Kerzendemonstrationen in Südkorea: Proteste gegen den Import von Rindfleisch aus den USA

seit Mai 2008

 



Mit Kimbap und Wasser gehe ich nun dorthin.

Ich bin 31 Jahre alt.

Von meiner Schulzeit ist mir noch in Erinnerung,
wie Studenten bei Demonstrationen
vor der Polizei flüchteten
und Tränengas eingesetzt wurde.

Damals wusste ich nicht den Grund
der Demonstrationen.

Sowohl Erwachsene als auch meine Freunde
nannten Kim Dae Jung einen Kommunisten.

In dieser Umgebung ist meine Generation aufgewachsen.

Was ich über den 18. Mai weiß, habe ich in der Schule gelernt.

Zu jener Zeit weigerte sich die Polizei, die Proteste niederzuschlagen.

Deswegen wurde die Armee dafür eingesetzt.

Sonst weiß ich davon wenig.

Gestern habe ich mir nicht vorstellen können, wie schlimm es zuging.

Nachdem ich nach Hause gekommen war, habe ich ferngesehen.

Aber es wurde weder berichtet,

dass Menschen wegen des Einsatzes von Wasserwerfern
schwer verletzt worden sind,
noch dass sie von der Polizei geprügelt wurden.

Ich befürchte, dass die Tatsachen weiterhin verschwiegen werden.

Ich mache mir Gedanke darüber, wie Menschen einst
unter dem Militärregime gelitten haben.

Sind meine Gedanke umsonst?

Weder Gewehre noch Tränengas,
trotzdem war der frühe Morgen wirklich schauerlich:
vom starken Wasserstrahl gestürtzte Menschen,
das Trampeln und die Prügel der Polizei ...

Es schien mir höllisch.

Ärgerlich, warum die Welt das alles verschweigt.

Ach ich bin kraftlos und müde.

Ich war bei der Demonstration und wurde nicht verletzt,
obwohl viele Menschen verletzt worden sein sollen.

Ich empfinde Mitleid und schäme mich,
warum bin ich denn nach Hause gekommen?

Am 1. Juni 2008, um 10:03 Uhr
(Autor: „Dae Han Minkuk“.)

 

Candle Girl

Ein Brief von unserer Partnerkirche, Presbyterian Church in the Republic of Korea PROK (4.7.2008)

Nach der Entscheidung der Regierung, die Rindfleischimporte aus den USA wieder aufzunehmen, erklärte die Verwaltung in einer von vielen als höchst arrogant empfunden Haltung, die Kerzendemonstrationen für ungültig, worauf die Gewaltanwendung durch die Polizei drastisch gestiegen ist. Tief betroffen durch diese Haltung der Verwaltung und von dem Grad der Gewalttätigkeit, bemühten sich die Führer der religiösen Organisationen öffentlich um eine Beendigung der Gewalt. Die Vereinigung der katholischen Priester für Gerechtigkeit und Frieden feierte am Abend des 30. Juni eine allgemeine Messe vor dem Rathaus von Seoul, und kritisierte die Regierung und das „neue kompromisslose Konzept“ der Behörden und der gegenwärtigen Verwaltung für „ihren Mangel an Bescheidenheit“.


PROK Pfarrer

Am Abend des 3. Juli veranstalteten die Protestanten einen öffentlichen Fürbittgottesdienst vor dem Rathaus, und heute Abend, am 4. Juli, gestalten die Buddhisten die Versammlung. Am gestrigen Nachmittag, also am 3. Juli, hielt die PROK einen Gebetsgottesdienst in der im Stadtzentrum Seouls gelegenem Hyangnin-Kirche ab, in dem sie die „Wiederherstellung der Hoheitsrechte des Volkes und eine Garantie zur Durchführung friedlicher öffentlicher Versammlungen forderte. Trotz des kurzfristigen Aufrufs nahmen etwa 400 Gläubige in der überfüllten Kirche am Gottesdienst tiel, Pfarrer und Laien, die teilweise von so weit entferntem Orten wie Haenam und Pusan am südlichen Ende der Halbinsel, gekommen waren. Nach dem Gottesdienst versammelten sich alle Teilnehmer, angeführt vom Moderator und Generalsekretär und anderen Verantwortlichen auf dem großen Platz vor dem Rathaus, um sich dem dortigen Gebetsgottesdienst und der Kerzendemonstration anzuschließen, die an diesem Abend vom National Council of Churches in Korea (NCCK) organisiert wurde. In der vorbereiteten Erklärung, die während des Gottesdienstes verlesen worden ist, tadelte die PROK die gegenwärtige Administration für ihre überhebliche Nichtbeachtung der Interessen der Menschen an gesunden Lebensmitteln und einer gründlichen Kontrolle der Nahrungsmittel; für die gewaltsame Unterdrückung der


