27. Oktober 2013

27. Oktober 2013  -  auf dem Weg nach Pusan
Reformationsfest 

Gottesdienst in der Yega-Gemeinde und in der
chinesischen Migrantengemeinde,
beide in Seoul

Fernando folgt einer Einladung und Predigtbitte der Yega-Gemeinde. Zu ihr gehören Chul und Taeyeon. Auch einige der Teilnehmer am GETI-Programm des ÖRK kommen in diesen Gottesdienst. Sie haben sich (über 150) auf verschiedene Kirchen verteilt.

Ich folge der Einladung von KIM Hae Sung zhur chin. Migrantengemeinde in Kuro-Ku. Vor kurzem ist ihr Shelter abgebrannt.

Eigentlich sollte ich um 8:00 abgeholt werden. Nach 15 Minuten erreicht mich ein Anruf: es wird doch später, ich möge mich gedulden. Dann, um 8:45 der "erlösende" Anruf (Gottesdienstbeginn ist um 9 Uhr!), ich möge mir bitte ein Taxi nehmen.
Ich habe keine Adresse, kenne den Weg nicht, auch wenn ich schon ein Dutzendmal dort war. Pfr. KIM Gibt mir seine Telefonnummer: der Taxifahrer soll ihn anrufen.
So erreiche die Kirche, im 5. (dem obersten) Stockwerk. Der Gottesdienst hat bereits begonnen. Die Gemeinde spricht gemeinsam den Tagespsalm, wie er auf die Wand projiziert wird.
Ein Chor singt, geleitet vom Dirigenten, der in Essen studiert, in München praktiziert hat. Orgel und Dirigieren hat er gelernt. Er wird mich den ganzen Tag begleiten...

Pfr. Kim predigt mal leise, mal einladend, mal kräftig und fordernd. Ich verstehe kein Wort. Ps. 46 ist dran. Es ist Reformationstag!

Gegen Ende des Gottesdienstes soll ich ein kurzes Grußwort sagen. Ein Übersetzer ist nicht da. Aber einige verstehen vielleicht English? Drei Sätze:
Ich bringe Grüße aus meiner deutschen Gemeinde (= Weingarten/Baden)
Ich bringe Grüße von meiner japanischen Gemeinde in Frankfurt am Main
Wir alle sind in unserem Herrn Jesus Christus verbunden, der mitgeht auf allen unseren Wegen.

Pfr. Kim erläutert noch, weshalb jap. Gemeinde in Deutschland. Da geht ein Räuspern durch die Gemeinde: Migranten verstehen Gemeinden...

Beim zweiten Gottesdienst um 11 Uhr soll ich mein Grußwort wiederholen. Etwa 250 Menschen nahmen am Gottesdienst um 9 Uhr teil. Beim  zweiten werden es weniger sein. Vorher aber gibt es in der 20minütigen Pause noch die Speisung der Migrfanten, die aus der ganzen Stadt hierher kommen. Oft über 1000 Essen werden aujsgeben. Natürlich Reis und Kimchi. Seit die Küche zerstört ist, bereiten andere chinesische Gemeinden die Speisen zu und transportoieren sie hierher. Ausgeben wird auf der Straße, direkt vor dem ausgebrannten Erdgeschoß. Man sieht manchen den Hunger an, anderen die Freude über dieses warme Essen. Einer zeigt uns überglücklich seine beiden Schüsseln mit Reis und Kimchi. 

In einer Woche wird erstmals über einen Neubau beraten. Bisher geschieht hier (in drei Häusern) alles mit Hilfe von Spenden. Ich frfage mich, wie allein mit Spenden das Haus (ebenfalls 5 Sgtockwerke hoch) wieder aufgebaut wereen kann. Am selben Tag kommt noch die Pusan-Reisegruppe aus Hessen hier vorbei und lässt eine Spende zurück, von der Pfr. Kim mir söpäter frudestrahlend und dankbar berichtet. 

ZUm 2. Gottesdienst komme ich nicht. Gegen 11:10 sagt mir mein Kollege, ich solle mit dem Dirigenten und ienem Bus voller Gottesdienstbesucher in das Stadtzentrum fahren, zhur City Hall. Dort finde ein chinesisches festival statt, und in dem Zusammenhang auch eine Art Demo. Zurückfragen kann ich nicht mehr, denn schon ist er im A ufzug in das 5. Stockwerk.

