ST2018 - Materialien

Studientagung der DOAM
in der Evangelischen Akademie Bad Boll, 3. - 5. April 2018

Thema:   Der neue Nationalismus in Japan

Materialien:

Prof. Eiichi KIDO,  Osaka

1.  Aufsätze in deutscher Sprache

2.  Die Remilitarisierung Japans nach 1945.
(dt)  www.pahl-rugenstein.de

Eiichi Kido zeigt in seiner minutiösen Analyse, wie die japanische (Rüstungs-)Politik nach dem 2. Weltkrieg in kleinen, aber immer weiter reichenden Schritten von ihrem »Verfassungsschwur« (Art. 9) des dauerhaften Verzichts auf militärische Mittel in der Politik abgerückt ist und ihre - als »Selbstverteidigungskräfte« schöngeredete - Rüstung in enger Anlehnung an diesen ostasiatischen
imperialen Stützpunkt der USA - wieder aufgebaut hat.
Die wissenschaftliche und politische Bedeutung der Kidoschen Analysen besteht in der Lückenlosigkeit, mit der von ihm dieser Doppelprozeß als solcher herausgearbeitet wird: die Unterwerfung Japans unter die US-amerikanischen Hegemonialinteressen im ostasiatischen geopolitischen Aktionsbereich und die fortschreitende Demontage der japanischen Friedenspolitik, die den Japanern nach 1945 von dem Sieger abverlangt worden war.
Wenn man die militärischen Hilfsleistungen Japans für die US-amerikanische Irak-Okkupation hinzunimmt, wird deutlich, daß die Remilitarisierung Japans als willfähriger Bündnispartner der USA als ein Kernelement des US-amerikanischen Imperialismus im fernen Osten gesehen werden muß sowie gleichzeitig als wesentlichster Faktor der Vereitelung einer strikt friedenspolitischen Neuordnung der japanischen Politik.
Die Arbeit Kidos erweist sich damit als ein wichtiger Beitrag zur globalen Postfaschismus-Analyse wie auch zur Imperialismus-Analyse nach dem 2. Weltkrieg.
(Buch-Umschlag)


5 Aufsätze zur "geplanten"  Verfassungsänderung in Japan
Quelle: The Asia-Pacific Journal | Japan Focus Volume 16 | Issue 5 |  Feb 19, 2018

1.  The Constitution, Human Rights and Pluralism in Japan:
Alternative Visions of Constitutions Past and Future.  Tessa Morris-Suzuki

2.  We, the Japanese People: Rethinking the Meaning of the Peace Constitution
C. Douglas Lummis

3.  Prime Minster Abe’s Constitutional Campaign and the Assault on Individual Rights
Okano Yayo

4.  Affirmative Action Policies
 Under the Postwar Japanese Constitution: 
On the Effects of the Dōwa Special Measures Policy
Noah McCormack

5.  Rethinking Japan’s Constitution
 from the Perspective of the Ainu and Ryūkyū Peoples
Uemura Hideaki, Jeff Gayman


Zu "Nationalismus" und zur "Verfassung" siehe auch:

Verfassung  auf der Homepage der DOAM

Yasukuni  auf der Homepage der DOAM

Nationalismus im japanischen Buddhismus
Ein wichtiges, empfehlenswertes Buch dazu ist 1999 in deutscher Sprache erschienen, allerings leider vergiffen und nur antiquarisch zu bekommen:
Brian Victoria, "Zen, Nationalismus und Krieg - Eine unheimliche Allianz"
erschienen im Theseus Verlag. 399 Seiten. (Übersetzt aus dem Englischen, "Zen at War", 1997).

