie haben den Krieg und dessen Schmerz nicht mehr selbst erfahren. Die wirtschaftlich prekäre Situation vieler junger Menschen führt außerdem dazu, dass sie oft ihre eigenen finanziellen und sozialen Ziele verfolgen müssen, bevor sie über abstrakte Themen wie Wiedervereinigung und Frieden debattieren können. Zudem haben es Regierungen versäumt, der jungen Generation die Möglichkeit zu geben, Gemeinsamkeiten mit jungen Menschen im Norden zu finden und die Distanz zueinander abzubauen.

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Trotz allem wurde von Pfarrer HA die besondere Rolle des christlichen Glaubens in diesem Zusammenhang angesprochen, der die Grenzen „des Unmöglichen“ zu überschreiten vermag und nicht im „Realismus“ stecken bleiben muss. Er sieht es als Rolle der christlichen Jugend an, den Diskurs über diesen Glauben neu zu beleben und in die gesellschaftlichen Debatten zu tragen. Dabei sollte die 88. Deklaration des NCCK zum Thema Frieden und Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel neu interpretiert und um aktuelle und besonders für junge Menschen sehr relevante Themen wie Ökologie, Armut, Bildung, Hass und Diskriminierung erweitert werden.

Auch wenn die junge Generation es nicht mehr als ihr Thema zu formulieren scheint, sind doch die Folgen des geteilten Systems auch für sie im Alltag erkennbar oder werden von diesem System fortgesetzt oder verfestigt. So beschrieb z.B. RHEE Hanbeet vom YWCA Korea, dass ihre Familie vom Koreakrieg und der Trennung traumatisiert sei. Ihre Großväter konnten erst am Ende ihres Lebens von ihrem persönlichen Leid berichten. Diese schmerzhaften Erfahrungen entladen sich laut ihr noch heute oft in Form von Gewalt in Familien und in der Gesellschaft. Der Ausflug an die inter-koreanische Grenze (DMZ) verstärkte dieses Bild für die Delegation. Dort sieht man die jungen Männer in Uniform, die immer noch den 18-monatigen Militärdienst absolvieren müssen, wenn sie nicht einen Gefängnisaufenthalt oder einen 3-jährigen Zivildienst in Kauf nehmen wollen.

Als junge Deutsche, die das geteilte Deutschland nicht mehr erlebt hat, bestürzt es einen, dass die südkoreanische Gesellschaft keine konsequente, auf Annäherung ausgerichtete Nordkoreapolitik verfolgen kann. Bis heute benötigt es Genehmigungen für Südkoreaner*innen, um Nordkoreaner*innen zu treffen, der Informationszugang zu nordkoreanischen Medien war lange Zeit sehr beschränkt und auch das National Security Law aus Zeiten der Militärdiktatur in Südkorea besteht immer noch. Nicht nur Nordkorea, sondern auch Südkorea scheint die eigene Bevölkerung in Bezug auf die jeweils andere Seite extrem zu beschränken. Dazu scheint z.Zt. keine der bei der Trennung der koreanischen Halbinsel beteiligten Parteien oder ein Nachbarland an einer Friedenspolitik aktiv mitzuwirken. Russland und die USA, aber auch China und Japan sind eher an der Verstärkung eigener Allianzen interessiert. Die Übermacht der internen und externen Unwilligkeit zu einer Annäherung scheint nach wie vor kaum überwindbar.

Trotzdem möchte man glauben, dass diese Konsultation ein Schritt in die richtige Richtung gewesen ist, da die Realität gemeinsam zur Kenntnis genommen wurde und trotzdem im gemeinsamen Eröffnungsgottesdienst für den Frieden und die Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel und im Abschlussgottesdienst für Frieden in der Ukraine und in Europa gebetet wurde.

Schulamit Kriener, Berlin


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