Koreanische Hardliner

26. Mai 2010

URL: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/?em_cnt=2688185&em_loc=1775

Koreanische Hardliner
Analyse von Karl Grobe, Frankfurter Rundschau

Hillary Clinton hat die südkoreanische Regierung ihrer felsenfesten Unterstützung versichert und die Nordkoreaner zur Mäßigung aufgefordert. Mehr konnte die US-Außenministerin während ihres Vier-Stunden-Besuchs in Seoul nicht tun; den schwierigen Rest erledigen die Fachleute, sofern sie an zuständiger Stelle vorgelassen werden.

In Pjöngjang sind die Chancen dafür einigermaßen gesunken, seit Kim Jong Ils Führungscrew alle, aber auch alle Kontakte mit Südkorea abgebrochen hat. Damit sind faktisch auch die USA und fast alle anderen möglichen Vermittler erst mal ausgesperrt - und haben sich durch notwendige Solidaritätserklärungen selber vor die Tür gestellt. Über die Versenkung der südkoreanischen Korvette im März wird es keine allseits akzeptierten Untersuchungen geben, geschweige denn Schadenersatz oder andere Ablasszahlungen. Eine - gemessen an dem nun 60 Jahre währenden Unfrieden auf der Halbinsel - Detailfrage, doch aus ihr wächst größere Gefahr.

Dass dort, wo das Schiff versenkt wurde, nordkoreanische Torpedoteile und andere Indizien gefunden wurden, steht wohl fest. Übersehen wird der Tatort in der Nähe der Inseln Paengnyongdo und Taechongdo; er liegt sicher südlich der sogenannten Nördlichen Grenzlinie (NLL), aber wohl in einem Seegebiet, das Nordkorea beansprucht. Die NLL ist nämlich 1953 einseitig von den UN-Militärs, also vom US-Kommando, festgelegt worden. Das Seerecht sieht ganz andere Verläufe vor. Nordkorea hat jedoch mit keiner öffentlichen Silbe wegen eventueller Grenzverletzung protestiert. Das ist das sicherste Indiz für den Ort, an dem die Verantwortung für den Untergang und den Tod von 46 Matrosen liegt.

Die Eskalation ist größtenteils Pjöngjangs Werk: Kappen der Kontakte, Drohung mit militärischer Vergeltung, falls Südkorea die Propagandalautsprecher an der Demarkationslinie entmottet, geplante Ausweisung südkoreanischer Facharbeiter aus der gemeinsamen Industriezone Kaesong, Ausgehverbot für ohnehin in ständiger Alarmbereitschaft stehende Soldaten. Die Reaktionen des Südens, so erforderlich sie der Umgebung des konservativen Präsidenten Lee Myung Bak erscheinen, halfen freilich heftig mit.

Erstmals seit 2004 gilt der Norden wieder als Hauptfeind, bisher war der offenkundige Tatbestand entspannungsfördernd umschrieben worden. USA und Südkorea halten Seemanöver ab, wenn auch in sicherer Distanz von der NLL. Kims Interpreten halten solche Dinge für akute Kriegsvorbereitung. Sie zu unterlassen hätte aber die öffentliche - veröffentlichte - Meinung in Seoul und ringsum dem Hardliner Lee nie verziehen.

Viel mehr als den Beweis, dass "man etwas tut", um Empörung und Entrüstung in Grenzen zu halten, hat das nicht zu bedeuten. Nur weiß das nordkoreanische Establishment das nicht so genau, nimmt es also ernster als objektiv nötig. Gäbe es einen heißen Draht zwischen Seoul und Pjöngjang, wäre der Versuch einer Erläuterung möglich. So aber kann alles, was der Einhaltung des Waffenstillstands von 1953 dient, wohl nur über Peking laufen. (Einen Friedensvertrag gibt es ja nicht, der Kriegszustand dauert fort und lauert weiter). Doch selbst auf die chinesischen Brüder und Freunde hören die Kims, beschäftigt mit Gesundheitsfragen und Nachfolgefragen, schon lange nicht mehr.

 

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Dokument erstellt am 26.05.2010 um 17:04:16 Uhr
Letzte Änderung am 26.05.2010 um 21:24:35 Uhr
Erscheinungsdatum 26.05.2010 | Ausgabe: d
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