Erfahrungen aus der japanischen evangelischen Gemeinde Berlin

Als Pfarrerin und Missionarin in Deutschland werde ich manchmal gefragt: “Wozu arbeitest Du als Missionarin hier?“ Dahinter steckt die Meinung, dass in einem christlichen Land die christliche Mission einer ausländischen Gemeinde nicht nötig sei. Wenn man erfährt, dass wir eine japanische Gemeinde sind, ist man überzeugt, dass die Arbeit nur für Japaner in Deutschland ausgelegt ist. Viele japanische Missionare in Deutschland arbeiten genau auf diese Weise. Ich möchte aber nicht nur für Japaner, sondern allgemein für an Japan interessierte Menschen da sein. Durch die japanische Gemeinde haben manche Deutsche wieder zur eigenen deutschen Kirche zurückgefunden oder neues Interesse für Weltmission bekommen. Ich weiß, dass der HERR auf unterschiedliche Art und Weise durch internationale Gemeinden seine Gnade zeigt. Andererseits haben in Japan viele Leute auch durch internationale Gemeinden und Missionarsarbeit eine andere neue Sicht auf Weltmission kennengelernt und sich so motivieren können. Was für eine Rolle hat also eine internationale Gemeinde?

Ich erinnere mich an eine ältere Frau in unserer Gemeinde. Sie war über 80 Jahre alt und ist ins Seniorenheim gezogen. Beim ersten Besuch habe ich gehört, dass sie am deutschen Essen inzwischen leider keine Freude mehr hatte. Beim nächsten Besuch habe ich Onigiri (Reiskugel) und Kinpiragobou (gebratene Schwarzwurzel) mitgebracht. Dummerweise hatte ich die Stäbchen vergessen, aber sie hat sofort mit den Fingern angefangen zu essen. Ich war etwas verwundert, aber ich spürte, dass Essen eine so wichtige Funktion für Menschen hat. Ich habe dann ab dem nächsten Mal japanisches Essen mitgebracht. Aber ihr Zustand verschlechterte sich plötzlich und sie ist zum Himmel gegangen. Ich habe bereut, dass ich sie nicht noch öfter besucht habe. Aber da war etwas Trost, dass sie bis zum Schluss heimische Kost genießen konnte.

Die Rolle der internationalen Gemeinden ist nicht nur die des Gottesdienstes, sondern es gibt viel Verschiedenes in der Gemeinde. Ich habe gehört, dass man nach einem langen Leben im Ausland im Alter nur noch die Muttersprache versteht, trotz bisher so flüssig-perfektem Deutsch. Der Sohn der erwähnten Frau konnte kein Japanisch sprechen und so war in der (deutsch-japanischen) Familie keine richtige Kommunikation mehr möglich. Im Ausland kann man nicht mit anderen Menschen kommunizieren und mit der Kultur (Essen u.a.m.) auch unzufrieden sein. Das ist wirklich hart. Wie in diesem Fall zwischen Glauben, Sprache und Kultur zu vermitteln und zu unterstützen, ist doch sehr wichtig.

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Solche Arbeit scheint auf den ersten Blick nicht direkt mit Weltmission und internationalen Gottesdiensten zu tun zu haben, aber für eine internationale Gemeinde ist das Gottes Mission, Gnade und Hoffnung. Lasst uns die Missionsarbeit nicht unnötig beschränken, die Möglichkeiten der internationalen Gemeinden nicht verkleinern. Ich möchte durch Gottes Hand unsere Perspektiven weitergeben. Es wäre sehr schön, wenn wir, obwohl wir sehr klein sind, immer mit Gottes Führung und Möglichkeit der Gnade auf viele Art und Weise mit verschiedenen Menschen, egal wo sie herkommen, überall zusammenarbeiten können.

Mutsuko Akiba-Krämer, Berlin
Pfarrerin der japanische Gemeinde, Missionarin der UCCJ

Fukushima

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