2013 Arnoldshain - Gott des Lebens, Klimagerechtigkeit

2.- 4. April 2013


Vorbereitungstagung für die ÖRK-Vollversammlung in Korea

"Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden"

Dr. Fritz Erich Anhelm 

GOTT DES LEBENS - GEMEINSAM FÜR KLIMAGERECHTIGKEIT


Dass wir vor Gott und den Menschen von Klimagerechtigkeit reden müssen, ist eine unabweisbare Konsequenz aus den ökologisch-sozialen Folgen des menschengemachten Klimawandels. Die am wenigsten zur fossilen Befeuerung des globalen Wirtschaftens beigetragen haben, bekommen die lebensbedrohenden Folgen dieses Irrwegs am meisten zu spüren. Dürre, Wasserknappheit und Überflutung, Verwüstung und Vergiftung, kurz: Unbewohnbar gemachte Landstriche und Inseln rauben ihnen Lebensgrundlagen, führen zu Bürgerkriegen und Flüchtlingsbewegungen. Auf das soziale Gerechtigkeitsproblem zwischen Nord und Süd, das seit der Kolonialisierung virulent und mit der Entkoloninialisierung nicht gelöst ist, setzt sich das Problem der ökologisch-sozialen Klimagerechtigkeit noch oben drauf. Es verschärft die ohnehin schon prekäre Lebenssituation großer Bevölkerungsteile in vielen Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens.


Die Problembeschreibung ist besonders in zivilgesellschaftlichen Organisationen überall auf der Welt, aber auch in UN-Klimakonferenzen und auf nationalen und internationalen politischen Ebenen längst angekommen. Aber Global Governance ist nicht in der Lage, sich auf gemeinsame und vor allem wirksame Lösungen zu verständigen. Schuld daran ist die Verteidigung von Interessen und Strukturen, die sich mit ökonomischen und geopolitischen Vorteilen verbinden. Die Asymmetrien ökonomischer und politischer Macht, die Koppelung der Wachstumsideologie an die Energieproduktion aus fossilen Ressourcen und die Dynamik ungezügelter Finanzmärkte sind die immer noch dominierenden Faktoren, die Auswege aus den Mechanismen der Selbstzerstörung blockieren.

Das alles wissen wir und können viele Beispiele zusammentragen, die es rund um die Erde belegen und konkret nachvollziehbar machen. Auch das, was bei uns politisch eigentlich schon entschieden ist, die Energiewende und der Ausstieg aus der Kernenergie, sind massiv von diesen Interessen umstellt und durchzogen und können an ihrer Dominanz immer noch scheitern. Doch gelänge diese Wende, würde sie wirklich zu dem, zu dem sie erklärt wurde, einem gesamtgesellschaftlichen Gemeinschaftswerk, könnte sie auch anderswo Kreise ziehen und ein postfossiles Wirtschaften auf den Weg bringen. Aber so weit sind wir global noch lange nicht.

Busan: Ein Pilgerweg zu Gerechtigkeit und Frieden

Auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen soll ein 7jähriger Pilgerweg „Pilgrimage of Justice and Peace“ ausgerufen werden. Drei Aspekte spielen dabei die zentrale Rolle: Gerechter Frieden, Ökonomie des Lebens und Klimagerechtigkeit. Sie können als Konkretisierungen der Thementrias des Konziliaren Prozesses gelesen werden, der damit fortgesetzt wird. Klimagerechtigkeit ist der akute Testfall. Und die Zeit drängt. Was aber meint ein Pilgerweg für Klimagerechtigkeit? Wie könnte er aussehen?

