2015: Vier Gäste - Erwartungen

Kriegsdienstverweigerung in Südkorea

Vier Gäste:  Erwartungen und ein erster Eindruck

Interview mit Yeo-ok Yang und Myungjin Moon

Auf dem Seminar „Erkämpfte, gefährdete, gelebte Demokratie!? - Die Zukunft einer demokratischen Zivilgesellschaft in Korea“, das vom 7.-9. April 2015 in Neudietendorf stattfand, fragten wir Yeo-ok Yang und Myungjin Moon nach ihren Erwartungen und Hoffnungen während ihres Aufenthaltes in Europa. Wenige Tage zuvor waren sie bei Connection e.V. eingetroffen (d. Red.)

Rudi Friedrich: Was sind Eure Erwartungen für den Besuch in Europa?

Yeo-ok Yang: In Südkorea ist es aufgrund der aktuellen Situation für unsere Bewegung nicht sehr einfach. Weiter sind etwa 700 Kriegsdienstverweigerer in Haft, aber das öffentliche Interesse hat abgenommen. Wir denken, dass wir alles getan haben, was wir bisher machen konnten. Aber es gibt eben kaum positive Veränderungen. Wir hoffen, durch unsere Reise andere Perspektiven zu bekommen, da die Menschen in anderen Ländern eine andere Sicht auf die Dinge haben. Wir wollen auch das Thema gegenüber der südkoreanischen Regierung erneut stark machen, indem sie sehen, dass es im Ausland Interesse an der Situation der Kriegsdienstverweigerer gibt und wir durch die internationale Öffentlichkeit Druck herstellen können. Zudem ist es so, dass seit kurzem die meisten, die wegen Beratung zu uns kommen, daran denken, ins Ausland zu gehen, um Asyl zu beantragen. Sie haben nur wenig Informationen darüber, was das bedeutet. Sie wissen nicht, wie schwierig es werden wird. Sie kennen nur den Fall von Yeda Lee. Sie denken oft, ein Asylverfahren ist so, als ob sie im Ausland studieren würden. Da auch wir kaum Informationen dazu haben, wollen wir gerne wissen, wie Ihr mit Kriegsdienstverweigerern aus dem Ausland und zur Begleitung des Asylverfahrens arbeitet und wie sich die Situation von Flüchtlingen, insbesondere von Kriegsdienstverweigerern, darstellt.



Myungjin Moon
: Ich will es gerne ein wenig ergänzen. Ich habe mich gefragt, wie Kriegsdienstverweigerer in Deutschland und Finnland über Totalverweigerung denken und welche Diskussionen es dazu gibt. Als ich in Südkorea verweigert habe, konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Ich wusste nicht, wie ich hätte argumentieren sollen. In der gegenwärtigen Situation, wo es keinen Ersatzdienst gibt, werden Totalverweigerer für völlig verrückt erklärt. Für mich ist die Frage: Wie können andere davon überzeugt werden, dass die Totalverweigerung der richtige Schritt ist. Und dann will ich gerne diejenigen treffen, die mich während meiner Zeit im Gefängnis mit Briefen unterstützt haben. Zum einen will ich ihnen danken. Ich würde aber auch gerne erfahren, welche Menschen mich unterstützt haben und warum sie die Briefe geschrieben haben.

Rudi Friedrich: Habt Ihr schon einen ersten Eindruck gewinnen können?

Yeo-ok Yang: Erst einmal habe ich eine beeindruckende Gastfreundschaft und Vorbereitung unseres Aufenthaltes erlebt, viel mehr als ich erwartet habe. Ich bin sehr dankbar dafür. Nach unserer ersten Veranstaltung sahen wir, dass es doch einige gibt, die sich für das Thema Kriegsdienstverweigerung in Südkorea interessieren. Sie kamen nach der Arbeitsgruppe zu uns und fragten ausgiebig nach. Das ist ein gutes Zeichen. Es war auch gut, von Deinen Erfahrungen zu hören, zu Wehrpflicht, Kriegsdienstverweigerung, zur Wiedervereinigung von Deutschland und anderen Themen. Das ist anregend.

Myungjin Moon: In meinem Redebeitrag berichtete ich ein wenig, wie es mir im Gefängnis und nach dem Gefängnisaufenthalt ging. Der schwierigste Teil für mich war, zurückzublicken und mich daran zu erinnern. Ich wollte auch nicht den Eindruck vermitteln, dass sich die ZuhörerInnen Sorgen um mich machen müssen. Und dann fehlt mir sehr oft auch die Sprache dafür. Bei der Vorbereitung für diese Tour nahm ich mir Zeit dafür, diese Zeit zu reflektieren, was für mich sehr hilfreich war. Und es ist gut, Leute vor mir sitzen zu haben, die meine Geschichte hören wollen und die mich unterstützen. Zudem muss ich sagen: Ich bin sehr froh, dass Yeo-ok mit dabei ist und sie die Situation für Kriegsdienstverweigerer in Südkorea darstellen kann. So kann ich mich mehr auf meine eigene Geschichte konzentrieren.

Rudi Friedrich: Herzlichen Dank.








Wehrdienstverw.

Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden

      Internationale Arbeit für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure

European Bureau for Conscientious Objection, Brüssels
worldwithoutwar 150

 

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