2020: Bei Debatte um Wehrpflicht nicht nur Bundeswehr im Blick haben

Pressemitteilung EAK & AGDF. 10. Juli 2020/dj

 

Bei Debatte um Wehrpflicht nicht nur Bundeswehr im Blick haben

Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für KDV und Frieden (EAK) hat vor einer übereilten Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht gewarnt. Entsprechende Forderungen nach einer Wehr- oder Dienstpflicht waren kürzlich von der neuen Wehrbeauftragten, dem Reservistenverband und auch dem evangelischen Militärbischof geäußert worden. 

„Hier etwas über das Knie zu brechen, ist viel zu kurz gedacht“, warnt Detlev Besier, EAK-Vorstandsmitglied und Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die jetzige Struktur der Bundeswehr gebe das überhaupt nicht her. „Da fehlen Kasernen, Ausbilder, Verwendungsmöglichkeiten. Das kann man doch nicht von heute auf morgen wieder umsetzen“, betont der Pfarrer. Und auch die Frage der Wehrgerechtigkeit müsse dann gestellt werden. „War es nicht so, dass zu Zeiten der Wehrpflicht viele gemusterte Jugendliche überhaupt nicht einberufen wurden, weil die Bundeswehr sie nicht brauchte?“, fragt er.

Ein ganz anderes wichtiges Thema, das nach Ansicht der EAK dabei überhaupt nicht angesprochen werde, sei die Frage nach der Kriegsdienstverweigerung und dem Zivildienst. „Ich finde es schon merkwürdig, dass hier dauernd an die Bundeswehr gedacht wird, wenn es um die Wiedereinführung der Wehrpflicht geht. Aber was ist mit denen, die aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe verweigern? Wo gibt es für diese Menschen dann Zivildienststellen? Wo Beratungsmöglichkeiten? Wurde mit den Wohlfahrtsverbänden, mit den Kirchen darüber gesprochen?“, fragt Detlev Besier. Dies alles zeige, dass hier keine einfachen Antworten möglich seien und eine Debatte über die Wehrpflicht sich nicht nur auf die Bundeswehr beschränken dürfe, so das EAK-Vorstandsmitglied.

„Es bringt nichts, jetzt hier angesichts von beklagenswerten rechtsextremen Umtrieben in der Bundeswehr die Wiedereinführung der Wehrpflicht zu fordern“, mahnt Detlev Besier. Rechtsextremismus und Rechtspopulismus seien ein trauriges Phänomen überall in der Gesellschaft, das entschieden bekämpft werden müsse. „Aber darum jetzt die Wehrpflicht wieder ins Gespräch zu bringen, das geht am Thema ziemlich vorbei“, so Besier. 

Die EAK unterstützt in diesem Zusammenhang auch die Forderungen der kirchlichen Wohlfahrtsverbände nach einer Stärkung der Freiwilligendienste. „Es wäre dringend nötig, dieses große Engagement von jungen Menschen mehr zu fördern und auch anzuerkennen“, macht Detlev Besier deutlich.

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