„Pilgrimage“ ist Suche nach moralischer und spiritueller Bedeutung. Was soll gelten? Vor Gott, für mich und für die Welt? Was da an Bedeutung gewinnen soll, begründet sich hinsichtlich globaler Klimagerechtigkeit in der Option Gottes für das Leben, für die Bewahrung seiner Schöpfung (Ökologische Begrenzung und Schonung) und ihr lebensdienliches Bebauen (Gerechtigkeit und Frieden). Klimagerechtigkeit muss heute theologisch in dieser Option Gottes als überlebenswichtiger Faktor des gemeinschaftlichen menschlichen Bebauens der Schöpfung interpretiert werden. In guter ökumenischer Tradition ließe sich auch sagen: Angesichts des Zustandes von Gottes Schöpfung und der Gefahren, die ihr und uns drohen, entscheidet sich am Umgang mit Klimagerechtigkeit für heute und morgen unser Zeugnis für die Einheit der Menschheit im Lichte der Einheit Gottes.

Der Pilgerweg ist Beten, Denken und Handeln im Geist dieses ökumenischen Zeugnisses. Er braucht eine erkennbare, mit sichtbaren Zeichen ausgestattete Strecke (Pilgrimage Route), Pilgerstätten, die die Bedeutung und den Sinn dieses Weges spirituell und praktisch unterstreichen (Pilgrimige Sites), und ein Ziel, das die Beschwernisse auf dem Wege lohnend macht (Pilgrimage Destination).

Die erste Strecke des Weges sind die 7 Jahre, die uns bleiben, um das bisher ununterbrochene Wachsen des CO2-Ausstosses in eine kontinuierliche Verminderung umzukehren, wenn das Ziel der Begrenzung der Erderwärmung auf 2 Grad nicht verfehlt werden soll. Diese Strecke verlangt enorme Kraftanstrengungen, mental und praktisch. Mental, weil selbstverständliche Konsumgewohnheiten auf den Prüfstand müssen und neue, der Schöpfung gemäße zu entwickeln sind. Dabei dürfen wir diese Strecke nicht unter die Überschrift des Verlustes an Bequemlichkeit stellen lassen. Viel kommt darauf an, ob wir die Deutungshoheit gewinnen, die schöpfungsgerechtes Verhalten als Gewinn von Lebensqualität geltend macht. Praktisch verlangt diese Strecke viel Kraft, weil sie einen neuen Habitus im Gebrauch und Recycling der Lebensmittel und -güter erfordert, die uns gegeben sind. Es gilt, auszuwandern aus in Beton gegossene Strukturen, aus Selbstverständlichkeiten, auf die wir uns bisher verlassen haben, die stützen und befördern, was dem Vorteil Weniger dient und die Schöpfung und ihre Geschöpfe abschreibt.

Wird diese Wegstrecke in Busan verabredet, sind die, die sie gehen wollen nicht allein und keineswegs die Ersten. Sie werden andere treffen, die schon unterwegs sind: Neue Energiegenossenschaftler und Nutzer erneuerbarer Energien, Entwicklungsorganisationen, die Klimagerechtigkeit zu ihrem Schwerpunkt gemacht haben, Missionswerke, die ihre Weltverantwortung ernst nehmen, Klimaallianzen global, regional und lokal, Gewerkschaften und Umweltverbände, Menschenrechtsorganisationen und Hilfswerke aller Art, sogar ein seit 2011 existierendes „Green Pilgrimage Network“ der großen Weltreligionen, das sich bereits auf einem 7jährigen Pilgerweg befindet. Es ist das größte interreligiöse Klimanetzwerk (http://www.green-pilgrimage-network.de). Dies alles darf nicht aneinander vorbei gehen. Was in Busan beschlossen wird, wirkt nachhaltig nur über die auch zwischen den zivilgesellschaftlichen Organisationen immer noch existierenden Hecken und Zäune hinweg.
Deshalb sind Pilgerstätten und Herbergen notwendig, an und in denen die Pilgernden einander treffen. „Pilgrimage Sites“ sind Orte und Räume der gemeinsamen Kontemplation und Aktion, Zentren der Reflektion und Orientierung auf dem Wege, Lernorte für transformative Spiritualität und verantwortliches Gemeinschaftshandeln. Sie weisen uns aufeinander hin durch verbindende und verbindliche Begegnung. Diese Orte können auch Kongresse, Tagungen und Events sein, jenseits eingefahrener Tagesordnungen und selbstbezogener Nischenkommunikation. An den „Pilgrimage Sites“ geschieht öffentliche Proklamation des Gemeinsam-auf-dem-Weg-Seins. Hier wird eingeübt, was Andere mit sich zieht und in Bewegung bringt, die erste und die zweite Meile und alle, die noch folgen bis zum Ziel.