Über den Autor (1999)
victoria brian 380Brian A. Victoria hat an der Komazawa-Universität in Tokio einen Magisterabschluß in Buddhologie erworben und seine weiterführenden Studien am Institut für religiöse Studien der Tempel-Universität mit der Promotion abgeschlossen. Außerdem besitzt er einen Schwarzen Gürtel ersten Grades in Aikido.
Er hat die Dharma-Übertragung vom Ehrwürdigen Asada Daisen, dem Abt des Jökuin-Tempels in der Präfektur Saitama erhalten und ist Zen-Priester der Sötö-Tradition. Der Autor wurde in der Vergangenheit aufgrund seiner Opposition gegen den Vietnamkrieg sowie wegen der Unterstützung politischer Gefangener in ganz Asien aus Taiwan, der Volksrepublik China, Korea, aus (dem ehemaligen) Südvietnam und aus Japan ausgewiesen. Zur Zeit arbeitet Dr. Victoria am Institut für asiatische Sprachen und Literatur an der Universität Auckland in Neuseeland.

Klappentexte:(Ausgabe 1999)
Zen, Nationalismus und Krieg beleuchtet die unheimliche Allianz von japanischem (Zen-) Buddhismus. Nationalismus und Militarismus in der Zeit von 1868 bis 194 5 und die »Vergangenheitsbewältigung« des Zen nach dem Zweiten Weltkrieg. Anhand umfangreichen Quellenmaterials zeigt der Autor. wie bereitwillig und nahezu widerstandslos sich der Zen-Buddhismus in die japanische Kriegsmaschinerie einbinden ließ. Nur wenige Buddhisten begehrten gegen diese Entwicklung auf. Führende Zen-Meister und -Gelehrte jener Zeit unterstützten selbst extreme nationalistische Positionen mit buddhistischen Argumenten: zögerten nicht. sogar Krieg. Mord und Totschlag mit buddhistischem Denken in Einklang zu bringen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das »Soldaten-Zen « problemlos als »Unternehmens-Zen « reaktiviert und den Firmen als probates Mittel für das japanische Wirtschaftswunder angedient. In jenen Jahren wurde Zen auch im Westen zunehmend bekannt. Dazu trugen wesentlich jene Zen-Meister und -Gelehrten bei. die sich zuvor durch ihre Unterstützung des imperialen Staates hervorgetan hatten. Eine dieser Persönlichkeiten war der bekannte Gelehrte D. T. Suzuki. Mit ihm. dessen Ausführungen über die Einheit von »Zen und Schwert« bereits die deutschen Nationalsozialisten, tief beeindruckten, beschäftigt sich Brian Victoria in diesem Buch sehr eingehend.
War das alles mit buddhistischem Denken zu vereinbaren oder stellt es dessen Pervertierung dar? Dieser Frage geht der Autor im vierten Teil des Buches nach, der zum ersten Mal in der deutschsprachigen Ausgabe erscheint.
Prof. R. Zöllner
veröffentlichte in seinem Blog seine Kritik an der neuen Schulbuchpolitik der Regierung Abe.
http://wp.me/pp3Fm-1h3

Mythen, Flaggen, Helden: Das Geschichtsbild der japanischen Liberaldemokraten
by Reinhard Zöllner
Die Liberaldemokratische Partei Japans (Jiyū Minshutō 自由民主党, die aktuelle den größten Teil der japanischen Regierung unter Ministerpräsident Abe Shinzō 安倍晋三stellt und eine satte Mehrheit im Unterhaus besitzt) hat eine Broschüre herausgegeben, in der die aktuell auf dem Markt erhältlichen sieben Lehrbücher für den Geschichts- und Staatsbürgerunterricht an Mittelschulen verglichen und bewertet werden. Sie trägt den umständlichen Titel "Schulbücher für unsere Kinder, welche Patriotismus und moralische Gesinnung fördern, die das neue Grundgesetz der Erziehung weist". Ihr Zweck ist, den LDP-Politikern (und anderen Gleichgesinnten) in den Erziehungskommissionen (Kyōiku Iinkai 教育委員会), welche in den Städten und Gemeinden über die Auswahl von Lehrbüchern entscheiden, die Wahl zu erleichtern. Die LDP bewertet von den sieben Werken, die das japanische Kultusministerium offiziell zugelassen hat, nur zwei uneingeschränkt positiv. ....