"Trostfrauen", Wiedergutmachung und Menschenrechte            

2005: Deutsche und japanische Vergangenheitsbewältigung - ein Vergleich

Im August 2005
Vor 60 Jahren endete der 2. Weltkrieg. Deutschland und Japan waren in diesem Krieg Verbündete. Beide Länder mussten durch die Bombardierung ihrer Städte die Konsequenzen ihrer Angriffskriege tragen. Die Opfer in der Zivilbevölkerung waren hoch, doch stehen sie quantitativ in keinem Verhältnis zu dem Leid der zivilen Bevölkerung der angegriffenen Länder.

Polen wurde von Deutschland und Korea bereits vorher von Japan annektiert. Beiden Ländern wurde die nationale und kulturelle Eigenständigkeit aberkannt. Die Folge davon war, dass Deutschland Lager zur Vernichtung von Menschenleben, die so genannten Konzentrationslager, aufgrund seines ideologischen Wahnsinns baute. Japan richtete aufgrund einer menschenverachtenden Rationalität Lager von Zwangsprostituierten für die kaiserliche Armee ein.

Auch wenn der Holocaust nicht mit der militärisch organisierten Massenvergewaltigung vergleichbar ist, ist jedoch beiden Systemen gemeinsam, dass sie die Menschen wie in Fabriken körperlich oder psychisch vernichteten.

Deutschland und Japan fügten ihren Nachbarländern durch Gewaltherrschaft sowohl in ihrem Ausmaß als auch in ihrer zerstörerischen Rationalität ein Leid zu, das in dieser Form nie gekannt war. Durch das selbstherrliche Herrenmenschentum der Angreifer ist es ein kleiner Schritt vom menschenverachtenden Rationalismus zum Wahnsinn der Selbstüberhebung über das Leben.

Die Verlierer Deutschland und Japan erholten sich nach dem 2. Weltkrieg wirtschaftlich rasch, die befreiten Länder Polen und Korea trugen zunächst die Folgen der Ausbeutung in Form von Armut.

Was unterscheidet Deutschland und Japan?

In Deutschland fand eine Entnazifizierung statt, indem führende Nazis ihre Positionen verloren und teilweise heute noch für ihre Verbrechen vor Gericht gestellt werden. Außerdem wurde die deutsche Bevölkerung zum Beispiel durch Besuche in Konzentrationslagern gezwungen, sich mit den grauenhaften Leid ihrer Opfer zu konfrontieren. Deutschland hat in seiner Aufarbeitung des Nationalsozialismus viele Fehler gemacht, wie z.B. die Übernahme von Nazirichtern in das neue Rechtssystem. Aber es fand eine grundlegende Erneuerung des Lehrwesens und der Schulbücher statt, in denen die Gräueltaten aus der Nazizeit thematisiert sind.

In Japan verlor lediglich der für die Angriffskriege verantwortliche Tenno den Status seines Gott-Kaisertums. Einige führende Militärs wurden durch die USA zwar vor Gericht gestellt, doch eine nachhaltige Ächtung der Generäle fand in Japan nicht statt.

Deutschland gesteht seine Kriegsschuld ein und zahlt, wenn auch nur symbolisch, finanzielle Entschädigungen an Israel und die Überlebenden aus Konzentrations- und Arbeitslagern.

Japan verleugnet seine Kriegsschuld und ignoriert die Ansprüche der Opfer, ja anfangs sogar die Existenz von 200 000 Zwangsprostitution in eigens für die Armee eingerichteten Vergewaltigungslagern. Ehemalige japanische Soldaten, die über diese Umstände nicht mehr schweigen können, werden öffentlich geächtet. In Deutschland dagegen ist die Leugnung des Holocausts eine Straftat.