Was ist das Ziel (Pilgrimage Destination)? Wo wollen wir ankommen? Was in Sachen Klima erreicht werden muss und eher schon verfehlt als erreicht werden wird, ist klar: Die Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als 2 Grad. Sie bedeutet den Totalausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger bis 2050. Aber was Klimagerechtigkeit angeht, sind die Konturen des Zieles noch nicht wirklich deutlich. Wir sind noch zu weit davon entfernt, um den realistisch erreichbaren Maßstab klar zu erkennen. Versuche wie das „Greenhouse Development Rights Framework“ mit der Berechnung von „Responsibility-Capacity-Indexes (RCI)“ sind bisher nicht mehr als mögliche Wegmarken. Doch die universalen Werte, die auf dem Weg zum Ziel zur Geltung kommen und praktisch erwandert werden sollen, lassen sich durchaus schon beschreiben.

Klimagerechtigkeit meint, die Würde der Schöpfung und der Geschöpfe, aller Geschöpfe, so zu achten, dass dies unser Handeln bestimmt und nicht nur guter Vorsatz bleibt. Es meint die Große Transformation unseres Denkens und Handelns auf das Lebensdienliche hin, auf Nachhaltigkeit und Empathie für Gottes Schöpfung und seine Geschöpfe. Das politisch und gesellschaftlich, ökonomisch und sozial, lokal und global aus zu buchstabieren, neue Verhaltensmuster dafür zu kreieren und in die Tat umzusetzen, bringt uns dem Ziel der Klimagerechtigkeit näher. Hier kommen die drei zusammen: Ökonomie des Lebens, gerechter Friede und Klimagerechtigkeit. Sie tun es allerdings in all der Widersprüchlichkeit, die das Leben bereit hält.

Das Ziel erscheint überkomplex und als Überforderung des Einzelnen. Dies wird allein schon deutlich, wenn wir uns die unterschiedlichen Lebenssituationen vergegenwärtigen, in denen wir uns befinden. Die Einen haben keine wirkliche Wahl, leben buchstäblich von der Hand im Mund, verhungern an ungerechter Verteilung von Lebensmitteln und Teilhabe. Die Anderen sind von konsumtiven Verführungen umstellt, die sie auf Schritt und Tritt verfolgen und sie sogar gegen ihren Willen strukturell vereinnahmen. Die Einen müssen sich um ihres Überlebens willen aus Armut, Hunger, Krieg befreien, die Anderen aus den Fängen des strukturellen Zwangs, in denen sie als „Verbraucher“ funktionieren sollen. Wo kommt das zusammen?

Wenn es über solche Gräben hinweg Brücken auf dem Pilgerweg geben soll, werden sie zu allererst vom gemeinsamen Gebet und Zeugnis getragen. Wir sind getauft auf die Freiheit der Kinder Gottes in Verantwortung für einander. Wir leben aus dem einen Atem Gottes, der uns darauf verpflichtet, uns gegenseitig Raum zum Leben und Atmen zu lassen.

