Christenheit in China und Corona

Zusammengestellt von Christoph Hildebrandt-Ayasse, DiMOE Heilbronn, 26.03.2020


Christenheit in China und Corona
Online-Gottesdienste und Offline-Gemeindeglieder

Das englischsprachige Internetportal www.chinachristiandaily.com aus der Volksrepublik China bringt seit 2015 Nachrichten und Informationen, die die Chinesische Christenheit betreffen. Es versteht sich als eine Brücke, die die Chinesische Christenheit mit dem Rest der Welt verbindet und berichtet von Kirchen, Gemeinden, NGOs und sozialen und kulturellen Ereignissen aus der Sicht der offiziellen Chinesischen Kirche. Ein Schwerpunkt der Berichterstattung von China Christian Daily (CCD) liegt gegenwärtig auf der Corona Epidemie und deren Auswirkungen auf die Kirchengemeinden in China. Dieser Artikel hebt verschiedene Inhalte aus den CCD Berichten hervor.

Am Chinesischen Neujahrsfest Ende Januar 2020 wurde der chinesischen Öffentlichkeit das Auftreten der Corona Epidemie bekannt gegeben und sukzessiv massive Maßnahmen zu ihrer Eindämmung eingeleitet. Gottesdienste, Hauskreise, Bibelstunden, Seelsorgebesuche, Gemeindetreffen mussten dementsprechend eingestellt und die kirchliche Arbeit völlig umgestellt werden.

Online-Gottesdienste, virtuelle Gebetsräume und Hausandachten
Vor allem in den Städten und im städtischen Umland gelang es den Kirchengemeinden, dank des hervorragenden Kommunikationsnetzes in China mit Internet und Handy-Apps wie WeChat (dem chinesischen WhatsApp) einen Teil der Arbeit umgehend in die virtuelle Welt zu verlagern. An Gottesdiensten, Chorproben, Bibelstunden und anderen Angeboten ihrer Kirchengemeinde können chinesische Christen per Computer oder Handy teilnehmen. Zum gemeinsamen Gebet trifft man sich im virtuellen Gebetsraum. Zuhause halten christliche Familien miteinander Hausandachten, zu denen sie auch ihre Verwandten virtuell zum Mitfeiern einladen. So kommen Familien über Generationen hinweg wenigstens wieder virtuell zusammen.
Feste Strukturen sollen den Christen zudem helfen, ihr geistliches Leben aufrecht zu erhalten. Empfohlen wird ein 10minütiges persönliches Morgengebet und eine „Familienaltar“ genannte viertelstündige Bibelarbeit am Abend. Auch wenn die öffentlichen Zusammenkünfte in der Gemeinde nicht mehr möglich sind, so geht die Arbeit Jesu in den Herzen weiter, heißt es in einem CCD Artikel.

Offline-Gemeindeglieder und ausgegrenzte Alte
Während im städtischen Leben sich die kirchliche Arbeit in die virtuelle Welt verlagert, sind in den ländlichen Provinzen vor allem ältere Gemeindeglieder vom kirchlichen Leben ausgeschlossen. Dort ist man mit der virtuellen Welt noch wenig vertraut. Viele Kirchengemeinden wurden von den Einschränkungen durch Corona kalt erwischt und hatten keine Möglichkeit, mit ihren Mitgliedern in Kontakt zu bleiben. Zwar organisieren sich auch auf dem Land Gemeinden zum Teil per WeChat und Internet, für die älteren und „normalen“ Gemeindeglieder ohne Kenntnisse der modernen Kommunikation musste die kirchliche Arbeit allerdings weitgehend eingestellt werden. Viele Christen behelfen sich hier mit persönlicher Bibellese und Gebet. Andere Gemeindeglieder unterrichten sich gegenseitig, wie man Programme und Apps installieren kann, um wieder in Verbindung mit der Kirche zu kommen.
Es wird Kritik geäußert, dass manche Gemeinden gegenüber dem Einsatz moderner Kommunikation immer zu skeptisch waren und deren Einsatz verweigerten. Ein Pfarrer sagt: Früher dachten wir, wenn die Gemeindeglieder den Gottesdienst zuhause anhören können, dann kommen sie nicht mehr zur Kirche, sondern bleiben im Bett. Und eine Diakonin kritisiert dieses Versäumnis der Kirche: “Gott denkt an die Alten, die Schwachen, die Kranken und an die jungen Schäflein, aber wir sind jetzt nicht in der Lage, uns um sie zu kümmern. Das ist das größte Verschulden der Kirche.““

Drängende Probleme
In Zukunft wird die virtuelle Welt und der Zugang zu ihr für alle Gemeindeglieder in der chinesischen Kirche eine noch umfassendere Rolle spielen. Und dabei wird man sich wohl auch mit ganz neuen Problemen beschäftigen müssen: so sah sich eine Kirchengemeinde gezwungen, strenge Chatregeln für ihre Gottesdienst Übertragungen einzuführen, denn ihre 400 Online-Gottesdienstbesucher hatten sich während der Feiern im Chat nebenher munter über alles Mögliche unterhalten. Früher hätte in der Kirche bei Getuschel ein einfaches „Pst!“ gereicht.
Während die Kirchen mit den neuen Herausforderungen durch die Corona Epidemie kämpfen, werden sie an manchen Orten weiterhin von den alten Problemen bedrängt. CCD berichtet offen darüber, dass im Januar in einigen Provinzen wieder Kreuze von einigen Kirchen durch staatliche Stellen abgebaut wurden. Das Demolieren von Kreuzen wird von Provinzbehörden dabei meist mit Bauvorschriften begründet. Viele Gemeinden protestieren öffentlich gegen dieses Vorgehen, ohne Erfolg. CCD berichtet auch, dass in einigen Gemeinden Mitgliederdateien durch die Provinzbehörde kontrolliert wurden, um die genaue Anzahl der Gemeindeglieder fest zu stellen.
Die Christen in China machen sich in diesen schweren Zeiten gegenseitig Mut – online und offline.
Auf CCD schreibt eine Christin, die an Corona erkrankt war: “Gott, jedenfalls, der wirklich da ist und lebt, bleibt bei uns. In dieser Zeit ist es Gott, der mit immer Kraft, Frieden, Mut gibt – und ein Gefühl der Sicherheit.“

Zusammengestellt von Christoph Hildebrandt-Ayasse, DiMOE Heilbronn
(die hier verwendeten Artikel wurden zuletzt am 26.03.2020 auf www.chinachristiandaily.com aufgerufen)

 

 

 

 

 

Coronavirus: alle Beiträge