2021: Kirchen in China unter der Corona-Krise

Corona-Virus
Februar 2021


Kirchen in China unter der Corona-Krise

Die rasante Verbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 verunsichert immer mehr Menschen weltweit. Niemand weißt, wie lange wird die Coronakrise andauern! Und die Welt könnte gar nicht einfach zur Normalität zurückkehren.

Bei der ersten Pandemiewelle in China hat das Virus ab 23. Januar bis 08. April 2020 ergriffenen Maßnahmen große Teile Chinas lahmgelegt. Viele Städten haben sofort in einigen Wochen die Quarantänezentrums eingebaut. Alle bestätigen Fälle war ins Quarantänezentrum geschickt. Keine bestätige Fälle darf einfach zu Hause Quarantäne weiter bleiben.

Viele Unternehmen bleiben geschlossen, weil Mitarbeiter nicht zurückkehren oder in Quarantäne bleiben müssen. Und selbst kurze Einkäufe können zum Risiko werden. In vielen Städten darf man nach der Ausrufung der höchsten Alarmstufe nicht einmal aus seiner eigenen Wohnung nach draußen gehen. Alle Konferenzen, Versammlungen, sogar Frühlingfestfeiern wurden abgesagt. Auch alle religiösen Stätten in dem ganzen Land müssen seitdem geschlossen bleiben.

Danach hat in China die Regierung unterdessen immer das neuartige Coronavirus als „ernste und unmittelbare Gefahr für die Volksgesundheit“ eigestuft. Deshalb hat sie ihre Schutzmaßnahmen verschärft: Menschen können gezwungen werden, in Quarantäne zu gehen.
In einigen Städten, z.B. Stadt Schanghai, Stadt Dalian, Stadt Qingdao, Stadt Chengdu, Stadt Shijiazhuang haben seit November 2020 ihre COVID-19-Kontrollmaßnahmen verschärft und die Durchführung von Massen-Nukleinsäuretests beschleunigt, nachdem sie angesichts des jüngsten wieder lokalen Virus-Ausbruchs, der seit November entweder ein Paar bestätigte Fälle und oder einige asymptomatische Träger mit sich brachte, in den „Kriegszustand" versetzt wurde. Die chinesischen Behörden ergreifen also entschiedene Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, auch weil die Ferien zum chinesischen Neujahrsfest vom 11. bis 17. Februar 2021 bevorstehen. Aus diesem Anlass begeben sich üblicherweise Millionen Chinesen auf Reisen zu ihren Familien. So wie auch wurden alle Konferenzen, Versammlungen, sogar Frühlingfestfeiern in dem ganzen Land wieder abgesagt. Auch alle religiösen Stätten in dem ganzen Land müssen seitdem wieder geschlossen bleiben.

Die Ausbreitung von COVID-19 führt weiterhin zu Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr und Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens.
Von nicht notwendigen, touristischen Reisen nach China wird derzeit aufgrund fortbestehender Einreisebeschränkungen abgeraten. Für innerchinesische Reisen zum chinesischen Neujahrsfest, bis 15. März 2021, wurden durch mehrere Provinzen, Gemeinden und autonome Regionen Reisebeschränkungen sowie Test- und Quarantäneregelungen festgelegt.

Fast alle Pfarrer und Pfarrerinnen in China schätzen den Nutzen von Digitalisierung und die Möglichkeiten mobiler Kommunikation schon seit über 10 Jahren sehr hoch, aber nie so hoch wie seit Anfang 2020. Seit 23. Januar 2020 bis Juli 2020 müssten ja alle religiösen Stätten geschlossen bleiben. Seit Dezember 2020 müssen alle religiösen Stätten wieder geschlossen bleiben. Dank Internet und mobiler Kommunikation sind die Christen in China trotzdem in der Lage, Gottesdienste zu feiern. Die lokalen Gemeinden haben entweder eigene Apps entwickelt oder eine Beteiligung an sozialen Kommunikation-Apps von den Telefongesellschaften gemietet. Das funktioniert bis heute gut. Es ist aber damit zu rechnen, dass die Behörden die Aktivitäten der Gemeinden im Internet nach Abflauen der Corona-Krise wieder einschränken werden.

Die Nutzung digitaler Medien durch die Gemeinden bzw. die „Internetkirche“ gibt es in China seit mehr als zehn Jahren. Alle modernen technischen Möglichkeiten wurden sofort genutzt, als sie verfügbar wurden. Fast alle protestantischen Pfarrerinnen und Pfarrer haben eigene WeChat IDs. WeChat ist ein chinesischer Chat-Dienst für soziale Netzwerke, vergleichbar mit WhatsApp, allerdings mit deutlich mehr Funktionen ausgestattet. Online-Gottesdienste waren bislang eine Ergänzung zu den traditionellen religiösen Aktivitäten. Pfarrer schickten per Mail oder über soziale Nachrichtendienste Bibeltexte, Videos von Predigten oder Meditationen an Mitglieder ihrer Gemeinden. Es kam auch vor, dass sie Online-Gottesdienste feierten, dann aber in der Regel außerhalb von und zusätzlich zu den Wochenenden. Mitglieder der Kirchen feiern traditionellen Gottesdienst weiterhin in den Kirchen. Aber seit der Schließung der Kirchen in der Corona-Krise spielt die Internetkirche nicht mehr eine nur ergänzende Rolle, sondern bleibt als einzige derzeit mögliche Form des Gemeindegottesdiensts.

Februar 2021
Dr. Liu Ruomin, Missonsakademie Hamburg

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