Das ist leichter gesagt als gelebt. Weil das so ist, und weil es so schwer ist, uns auf das Leben für einander einzulassen, und weil wir so unterschiedlich betroffen sind, wird der Pilgerweg hin zu Klimagerechtigkeit für viele von uns als Buß-Gang beginnen müssen (Penitential Pilgrimage). Das mögen wir nicht gern hören. Aber es sollte uns bewusst sein: Ohne das Eingeständnis von Schuld, ohne das Schuldbekenntnis, das unserern Beitrag zum Überlebensproblem zum Thema macht, bleibt die Transformation hohl, unwahrhaftig und unglaubwürdig. Dabei ist das verbreitete Verständnis, ein Buß-Gang sei Rückschritt, sei Verzicht auf Perspektive, sei depressionsfördernd, falsch. Buße öffnet stattdessen die Türen zu Vergebung und Versöhnung und zu neuen gemeinsamen Wegen. Wüssten wir dies nicht, wir hätten wenig Vertrauen in das Evangelium, das uns zusammen bringt.

Der Buß-Gang ist also nicht nur Kopfsache mit Asche auf dem Haupt. Er öffnet die selbst geschaffenen Sackgassen. Er bedeutet Abschied von fossil befeuerter Wirtschaft und führt zu erneuerbaren Energien mit all der dazu gehörenden Technik und Effizienz. Aber das reicht nicht. Dieser Buß-Gang schreibt auch der Suffizienz neue Bedeutung zu, begrenzt den Verbrauch von Ressourcen, befreit zur Ökonomie des Genug. Diese „Ökonomie des Genug“ ist eine der Umverteilung, der Verteilungsgerechtigkeit zwischen denen, die längst genug zum Leben haben und denen, für die „genug zum Leben zu haben“ das schiere Überleben bedeutet. Das Wort des australischen Agrarwissenschaftlers, Zoologen und Biologen, ehemaligen Mitarbeiters des ÖRK-Programms „Wissenschaft, Technik und Zukunft“ und Vizemoderators von Kirche und Gesellschaft, Charles Birch: „Einfacher leben, damit andere einfach überleben können“, es ist beileibe nicht überholt.

Zu diesem Buß-Gang gehört auch eine Lebenspraxis der Subsistenz, die das Gebrauchte bewahrt, seine Weitergabe und -nutzung und Wiederverwendung höher bewertet als seinen Besitz. Da geht es nicht mehr um „Verbrauchen“ und seine Folge, das von uns so verniedlichend verkleidete „Entsorgen“, sondern um eine mit der Schöpfung und den Mitgeschöpfen solidarische Ökonomie. Subsistenz, das ist der Gegenentwurf zu Profitmaximierung und ihrer hochprofessionell so gefährlich verblödeten Ausprägung in den Geschäftsmodellen der internationalen Finanzmärkte.

Auf dem Pilgerweg zu einer Ökonomie für das Leben, zu gerechtem Frieden und Klimagerechtigkeit liegen also nicht Stolpersteine, die sich leicht umgehen lassen. Vor uns liegen riesige Gebirgsmassen bestehender Strukturen und in sie eingebaute, inzwischen computergestützt selbst laufende Dynamiken zur Beförderung von Ungerechtigkeit. Sie erstrecken sich bis weit hinein in unseren für privat gehaltenen Alltag und ersticken das Lebensdienliche, dem wir doch eigentlich folgen wollen. So wird der Pilgerweg zum Exodus aus babylonischen Gefangenschaften, die für zu Viele so selbstverständlich geworden sind, dass sie die Möglichkeit der besseren Gerechtigkeit gar nicht mehr denken können oder wollen.
„Gerechtigkeit! Gerechtigkeit! Jage ihr nach! Dann wirst du leben!“ übersetzt die Bibel in gerechter Sprache aus dem 5. Buch Mose (Kap. 19, Vers 20). Kurz davor heißt es -nun in der Luther-Übersetzung- : „Geh hin zu der Stätte, die der Herr, dein Gott erwählen wird“ (Kap. 19, Vers 16).

Was heißt das für Busan und den Schritt auf Klimagerechtigkeit zu?