Der Dirigent nimmt sich meiner an. Zuerst will der Busfahrer diesen weißen Ausländer nicht einsteigen lassen, aber meine Mitfahrer machen ihm klar, dass ich dazu gehöre. Ich gehöre dazu - wie schön, wie beruhigend, wenn man die Sprache nicht beherrscht, gar nicht versteht. Zwei Frauen in der zwieten Reihe müssen für uns aufstehen, werden vertrieben, finden hinten im Bus Platz. Vielleicht sitzen dort jetzt drei Frauen auf zwei Plätzen.

Noch nie bin ich so schnell von einem Ort zum andern gefahren, wie mit diesem Bus. Das Geheimnis der blauben Linie auf der Straße, reservier für die Busse. Nur gut 20 Minuten von Kuro bis zur City Hall. Am Morgen, mit dem Taxi gut eine halbe Stunde, am Sonntagmorgen, wenn  die Strassen noch leer sind und die Geschäfte noch geschlossen sind. Unsere Gruppe ist die erste vor Ort. Er ist eine weite Öffnung zwischen der City Hall (erbaut von den Japanern, aber inzwischen überhöht durch einen dahinter sich anschließenden Glaspalast) und dem modernen Plaza Hotel (in dem Kollege Albruschat gelegentlich übernachtet hat). Dr Platz ist jetzt verkehrsberuhigt. Er war immer ein Sammelounkt auch für Demonstrationen, die wurden ihm ausgetrieben. Heute kann man hier Picknicken (allerdings ohne Feuer). Der Platz ist auf grünem Untergrund, teils mit Kunstrasen bedeckt, teils mit grünen oder grauen Matten, durch die manchmal auch der Sand durchscheint. Große Felder sind abgesteckt, getrennt durch "Gänge" zum schnelle Durchschreiten des Platzes. Aber noch bewegen sich keine Leute auf dem Platz, hier können gerne 2-3000 Leute sitzren oder stehen. Heute soll es ein Festival werden der Stiftung für chinesische Migranten. Langsam wird der Platz umgrenzt mit dem rot-weißen Band von Bau-oder Unfallstellen, gehalten von Frauen, die in gemessenem Abstand sich einreihen. Sie tragen alle eine rote Schärpe mit aufgesticktem oder aufgedruckten Kreuz. Den Text kann ich nicht lesen, aber es ist klar, sie gehören zu den christlichen chinesischen Gemeinden in Seoul. Diese Frauen (auch Männer sind dabei) tun den ganzen Tag Dienst: Laubblätter auch einzeln auflesen, Mülle einsammeln, die Menschen an ihren jeweiligen Ort bringen, den Akteuren helfen, sich zurechtzufinden, Tische und Stühle für die Honoratioren bereithalten, Wasser heranschleppen und die leeren Flaschen einsammeln (soweit das nicht die Teilnehmer am Fest selber tun), Kleingepbäck auftrragen, und die wichtigen Gruppenfotos machen.

Noch aber ist die Technik nicht fertig, der Soundcheck übertrifft alle andern Geräusche. Dennoch sammeln sich unsere Frauen aus dem Bus direkt vor dem Podium und stellen sich auf. Probestehen und Probesingen. Sie müssen ihren Probeort noch 7 oder 8 Mal verändern, immer weiter weg von der Mitte, vom Podium, je mehr andere Gruppen kommen und auch proben wollen. Und jedes Mal wird neu geklärt, wie sich Chor aufzustellen hat. Der Dirigent hört genau, welche Stimme an welcher Stelle besser zum Tragen kommt. Dann kamm die Probe zum Auftritt auf der Bühne: im Gänsemarsch natürlich, über 60 Personen in drei Reihen müssen sekundengenau ihren Stehplatz finden. Aber zwei Proben mit Auf- und Abmarsch reichen.  Dann kommt die Trommlergruppe (mehr Show als das von mir erwartete Trommelfeuer, das kommt aus den Lautsprechern. Wer nichts zu tun oder zun besprechen hat, tanzt schon mal den Rhythmus.

