Gemeinsamer Ostasiatischer Gottesdienst 2015

Gemeinsamer Gottesdienst 2015 - DOAM & BMW

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Gemeinsamer Gottesdienst der ostasiatischen Gemeinden, der Deutschen Ostasienmission und des Berliner Missionswerks
am Samstag, dem 13. Juni 2015, um 17 Uhr
in der Heilandskirche Berlin-Moabit

Drei Stimmen (China, Japan, Deutschland; Korea liegt nicht in deutscher Sprache vor) zum Gedenken an den 2. Weltkrieg finden Sie am Ende dieser Seite.











Drei Stimmen:

Vier Stimmen für Frieden


Chinesische Stimme von Pastor HSU aus der Chinesischen Christlichen Gemeinde Berlin:

Im Rückblick haben wir in den Verletzungen des zweiten Weltkriegs die Sünde der Menschen gesehen. Der Verlust des Glaubens an Christus und die Entfernung der Menschen von Gott haben zu diesen Verletzungen geführt.

Wir sehen, dass Menschen ihren Verstand verloren haben und wir sehen, dass Ihre Selbstsucht zu Brutalität führte.

Viele Menschen wurden im zweiten Weltkrieg getötet; in Nazi-Konzentrationslager in Europa wurden Millionen von Juden umgebracht, in China, in Nanjing sind über 300.000 Chinesen ums Leben gekommen, unschuldigen Bürgern wurde ihr Leben genommen.

In den schmerzhaftesten Momenten der Massaker hat mit den Betroffenen, den Juden, den Chinesen und mit jeder religiösen Gruppe Gott getrauert, ihre Angst und Verzweiflung geteilt. Er hatte diese Menschen nach seinem Bilde geschafft, nun litt er, da diese Menschen unter seinen Augen vergiftet, erstochen und erschossen wurden.

Aber ebenso trauerte er, weil auch die Täter nach seinem Bilde geschaffen waren. All dem entspricht das Wort aus der Bibel, Lukas 21:10: ”Dann sprach er zu ihnen: Es wird sich Nation gegen Nation erheben und Königreich gegen Konigreich.“

Sind Gottes Arme zu kurz? War Gott nicht fähig die Nazi-Gaskammem des zweiten Weltkriegs oder die brutalen Nanjing-Massaker zu verhindern? Warum erlaubt Gott Krieg? Warum können unschuldige Menschen getötet werden? Warum erlaubte Gott Hitler Krieg zu führen und jüdische Menschen zu töten?

Diese Fragen stellen sich die Menschen, und vielleicht gerade wegen dieser Fragen werden so viele Menschen ihren christlichen Glauben aufgegeben haben.

Der zweite Weltkrieg hat so viel Schaden, so viel menschliches Leid verursacht. Warum erlaubte Gott dieses Leiden? Diese Fragen stellen sich Menschen. Manche sagen, Gott sei hilflos, manche, die Menschheit sei selbst schuldig. Manche sagen sogar, dass Gott uns verlassen hat.

Diese Aussagen zeigen unsere Schwache und Hilflosigkeit. Es bleibt ein spirituelles Geheimnis Gottes. Die Antwort liegt bei Gott, und wir werden sie erfahren, wenn wir vor ihm stehen. Dennoch, auch wenn Du und ich diese Fragen nicht klären können, müssen wir wissen, dass Gott die Fähigkeit hat den Krieg zu verhindern. Denn sein Wort kann Himmel und Erde erschaffen. Wir wissen, dass Gott die Schuldigen und die Unschuldigen erkennt. Gott ist gerecht und er wird über die Sünder urteilen.

Wir wissen, dass Gott die Liebe ist. Gott liebt seine Geschöpfe. Und er lässt seinen Sohn für dich und mich am Kreuz sterben, um uns zu retten. Johannes 3:16: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."

Lasst uns im Rückblick die Gedanken über den zweiten Weltkrieg auf uns wirken und lasst uns noch ein Mal an die Liebe Gottes erinnern. Gott mag die Sünde nicht. Er will nicht, dass sich Menschen gegenseitig töten und Nationen andere Nationen. Nein, Gott wartet auf uns, er will dass wir zu ihm zurückkehren. Gott will zu uns Menschen eine gute Beziehung wieder herstellen.

Wir bitten unseren Gott: Lass unsere Kirche und uns christlichen Gläubigen die Dringlichkeit spüren, seine gute Botschaft zu verbreiten. Auf diesem Weg, kann die gute und friedliche Beziehung zwischen den Menschen und zwischen allen Ländern hergestellt werden.

Gott, segne uns alle!




Japanische Stimme, vorgelesen von Pastorin Akiba aus der Japanischen Evangelischen Gemeinde:

Konfession über Verantwortung der United Church of Christ in Japan während des 2. Weltkriegs

Im Jahr 1966 feiern wir, die UCCJ (Kyodan), während der 14.Synode des Kyodan das 25.Jubiläum seiner Gründung. Das Thema ist „Kyodan von morgen".

Wir überlegen und beten mit diesem Thema über die Verantwortung für die Zukunft Japans und der Welt. Genau diese Zeit möchten wir die während Kyodans Gründung und der Kriegszeit unter dem Namen des Kyodan unsere begangenen Fehler noch mal erkennen und die Barmherzigkeit des HERRN und unsere Nachbarn um Vergebung bitten.

Unsere Regierung hat damals wegen des Kriegs von vielen religiösen Organisationen Kooperation und Integration gefordert.