Ob die Vollversammlung in Busan wirklich etwas auf den Weg bringt, wird davon abhängen, wie weit dort der herrschende Minimalismus ökumenischer Gemeinsamkeiten überschritten werden kann. Der akute Testfall für die neue Dimension ökumenischer Gemeinschaft ist der Umgang mit der für ökumenische Weltverantwortung unabweisbaren Antwort auf die Frage nach Klimagerechtigkeit. Eigentlich müssten dafür die schöpfungstheologischen Berührungspunkte zwischen den unterschiedlichen Ekklesiologien der Mitgliedskirchen gute Voraussetzungen bieten. Die Frage lautet: Was ist der Situation der fortschreitenden Erderwärmung, in der wir uns schöpfungs- und menschheitsgeschichtlich befinden, und der sozial-ökologischen Folgen für viele Regionen der bewohnten Erde ökumenisch angemessen?

„I had a dream“, begann Martin Luther King seine berühmte Rede vor dem Kapitol in Washington. Desmond Tutu ging in seinen Lebenserinnerungen noch weiter: „Gott hat einen Traum“. Der Traum für Busan könnte so aussehen:

Wenn die Entscheidung über den Pilgerweg ansteht, bewegen sich viele der Delegierten zu den Mikrofonen im Saal. Angeführt werden sie von denen, die Zeugen des Unrechts in und gegenüber ihren Ländern und ihren Bewohnern sind, die die Lasten des Klimawandels bereits deutlich spüren. „Stopp! Es reicht!“ sagen sie. „Wir können und wollen es nicht mehr tragen und ertragen!“ Sie fordern für ihre Regionen die Lebensperspektive ein, die Gerechtigkeit und Frieden mit der Bewahrung der Schöpfung verbindet. In all der Verzweiflung und Bedrängnis, der sie ausgesetzt sind und der Hoffnung, die trotz allem in ihnen lebt. Sie werden gehört. Dann mischen sich ihre Stimmen mit denen, die in Regionen leben, in denen die Hauptverursacher der globalen Bedrohung an ihren Profitinteressen festhalten. Die Mischung der Stimmen mag am Anfang wenig aufeinander abgestimmt sein. Aber mit der Zeit schält sich eine Grundmelodie heraus: Weg von den Fleischtöpfen der Macht, von den Geschäftsmodellen der Finanzmärkte, von der Anbetung des eigenen Vorteils. Hin zur Großen Transformation, zum Bund für den gemeinsamen Pilgerweg mit dem Ziel eines neuen Gesellschaftsvertrags in Verantwortung vor Gott und der Oikumene, der bewohnten Erde. Die Unstimmigkeiten verlieren sich. Die Stimmen greifen ineinander: „Wir tragen es gemeinsam. Und alle tragen das dazu bei, wozu sie in der Lage sind, weil Gott es ihnen zum gemeinsamen Gebrauch gegeben hat. Lasst uns den Weg zu gerechtem Frieden und Klimagerechtigkeit in konziliarer Gemeinschaft gehen!“

Genau hier könnte der Traum von der Realität eingeholt werden. Wenn es kein böses Erwachen geben soll, wird sich nämlich zeigen müssen, ob der Ruf zum Pilgerweg in konziliarer Gemeinschaft auf eine belastbare Logistik zählen kann. Für den ÖRK und seine Mitgliedskirchen bedeutet dies, das Netz gerecht verteilter Verantwortlichkeiten neu zu knüpfen. Es wird auch ein Netz für die gemeinsame globale Kampagnenfähigkeit sein müssen. Bereits bestehende Kapazitäten auf der globalen Ebene wie z.B. ACT Alliance gehören dazu. Aber vor allem wird es an Subsistenz orientierte lokale Entwicklungen der Transformation sicherstellen und tragen, besonders dort, wo Klimagerechtigkeit das dringend erfordert und bereits eingetretener Schaden gerechtes und friedensförderndes Handeln verlangt.