Das Rund des Platzes füllt sich langsam. 13 Uhr soll es richtig losgehen. Die Stimme des Moderators schallt über den Platz, übertönt auch die Sirenen der Polzei und der Feuerwehr, die gerade vorbeifahren. Sänger, Tänzer, Redner im bundten Wechsel. Das Klatschen wird von den Darbierungen unterbrochen, aber es bestätigt jeden, der aufs Podium geht. Und langsam treffen auch die Honoratioren ein, sehr langsam, denn  die letzten kommen kurz vor dem Ende des Festivals um 17 Uhr. Aber alle kennen sich, tauschen wieder einmal die Namenskärtchen aus, so eine Art der Anwesenheitsliste entsteht daraus, angenehm, denn so kann man nicht so leicht vergessen werden. Ich gehe jetzt nicht mehr quer über den Platz, überall sitzen einem die Leute im Weg. Ich photographiere alles, was mir interessant erscheint. Dann kommt auch Pfr. Kim, ruft micvh zu sich und beginnt, mich allen Herumstehenden vorzustellen, den Honratioren wie den Helfern gleicfhermassen. Und dann tritt Pfr. Suh zu uns und beginnt in Kurzform zu erläutern, was er noch in Erinnerung hat aus den Jahren 1974 bis 1978 über meine Arbeit zur Zeit der Militärdiktatur von Park Chunghee, dem Vater der jetzigen Präsidentin. Jetzt muss ich am Tisch mit den Honoratioren sitzen, bekomme Wasser und Tee und Gebäck. Gehöre also wieder dazu. Zu denen, die sich um die Migranten in Seoul kümmern oder für sie engagieren. Auch das ist ein gutes Gefühl. Und es ergeben sich daraus manche Gespräche über damals und heute, über den Weg der Demokratie und diakonischen Handelns der Kirchen - oder auch darüber dass man immer noch kämpfen muss für Recht und Gerechtigkeit. Auch der Brad im Migrant Center wird zum Thema. Aber dazu hatte mir Pfr. Kim schon das Wesentliche berichtet.

De Auftritt "meines" Chors war etwa die Mitte der Veranstaltung. Da übernahm die zweite Pfarrerin der chin. Migrantengemeinde in Kuro-Gu die Moderation. Es war inhaltlich eine große Evangelisationsrede, angepasst an den Charakter des Festivals aller chinesischen Migranten in der Stadt. Einige andere Gruppen gehörten zu diesem mittleren Teil und erwärmten die Stimmung unter den Zuhören spürbar.

Im dritten Teil der Veranstaltung wird das Festival dann auch politisch. Man hat Forderungen an den Staat, an die Rgeierung und die Parteien. Die Unterstützer der Migranten haben in dne letzten zwanzig Jahren schon eine Menge erreicht. Gesetze wurden erlassen, geändert, manches aber auch zurückgenommen. Von erfahrener Gerechtigkeit sind die Migranten noch weit entfernt. Diskriminierung in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz, in der Kirche gehören zur normalen Erfahrung eines jeden. Da istb es dann schon eine Freude, einen Mann der Behörde sprechen zu hören, auch wenn er nicht im Namenn der Regierung sprechen kann. Oder einen Politiker, der seine guten Ideen in der Opposition nur anmelden kann. Den größten Beifall erhielt eine Journalistin, die den Leuten ins Herz hinein sprach.

Zum Abschluss sammeln sich dann 10 Honoratioren auf der Bühne, werden vorgestellt, alle halten eine kurze Ansprache - alle, außer mir. Aber endlich erfuhren die Menschen, warum da ein Weißer auf der Bühn stand und nichts sagen konnte. Wie und wieder werden Gruppenfotos gemacht, sogar auf der Bühne. Der Abschluss war ein Ehrbezeugung gegneüber der Fahne (am Rathaus wehen sie im Wind) und mit der Nationalhymne, die ich nicht mitsingen kann.

Ein Tag voller Überraschungem neuer Erlebnisse, Begegnung mit alten Freunden und HOffnung, dass auch die Migranten in Korea Wege finden, ihre Forderungen durchzustezen, damit eine gesunde Gesellschaft, ein  gesundes Zusammenleben in diesem Landes möglich wird.