2004: 120 Jahre Ostasienmission (2)

A U S S T E L L U N G

12 Bildtafeln zur Geschichte der Ostasienmission und ihre gegenwärtige Arbeit durch die Missionswerke

„international - interkulturell - interreligiös“

Aus Respekt vor der fremden Kultur zeigten die Missionare von Anfang an ein großes Interesse an den einheimischen Religionen. Ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Theologie und das Studium der Sprache waren Voraussetzungen für jeden Mitarbeiter.

Drei Phasen der Mission
Von 1885 bis 1900 liegt der Schwerpunkt auf der literarischen, geistigen und schulischen Arbeit. Ernst Faber (1839-1899) wirkt in Shanghai und Wilfried Spinner (1854-1918) in Tokyo.
Nach der Jahrhundertwende bis 1930 gewinnt die sozial-praktische Arbeit an Bedeutung durch die Errichtung und Unterhaltung von Kindergärten, Spitälern und Polikliniken. Daneben spielt auch die pädagogische Tätigkeit eine besondere Rolle. 1902 gründet Richard Wilhelm (1873-1930) das „Deutsch-Chinesische Seminar“ in Tsingtau (Qingdao). Seit 1930 stehen die Hinwendung an den Einzelnen sowie die Stärkung der Gemeindetätigkeit in Zusammenarbeit mit einheimischen Kirchen im Vordergrund.
Der Zweite Weltkrieg führt zu einer Trennung des deutschen und des schweizerischen Zweiges der OAM. Heute arbeiten die beiden Missionen, DOAM und SOAM, wieder zusammen. Die DOAM ist in die Missionswerke in Berlin und in Stuttgart integriert Sie organisiert zus. mit den Missionswerken interreligiöse Studien sowie regelmäßige Tagungen zu ostasiatischen Themen und pflegt sehr intensive Kontakte zu Kirchen und theologischen Forschungsinstituten in Ostasien. Die SOAM ist Trägerverein von „mission 21“ in Basel und hat Partner in Japan, Südkorea und Indonesien.
2004 feierte die Ostasienmission ihr 120-jähriges Jubiläum in Weimar.

Die Zwölf Bildtafeln führen in die verschiedenen Tätigkeitsfelder der Ostasienmission bei einem Gang durch ihre 120-jährige Geschichte.
Mission setzt damals wie heute voraus, dass es Menschen gibt, die bereit sind, auf der Grenze zu leben: sich zwischen verschiedenen Ländern zu bewegen, in verschiedenen Kulturen heimisch zu werden, mit verschiedenen Religionen nach Gott zu suchen. Auf diesem Weg bedarf es immer wieder neuer geistiger, geistlicher und materieller Unterstützung. Dafür erbitten wir Ihre Hilfe.
Die Ausstellung kann für Ausstellungen in Kirchen, Gemeindehäusern und an anderen Orten ausgeliehen werden. Wenden Sie sich bitte an Pfr. Schneiss, Zähringer Str. 16, 69115 Heidelberg, schneiss@doam.org oder an: Frau Gisela Köllner, EMS, e-mail: Gisela Köllner.
Kosten: 100 € (zuzüglich Transportkosten)



zur Ausstellung

1. Die Ostasienmission - ein Überblick
2. Ernst Faber und sein Vermächtnis - das Faber-Hospital
3. Winfrid Spinner...
4. Richard Wilhelm - Schulmission bis 1920
5. Richard Wilhelm - "geistiger Mittler zwischen China und Europa"
6. China - Schularbeit und ärztliche Mission bis 1952
7. Japan - Gemeindearbeit bis 1945
8. Zweiter Weltkrieg und die Folgen
9. Theologen-Ausbildung in China heute
10. Menschenrechtsarbeit und Migrantenproblematik in Korea heute
11. Interreligiöser Dialog und soziales Engagement in Japan heute
12. Werbung für die Mission in der Heimat


P O S T K A R T E N S E T

"Frauen in Japan um 1900"



Bestellungen richten Sie bitte an:

Evang. Missionswerk in Südwestdeutschland
Frau Gisela Köllner
Vogelsangstr. 62
70197 Stuttgart
Tel.: 0711-6367831


Prof. R. Neu in Weimar am 26.9.2004

Die vielfältige Gnade Gottes und das Proprium evangelischer Mission

"Die Religionen sind nur Haushalter dieser Gnade Gottes. Und wir lesen im Neuen Testament, dass wir Haushalter einer sehr vielfältigen Gnade Gottes sind (Mt 25,14-30, par. Lk 11,11-24). Von daher verbietet sich jeder Absolutheitsanspruch. Das heißt für das Gespräch zwischen den Religionen: die Wahrheit hat viele Facetten, die Wahrheit ist bunt und nicht grau und sie kann mich auf unter-schiedlichen Wegen erreichen. Theo Sunder-meier schreibt dazu: „Der Fremde ergänzt mich. Durch die Begegnung mit dem Fremden werden Defizite erkennbar und die Sehn-sucht nach dem Ganzen wird geweckt. ... Fremdbegegnung dient der Bereicherung.“

Wenn die Religionen Haus-halter der Gnade Gottes sind, dann verdankt der Mensch sein Heil nicht seinem eigenen Wollen und Können, sondern allein der grundlosen Gnade Gottes. Jede Religion weiß im Tiefsten, dass jeder Ver-such einer Selbsterlö-sung zum Scheitern verurteilt ist. Wir verdächtigen gern den Buddhismus, dass er eine Religion der Selbst-erlösung ist, und manche vor allem moderne Tendenzen scheinen ja auch darauf hinzuweisen. Der praktizierende Buddhist ist sich jedoch durchaus bewusst, dass Befreiung von Unwissen-heit und Endlichkeit nicht als Eigenleistung ange-sehen werden kann. Die buddhistischen Traditionen haben diesen Ü-bergang immer einer Wirklichkeit zugeschrieben, die jenseits des individuellen ich-verhafteten Selbst liegt. Auch bei der buddhis-tischen Vorstellung von Befreiung oder satori schwingt immer eine Intuition des Höchsten und Letzten mit, von dessen Perspektive aus die Dinge dann neu gesehen werden können.

Die zentrale Botschaft evangelischer Mission bleibt auch im inter-religiösen Dialog aktuell und kann kommuniziert werden: Jeder Mensch verdankt sein Leben und sein Heil nicht seinem eigenen Wollen und Können, sondern allein der grundlosen Gnade Gottes. Jeder Versuch einer Selbsterlösung wird zum Scheitern verurteilt sein.

Die religiösen Traditionen und die spirituellen Erfahrungen, die einen Menschen prägen, egal in welchem religions- und kulturgeschichtlichen Kontext, haben jedoch in jedem Fall ihre eigene Bedeutung und ihren eigenen Wert. Sie sind der jeweils spezielle Weg der Vorbereitung eines Menschen auf die Begeg-nung mit dem Höchs-ten. Alle religiösen Wege jedoch - so sagten wir - verlieren sich unterhalb der Gipfelregion des Höchsten. In diesem Bereich jenseits mensch-lichen Wollens und Kön-nens ist uns Christen Gott in Jesus Christus begegnet. Davon berichten wir und dieses Bekenntnis wird auf unserer Seite der tiefste und zugleich per-sönlichste Kern eines gelingenden Dialoges sein."