Ohne einen „Ökumenischen Fonds für Gerechten Frieden und Klimagerechtigkeit“ bleibt der Pilgerweg ein Trampelpfad. In den Fonds kann vieles einfließen, was bisher unter dem Label „Entwicklungsdienst“ firmiert. Aber es wird nicht reichen. Bei weitem nicht. Zu vieles steht auf dem Prüfstand der Lebensdienlichkeit für Gottes Oikumene, für das Bewahren und das schöpfungsgerechte Bebauen, für die Bewohnbarkeit der uns von Gott geschenkten Erde.
Zu der Stätte, „die der Herr, dein Gott erwählen wird“, geht nach der biblischen Tradition niemand mit leeren Händen. Was er oder sie mitbringen, kommt aus dem Segen, „den dir der Herr, dein Gott gegeben hat“ (5. Mose 16, 16 f). Das braucht die Kreativität und den Willen, die nötigen Mittel für die Logistik dieses Pilgerwegs bereit zu stellen. Drei Mal im Jahr -so die biblische Regel- soll die Kollekte dafür ausgeschrieben werden, überall in den Gemeinden. Und was Europa angeht, kann der in seinen Kirchen bereits eingeführte „Ökumenische Gebetstag für die Schöpfung“ auch zum Tag der Umverteilung mit der weltweiten Ökumene werden.

Der Green Climate Fonds (GCF) der UN, der dem Klimaschutz und Ausgleichszahlungen an die vom Klimawandel besonders betroffenen Länder dienen soll, und dessen Verwaltung in Songdo / Südkorea seinen Sitz haben wird, ist bisher eine leere Hülle. Ob er wie geplant bis zum Jahr 2020 mit jährlich veranschlagten 100 Milliarden US-Dollar gefüllt wird, ist angesichts des erneuten Scheiterns einer entsprechenden Übereinkunft bei der letzten UN-Klimakonferenz in Doha völlig ungeklärt.

Umso mehr steht die Vollversammlung des ÖRK in Busan (auch in Südkorea) unter hohem Erwartungsdruck. Sie kann sich nicht an die Stelle von Global Governance setzen. Aber sie kann das deutliche Wegzeichen aufrichten, an dem niemand ohne Betroffenheit vorbeigeht. Wer in Busan an die Mikrofone tritt, tut dies im Bewusstsein der Verpflichtung für sich, die Kirchen und die ganze Oikumene. Sie enthält auch den notwendigen Beitrag zur Logistik des Pilgerweges. Wäre es denn so, käme es denn so, gewönne der Traum ein lebendiges Gesicht.

„Die Kreatur wird frei werden von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Römer 8, 21). So Paulus. Und er fügt hinzu: „Gott ist hier, der da gerecht macht“ (Römer 8, 33). Die Freiheit der Kinder Gottes steht „hier“ im Dienst an seiner Gerechtigkeit. Der drückt sich darin aus, dass nichts, aber auch gar nichts uns scheiden mag „von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist“ (Römer 8, 39). Das ist die Liebe, die dem Leben dient.

Was immer in Busan geschieht. Es wird daran gemessen werden, ob es als lebensdienlich im Lichte der Gerechtigkeit Gottes gesehen werden kann. Oft höre ich, dass wir diese Vollversammlung nicht mit zu hohen Erwartungen überfrachten sollten. Doch ohne den Mut der ökumenischen Gemeinschaft, mit allem Ernst und aller Entschlossenheit ein deutliches Zeichen für gerechten Frieden und Klimagerechtigkeit aufzurichten, wird sie hinter den Möglichkeiten ökumenischer Weltverantwortung zurück bleiben. Das wirksamste Signal in die Mitgliedskirchen, die ökumenische Bewegung und an alle, die schon auf dem Wege sind, wäre die Bekräftigung: Let’s go on pilgrimage! For just peace and climate justice!

Loccum, 14. 3. 2013 Fritz Erich Anhelm