Japan beschreibt sich lediglich als Opfer der Atombomben, ignoriert dabei jedoch die 20 000 bis 30 000 koreanischen Zwangsarbeiter unter den Opfer in Hiroshima und Nagasaki, die in der Rüstungsindustrie tätig sein mussten. Noch heute werden die in Japan lebenden Koreaner diskriminiert.

Die japanischen Geschichtsbücher ignorieren oder verharmlosen die Massaker in Nanking oder den mit der japanischen Armee mitziehenden Tross von Zwangsprostituierten, den so genannten "Trostfrauen". Die Vergewaltigungslager dienten der Kontrolle von Geschlechtskrankheiten, die unorganisierte Vergewaltigungen nach einer gewonnenen Schlacht mit sich führten und die Kampfkraft der Soldaten einschränkten. Japanische Soldaten sollten sich vor oder nach einer Schlacht an den Frauen der besiegten Länder, von denen 80 % Koreanerinnen waren, „trösten“. Die Frauen wurden als japanische Prostituierte verkleidetet und vergewaltigt. Sehr viele Frauen haben diese Torturen nicht überlebt, weshalb die japanische Armee immer wieder aufs neue in Korea und anderen besetzten Ländern junge Frauen entführte.

Das Bild, das sich Japan vom 2. Weltkrieg erstellt, ist von Selbstmitleid und Selbstbetrug geprägt und es verweigert jede halbwegs objektive Aufarbeitung seiner Geschichte. Durch einen falschen Nationalstolz und aus Angst vor der Konfrontation mit sich selbst verweigert es seinen Kindern die Kenntnis über die menschenverachtenden Gründe des verlorenen Krieges.

Den Opfern verweigert Japan eine offizielle Entschädigung, wobei bei den zerstörten Existenzen der damals jungen Mädchen und heute alten Damen kaum von Entschädigung gesprochen werden kann. Das zugefügte Leid wird durch die Gewalt der Verleugnung und der Ignoranz Japans fortgeführt. Eine finanzielle Entschädigung wäre eine Geste des guten Willens, ein Versuch einer Entschuldigung. Das zugefügte Leid kann aber nicht entschuldigt werden, die Schuld ist zu groß. Japan muss lernen, wie Deutschland, mit der Schuld, dem Fleck auf der Geschichte zu leben.

Japan kann auch nicht mit einer Entschuldigung den ehemaligen Vergewaltigungsopfern die Würde zurück geben. Die alten Damen in Korea haben sich durch das Brechen des Schweigens ihre Würde selbst wiedergegeben. Das Schweigen zu den schrecklichen Ereignissen ist dagegen würdelos. Der Gesichtsverlust wird um so größer, je mehr Japan versucht, die Schande seiner Verbrechen in der Geschichte zu verschweigen.

Nur durch eine ehrlich gemeinte Entschuldigung an die Opfer und einen ehrlichen Umgang mit seiner Geschichte kann Japan sich selbst seine Würde erhalten. Solange sich aber Japan weigert, seine Schuld einzugestehen und lediglich trotzig auf berechtigte Vorwürfe reagiert, solange wird die Welt auf Japans Geschichtsschreibung mit Unverständnis reagieren und die betroffenen asiatischen Länder womöglich mit Verachtung.

Die polnische Jugend nähert sich der deutschen Jugend immer mehr an. Es finden gemeinsame Kulturveranstaltungen und Events statt. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft die koreanische Jugend einer japanischen Jugend näher kommen kann, die im Bewusstsein der Schuld ihrer Großväter und Väter eine Wiederholung der Ereignisse aus dem 2. Weltkrieg für undenkbar hält.

 

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Wiedergutmachung?

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   Grundlegende 
     Texte 1993
der jap. Regierung
 

4.8.1993
Statement by the Chief Cabinet Secretary Yohei KONO on the result of the study on the issue of "comfort women"

4.8.1993
On the Issue of Wartime "Comfort Women". Hier sind die Ergebnisse der Nachforschungen durch die Regierung zusammengefasst.

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