Begegnungstagung 2004: Burg Bodenstein

Tabu Gewalt - Wagnis Versöhnung

Deutsch-koreanische Begegnungstagung: 23.-26.2.2004

Aus dem VORWORT zum Informationsbrief des EMS

„Versöhnung ist keine Endstation, sondern der Anfang eines Weges“ so äußerte sich der koreanische Theologe PARK Sung-Kook bei der deutsch- koreanischen Begegnungstagung zum Thema: „Tabu Gewalt Wagnis Versöhnung.“

Gewalt und Versöhnung, mit diesen beiden Polen haben sich die 40 Teilnehmenden aus Korea und Deutschland drei Tage lang beschäftigt. Einen Eindruck von der Gewalt, die manche Frauen erleiden müssen, vermittelte der koreanische Spielfilm „Ein heißes Dach“. Frau Dr. YOO Jung-Sook, Sozialwissenschaftlerin aus Bremen berichtete zur Situation in Korea über häusliche Gewalt, aber auch über Projekte von Frauen zur Überwindung von Gewalt. Die deutsche Situation stand im Mittelpunkt der Ausführungen von Gabriele Scherle, der „Friedenpfarrerin“ der evangelischen Kirche von Hessen und Nassau. Sie zeigte u.a. den Teufelskreis auf, dass Opfer von Gewalt in der Gefahr sind, selbst gewalttätig zu werden und kritisierte den Mythos, dass das Gute nur mit Gewalt zu verwirklichen sei. „Jesus hat uns einen anderen Weg gezeigt. Überwindung von Gewalt hat auch eine spirituelle Dimension“. Diese Dimension kam in einem liturgisch-politischen Nachtgebet zum Tragen, in dem Gewalt beklagt wurde und das Gebet für die Opfer im Mittelpunkt stand.

Hwahae heißt Versöhnung“, war der Titel eines Vortrages von PARK Sung-Kook von der Missionsakademie in Hamburg. Spannend war es zu hören, dass es Versöhnung im westlichen Sinn im Schamanismus, im Buddhismus und im Konfuzianismus zwar gar nicht gibt, aber dennoch je eigene Versuche, durch Opfer, Meditation, oder die Befolgung von Regeln Konflikte zu lösen. In der Diskussion wurde dann deutlich, dass es ein wesentliches Element christlichen Glaubens ist, dass Versöhnung nicht erarbeitet sondern „geschenkt“ wird.

Dennoch ist es oft ein schmerzhafter Prozess und ein langer Weg, bis Versöhnung möglich wird wie aus der Josefsgeschichte deutlich wird. „Versöhnung braucht Zeit“, darauf hat der aus Korea stammende Taizébruder Shin Han Yol mehrfach hingewiesen. In seinen Bibelarbeiten lies er die Teilnehmenden teilhaben an den schmerzhaften Erfahrungen von Gewalt, die Josef gemacht hat, und nahm sie mit auf den langen Weg zur Versöhnung den dieser gegangen ist. Am Ende steht dann eine Begegnung der Brüder und da heißt es ganz einfach: „Er redete freundlich mit ihnen und tröstete sie“.

Davon sind die feindlichen Brüder auf der Koreanischen Halbinsel allerdings noch weit entfernt. Immer noch wird die politische Diskussion über die Vergangenheit bestimmt von gegenseitigen Schuldvorwürfen. Wie wichtig es sein wird, anzuerkennen, dass die Menschen auf beiden Seiten unter dem Bruderkrieg und der anschließenden Trennung unendlich gelitten haben, wurde bei der abschließenden Podiumsdiskussion deutlich:„Das könnte dann der Ausgangspunkt für einen Weg der Versöhnung sein“.   (Lutz Drescher)

     Dr. YOO Jung-Sook
Das Phänomen Gewalt in der koreanischen Gesellschaft

     Pfarrerin Gabriele Scherle
Zur Gewaltsitutation in Deutschland

    PARK Sung-Kook, stud. theol.
Hwahae heißt Versöhnung:  Der Versöhnungsbegriff in Shamanismus, Busshismus und Konfizianismus

Schritte auf dem Weg zur Versöhnung
Stimmen aus der abschließenden Podiusmdiskussion:

LEE-Pawlak Kang-Im, Versöhnung im Alttag

Heidrun Perron, Schritte auf dem Weg zur Versöhnung

SOHN Sung-Hyun, Die Gewalt in mir

Lutz Dreschert, Opferrollen - Täterrollen

Alle Texte sind im Informationsbrief 2/2004 des EMS dokumentiert. Er kann hier heruntergeladen werden (als pdf-Datei)