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Okinawa zwischen Krieg und Frieden

Ein Besucher aus Vietnam:
"Okinawa bedeutet in Vietnam die Furcht selbst."

2005: Studierende aus Sendai entdecken Okinawa

- Harte Tatsachen innere Reifung -

„Manche Leute kommen zu uns nach Okinawa herunter, sehen, wie wir uns wehren gegen die amerikanischen Militärbasen und nennen uns dann Aktivisten. Aber sie verstehen gar nichts. Für uns in Okinawa ist die militärische Präsenz eine Wirklichkeit, vor der wir unsere Augen nicht verschließen können. Unser Leben im normalen Alltag ist ununterbrochen gefährdet. Was uns angeht ist mein Eintreten für den Frieden meine Lebensaufgabe.“ Das sagte uns eine Christin auf Okinawa, Frau MATAYOSHI Kyoko, die unsere Gruppe und viele andere durch Okinawa führt und begleitet. Sie brachte uns zu den historisch bedeutenden Stätten und vermittelte Begegnungen mit Überlebenden des 2. Weltkrieges, Zeitzeugen. Sie führte uns durch mehrere Museen so dass wir uns selber ein Bild davon machen konnten, wie ein und dieselbe Geschichte auf verschiedenste Weise gesehen und beurteilt wird. Dann zeigte sie uns die Heneko-Bucht, wo derzeit die Menschen auf Okinawa sich gegen den geplanten neuen Militärflughafen wenden, weil dadurch ein ganzes Korallen-Riff zerstört würde. Sie brachte uns auch mit jungen Leuten zusammen, die ihren traditionellen Tanz, kacha-shii, pflegen. Das Ganze endete mit einer Lektion sanshin. Sanshin ist ein sehr beliebtes Musikinstrument, das zum täglichen Leben der Leute auf Okinawa gehört.

Nach diesem dichten Programm waren wir emotional wie ausgelaugt. Mancher konnte nur noch weinen, andere waren buchstäblich sprachlos geworden. Für uns alle saß der Schock sehr tief. Wir suchten den Ort auf, an dem ein Militärhubschrauber auf ein Gebäude der Universität gestürzt war. Nach dem Absturz, so wurde uns berichtet, mussten sich alle Japaner, auch die japanische Polizei, von dem Ort fernhalten, das Militär räumte das Durcheinander auf und nahmen auch viele LKW voll Erde mit. Wir trafen dort Studenten und wurden zeugen ihres Zorns und ihrer Angst. Was konnten wir schon tun? Nur die Informationen aufnehmen. Wir waren in einem andern land angekommen. Unsere heimatliche Realität ist so völlig anders. Die Gruppe war erschüttert und schämte sich ob Ihrer Un-Informiertheit über Okinawa. Das war der Beginn unserer Reise. Wir fragten uns, woran es lag, dass wir so gar nichts wussten von dem, was hier vor aller Augen zutage liegt. Welche Art von Information brauchen wir, um einen Durchblick zu erlangen? Was können wir alle miteinander jetzt Sinnvolles unternehmen?

Nach einer Woche auf der Hauptinsel setzten wir unsere Reise in den Süden fort, zur Insel Iriomote. Sie liegt schon ganz nahe bei Taiwan und ist bekannt wegen ihrer unberührten natur. Wir waren im Anwesen einer christlichen Familie untergebracht, bei den Ishiharas, die einen landwirtschaftlichen Betrieb unterhalten und wesentlich davon leben. Wir halfen beim Reispflanzen, verbrachten Zeit mit Fischen und sammelten nahrungsmittel für unsere Mahlzeiten ein. Einige von uns entschieden sich dafür, quer durch die Insel zu wandern eine Erfahrung mit dem Dschungel. Andere nahmen das Kanu und erkundeten die Flussläufe und den Mangrovenwald. Wir fühlen die Segnungen der Natur und teilten unser Leben mit dem der Ishiharas. Sie waren vor 10 Jahren hierher gezogen um das einfache Leben zu führen, den Acker zu bearbeiten und einen Ort der Gastfreundschaft für Reisende zu bieten. Sie wollten auf diese Weise ihren Glauben auf verantwortliche Weise gegenüber der Erde in die Praxis umsetzen und im Teilen des reichen Segens Gottes mit andern Menschen.

Naoko, eine aus unserer Gruppe, und Frau Ishihara kamen eines Tages ins Gespräch über das Heiraten. Da meinte Frau Ishihara: „Du musst jemanden finden, der es ernst meint, jemanden, dem du vertrauen kannst.“ Naoko war überrascht, denn mit solchen Gedanken hatte sie sich letzthin viel beschäftigt. Sie war sich gar nicht sicher, ob sie überhaupt einem andern Menschen gegenüber Vertrauen aufbringen könne. Und nun stand sie vor den Ishiharas, dem lebenden Beispiel für gegenseitiges Vertrauen als der Basis für ihr gemeinsames Leben. Naoko wird dieses Erlebnis sicher nicht vergessen.

