2020: Letter from DOAM/Germany

KNCC. 15. - 25 Juni 2020
DOAM, 6.6.2020

Liebe Schwestern und Brüder in Christo,

"Nie mehr Krieg, Heilung und Versöhnung" – das sind wichtige Orientierungspunkte für das koreanische Volk auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft. Dieser Weg ist sicherlich oft steinig und manchmal bläst auch ein gewaltiger Gegenwind, das hat die Geschichte immer wieder gezeigt. Aber es lohnt sich auf Versöhnung zu bauen, gemeinsame Ziele zu verfolgen. Das haben wir in der DOAM immer wieder erleben dürfen. In gewisser Weise passt auch die Herrenhuter Losung für den heutigen Tag: da heißt es im 1. Sam 17, 45: "David sprach zu Goliath: Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Sichelschwert, ich aber komme zu dir im Namen des HERRN Zebaoth."

Es ist wichtig, dass die PROK in diesem Jahr an den 70. Jahrestag des Kriegsbeginns auf der koreanischen Halbinsel erinnert. Viele Menschen in Deutschland wünschen Ihnen in Korea, dass auch das koreanische Volk in Nord und Süd deutliche Schritte aufeinander zugehen kann. In Deutschland sind wir sehr dankbar, dass die Teilung seit 30 Jahren überwunden ist und wir seit dem 3. Oktober 1990 ein gemeinsamer Staat sind. Meine Biographie beginnt im Osten Deutschland, in der DDR. Ich habe die 1. Hälfte meines Lebens in der DDR verbracht und die 2. Hälfte im vereinten Deutschland. In der DDR habe ich Theologie studiert und bin zum Pfarrer ordiniert worden. Mit meinen Kirchengemeinden konnten wir die friedliche Revolution im Herbst 1989 miterleben und auch aktiv mitgestalten. Für mich war das eine sehr prägende und intensive Zeit und ich bin bis heute dankbar für diese Erfahrungen.

Mit unseren Kindern sind wir später oft dorthin gefahren, wo einst die System-Grenze zwischen Ost und West verlief. Inzwischen hat die Natur diesen Todesstreifen zurückerobert und alles begrünt, also wieder heil gemacht. Unsere Kinder fragten: "Wo war denn nun hier diese schlimme Grenze? Hier ist doch gar nichts mehr zu sehen?" - Und genau das ist es, was ich Ihnen auf der koreanischen Halbinsel von ganzem Herzen wünsche: Ich wünsche Ihnen allen – im Süden und im Norden -, dass Ihre Kinder und Enkelkinder sie einmal an der dann nicht mehr vorhandenen DMZ fragen werden: "Wo war denn nun hier diese schlimme Grenze? Hier ist doch gar nichts mehr zu sehen?" Wenn das geschieht, dann ist Krieg weit weg, Heilung hat längst begonnen und Versöhnung ist mit Händen zu greifen.

Sie sollen wissen, dass wir auch in der Ferne an Korea denken, wir Sie dauernd in unsere Gebete einschließen. "Nie mehr Krieg, Heilung und Versöhnung" – das ist der richtige Weg in Solidarität.
Im Namen der DOAM, Ihr
Carsten Rostalsky stellv. Vorsitzender der Deutschen Ostasienmission (DOAM) rostalskykorea@web.de

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