PROK Pfarrer

Kerzendemonstrationen; und für den Überfall auf die Büros von zwei Bürgerinitiativen, die hauptsächlich die Proteste organisiert hatten, und für die Verhaftung mehrerer Personen. Alle diese Aktionen seien eine Verletzung der Menschenrechte und Bedrohung der nationalen Identität der koreanischen Menschen, deren Freiheit zur öffentlichen Versammlung von der kor. Verfassung garantiert werde. „Wo ist der Präsident, der geschworen hat, dem Volk zu dienen? Wo ist die Regierung, die bereits entschieden hat, die Durchführung des Rindfleischimports so lange hinauszuzögern bis Menschen nicht mehr befürchten, beim Genuß von importiertem Rindfleisch gesundheitliche Schäden davon zu tragen? … Der Präsident und die Regierung müssen den Menschen zeigen, dass sie bereit sind neu nachzudenken und Reue zu zeigen.“ Weiter drängte die PROK die Verwaltung zu besserer, umfassender Kommunikation zwischen Regierung und dem Volk. Sie schließt ihre Erklärung mit vier Forderungen:

1) Die Regierung erklärt, dass die mit den USA getroffenen Vereinbarung zum Import von Rindfleisch neu verhandelt wird, und dass sie sich das Recht auf eine eigene Kontrolle bewahrt.

2) Die Regierung entschuldigt sich für den Überfall auf die Büros der beiden Bürgerinitiativen und für die Beschlagnahme ihrer Computer und anderer Materialien und gibt alles zurück.

3) Die Regierung bestraft diejenigen, die für die gewaltsame Unterdrückung der Straßenproteste verantwortlich sind und garantiert das Recht zur friedlichen öffentlichen Versammlung.

4) Die Regierung respektiert das Recht und beachtet den Willen der Menschen, den sie durch ihre Kerzendemonstration ausgedrückt haben.


PROK Pfarrer

In seiner Predigt während des vom NCCK verantworteten Gottesdienstes am gleichen Abend vor dem Rathaus erklärte Pfr. IM Myoung-Kyu (der nicht nur Moderator der PROK sondern auch gleichzeitig Präsident des NCCK ist), wie schon bei seiner Predigt im Gebetsgottesdienst der PROK am Nachmittag, dass wir zu der Gewaltanwendung der Polizei, wie sie von den früheren Diktaturen her „erinnert“ werden, nicht schweigen können. Er erinnerte an Jesus, der jene, die die Leute zum Schweigen bringen wollten, mit den Worten reagierte: „Ich sage euch, wenn diese schweigen, dann werden die Steine schreien.“ In Bezug auf die Gewaltanwendung durch die Polizei, riefen sowohl Pfr. IM Myoung-Kyu als auch die während des NCC-Gottesdienstes verlesene Erklärung, zu friedlichem Verhalten auch auf der Seite der Protestierenden auf. Die Erklärung des NCCK, die im Allgemeinen der Erklärung der PROK entspricht, endete mit dem Aufruf, von einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs mutig in eine Zeit der wahren Zufriedenheit (Glücks) aufzubrechen, anders gesagt: in eine Zeit der Fülle des Lebens für alle. Während des vom NCCK verantworteten Gottesdienstes wurde auch eine Kollekte eingesammelt, um denen zu helfen, die wegen ihrer Verletzungen in Krankenhäusern behandelt werden müssen, einschließlich der Polizisten.

 


 

zur Foto-Galerie hier

Fotostrecke von den Demonstrationen. Die gefährlichste Waffe der Polizei waren die Wasserwerfer...

 

zu den Demos in Seoul

Hannes Mosler, Seoul berichtet:
12..7.08 Ausreisever-bot für Netizen (als pdf)

6.7.08 Erneute Großdemonstration (als pdf)

4.7.08 Eine Medienschlacht (als pdf)

29.6.08 Verschärfte Auseinandersetzungen (als pdf)

15.6.08 Des Wahnsinns fette Beute? (als pdf)


Es begann schon im Winter 2006/2007

In Rindfleischimporten aus den USA sind Spuren von giftigem Dioxin gefunden worden. (Dez. 2006)

Zwei US Senatoren haben inzwischen angekündigt, einen Freihandelsvertrag zwischen den beiden Ländern mit einem Volumen von 75 Milliarden Dollar zu verhindern, falls Süd Korea nicht endlich amerikanische Rindfleischimporte erlaubt. Zumal das Verbot in Süd Korea nur inoffiziell existiert. (KBS,19.1.07)

Der Leiter des Finanzausschusses im US-amerikanischen Senat Max Baucus hat Südkorea zur Wiederaufnahme des Imports von US-Rindfleisch aufgefordert. Sonst könne der US-Kongress nicht für ein bilaterales Freihandelsabkommen beider Staaten votieren. ...die südkoreanische Quarantänebehörde entdeckte Knochenfragmente. Südkorea beharrt darauf, gemäß der bilateralen Vereinbarung nur knochenfreies Fleisch importieren zu wollen. Die USA vertreten hingegen die Ansicht, dass kleine Knochensplitter nicht als riskantes Material einzustufen seien. (KBS,12.2.07)

Aktuelle Petitionen

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Aufruf: Freilassung der politischen Gefangenen in Südkorea - Dez 2017

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