Einmal fragten wir Herrn Ishihara, ob er schon daran gedacht hätte, die Anzahl seiner Kühe zu vermehren. Seine Antwort war sehr eindringlich: „Auch andere haben mir schon die gleiche Frage gestellt. Wir haben uns aber entschieden, es bei 10 Kühen zu belassen. Wenn wir mehr hätten oder auch wenn wir mehr Reis und Gemüse anpflanzen würden, dann würden wir uns nur um diese Dinge mühen, wir würden beginnen zu rotieren. Und wir hätten keine Zeit mehr für unsere Gäste.“ Einfaches leben - so schön und befriedigend kann es sein. Die Ishiharas kannten ihre Prioritäten. So wurden die Tage auf Iriomote eine Zeit der Ruhe und des Heilens und gleichzeitig eine Zeit des Suchens nach neuen Wegen, nach unseren eigenen Prioritäten und Werten. Dafür hatten uns die Ishiharas mit ihrem Vorbild geöffnet.

Zwei Wochen auf Okinawa waren eine gründliche Begegnung mit der Wahrheit. Auf der Hauptinsel Okinawa begegneten wir dem täglichen Leid und Schmerz, den Krieg und Militarismus verursachen. Und es hat uns im tiefsten getroffen, welche Folgen das für den Menschen hat. Auf Iriomote konnten wir darüber nachdenken und unsere persönlichen Probleme einer qualifizierten Überprüfung unterziehen. Wir glauben, Gott hat uns diesen Weg geführt. Er wird uns auch in die Zukunft begleiten.

(Aus: Kyodan Newsletter 334, 2005)

Okinawa in Osaka

In der Großstadt Osaka gibt es den Stadtteil Taishô, der in der Presse oft als „Klein Okinawa in Osaka“ bezeichnet wird. Das hängt mit dem sind in den letzten Jahren ausbreitenden sog. Okinawa-Boom zusammen, weil sich die Menschen unter Okinawa eben gutes Essen und Trinken bei Tanz und Musik vorstellen.

Eine Besucherin, TSUKAMOTO Chieko, berichtet von einem Besuch in diesem Viertel Osakas. Geführt wurde die kleine Gruppe von KINJO Munekazu, der die Geschichte des Viertels erklärte. Im Zentrum des Viertel steht ein Denkmal, das an den Beginn der Textilindustrie in dieser Stadt erinnert. Diese Zeit aber ist längst vorbei. Wo früher einmal in unzähligen Spinnereien hart gearbeitet wurde, stehen heute rings ums den kleinen Park hohe Wohnblocks.

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts verfiel die Zuckerindustrie Okinawas und viele Menschen sahen sich gezwungen, Arbeit in der aufstrebenden Stadt Osaka zu suchen. Das Leben war schwierig geworden. Auch für KINJOs Mutter, die die die Arbeit in der Spinnerei die reine Hölle war. Das Leben im Ausland, fern der Heimat, die Arbeit, die keinerlei Unterbrechung oder Pause duldete - viele hielten das nicht aus und verließen ihren Arbeitsplatz. KINJOs Mutter aber hielt durch, ließ sich nicht unterkriegen.

Dann berichtet KINJO von seinen besonderen Erfahrungen: seiner Diskriminierung. Er spricht nicht gern darüber, vor allem nicht zu Japanern. Er ist selber einer - aber aus Okinawa. Er zeigt ein Anwerbeschild auf dem steht: „Hilfe gesucht. Leute aus Okinawa brauchen sich nicht vorzustellen.“ Ihre Armut zwingt die Menschen, armselige Hütten auf sumpfigem Gelände, wo Abfälle entsorgt worden waren, zu errichten. „Viele von uns haben ihre Namen aufgegeben und japanische Namen angenommen, um sich dadurch das Überleben zu sichern.“

Die Jugendlichen, die im Okinawa-Viertel von Osaka aufwachsen, zu deren Geschichte gehört, dass die Großeltern ihre Heimat verlassen mussten, dass die Eltern ihre Identität als Menschen aus Okinawa verstecken und sich bis zur Aufgabe der eigenen Identität an Japan anpassen mussten - diese Jugendlichen wollen heute ihre Identität wiedergewinnen. In Auseinandersetzung und Zusammenarbeit mit jungen Japanern. „Tanzen wir miteinander!“ Bis zur Versöhnung zwischen Japan und Okinawa ist es noch ein langer Weg. Nicht nur in den Kirchen.

(Aus: Kyodan Newsletter 340, Dezember 2006)

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