Viele Christen in Japan wollten seit der ersten Mission in der Meiji Epoche eine eigene evangelische Kirche gründen. Die damaligen Führer der christlichen Kirchen haben diese Chance genutzt und den Kyodan gegründet.

Wir erkennen Gottes Vorsehung in unserer Geschichte trotz unserer Schwäche und Fehler und spüren tiefe Dankbarkeit, Furcht und Verantwortung.

Die Kirche als „Licht der Welt", „Salz der Erde" hätte damals nicht am Krieg teilnehmen sollen. Wahre Liebe für das Heimatland sollte für gewissenhafte Urteile, aus einer christlichen Überzeugung, sorgen und unsere Nation begleiten. Aber wir haben unter dem Namen des Kyodan den Krieg anerkannt und unterstützt, für den Sieg gebetet.

Als unser Heimatland in Sünde fiel, fiel auch unsere Kirche in Sünde.

Wir haben die Aufgabe als „Wache" vernachlässigt, ignoriert. Jetzt, mit tiefen Schmerzen, büßen wir diese Sünde und bitten um die Vergebung des HERRN. Um die Vergebung der Welt, vor allem in Asien und der dortigen Kirchen, Brüder und Schwestern, und vor dem eigenen Volk.

Nach dem Kriegsende sind über 20 Jahre vergangen. Wir fürchten, dass unser geliebtes Heimatland, in dieser problemgeplagten Welt, wieder in diese gefährliche Richtung läuft. Wir suchen Gottes Hilfe und Führung, um den Kyodan seine Fehler nicht wiederholen zu lassen und die Aufgabe für Japan und die Welt richtig richten zu können. Mit dem Blick nach vorne, veröffentlichen wir diesen Entschluss.


Deutsche Stimme, vorgelesen von Dr. Theilemann aus dem Berliner Missionswerk:

Aus dem Abschiedsbrief des Grafen Helmut James von Moltke an seine Frau Freya nach seiner Verurteilung zum Tod, 10. 11. Januar 1945:

Und nun, mein Herz, komme ich zu Dir. Ich habe Dich nirgends aufgezählt, weil Du, mein Herz, an einer ganz anderen Stelle stehst als alle anderen. Du bist nämlich nicht ein Mittel Gottes, um mich zu dem zu machen, der ich bin, Du bist vielmehr ich selbst. Du bist mein 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes. Ohne dieses Kapitel ist kein Mensch ein Mensch. Ohne Dich hätte ich mir Liebe schenken lassen, ich habe sie z.B. von Mami angenommen, dankbar, glücklich, dankbar wie man ist für die Sonne, die einen wärmt. Aber ohne Dich, mein Herz, hätte ich „die Liebe nicht". Ich sage gar nicht, dass ich Dich liebe; das ist gar nicht richtig.

Du bist vielmehr jener Teil, von mir, der mir alleine eben fehlen würde. Es ist gut, dass mir das fehlt; denn hätte ich das, so wie Du es hast, diese größte aller Gaben, so hätte ich dem Leiden, das ich ja sehen musste, nicht so zuschauen können und vieles andere. Nur wir zusammen sind ein Mensch. Wir sind, was ich vor einigen Tagen symbolisch schrieb, ein Schöpfungsgedanke.

Das ist wahr, buchstäblich wahr. Darum, mein Herz, bin ich auch Gewiss, dass Du mich auf dieser Erde nicht verlieren wirst, keinen Augenblick. Und diese Tatsache, die haben wir schließlich auch noch durch unser gemeinsames Abendmahl, das nun mein letztes war, symbolisieren dürfen.

Ich habe ein wenig geweint, eben, nicht traurig, nicht wehmütig, nicht weil ich zurück möchte, nein, sondern vor Dankbarkeit und Erschütterung über diese Dokumentation Gottes. Uns ist es nicht gegeben, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen, aber wir müssen sehr erschüttert sein, wenn wir plötzlich erkennen, dass er ein ganzes Leben hindurch am Tage als Wolke und bei Nacht als Feuersäule vor uns hergezogen ist, und dass er uns erlaubt, das plötzlich in einem Augenblick zu sehen. Nun kann nichts mehr geschehen ...

Mein Herz, mein Leben ist vollendet, und ich kann von mir sagen: er starb alt und lebenssatt. Das ändert nichts daran, dass ich gerne noch etwas leben möchte, dass ich Dich gerne noch ein Stück auf dieser Erde begleitete. Aber dann bedürfte es eines neuen Auftrag Gottes. Der Auftrag, für den Gott mich gemacht hat, ist erfüllt. Will er mir noch einen neuen Auftrag geben, so werden wir es erfahren. Darum strenge Dich ruhig an, mein Leben zu retten, falls ich den heutigen Tag überleben sollte. Vielleicht gibt es noch einen Auftrag.

Ich höre auf, denn es ist nichts weiter zu sagen. Ich habe auch niemanden genannt, den Du grüßen und umarmen sollst. Du weißt selbst, wem meine Aufträge für Dich gelten. Alle unsere lieben Sprüche sind in meinem Herzen und in Deinem Herzen. Ich aber sage Dir zum Schluss, Kraft des Schatzes, der aus mir gesprochen hat und der dieses bescheidene irdene Gefäß erfüllt: Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. Amen.

Quelle:  Jahrbuch Nr. 57 (2015) der Evang. Koreansichen Gemeinde in Berlin