2018: Jetzt nicht locker lassen

Erstveröffentlichung bei IPG-Journal (Internationale Politik und Gesellschaft)
Mit freundlicher Erlaubnis

Jetzt nicht locker lassen
Der Anfang ist gemacht, aber die symbolischen Bilder aus Korea überdecken tiefgreifende Interessenskonflikte.
Von Mason Richey


Die Verhandlungen über die Sicherheitssituation auf der koreanischen Halbinsel sind in
eine neue Runde gegangen. Wir haben dieses Drama bereits in verschiedenen Fassungen
gesehen — 1972, 1992, 1994, 2000, 2005 und 2007 – und jedes Mal endete es kläglich.
Diplomatie und Annäherung sind wichtig und notwendig und haben zumindest die
Spannungen der Krise von 2017 auf der koreanischen Halbinsel verringert. Beunruhigend
ist aber, dass diese Neuauflage der Entspannungsbemühungen sofort mit Gipfeltreffen
zwischen Südkoreas Präsident Moon Jae-in, dem nordkoreanischen Machthaber Kim
Jong-un und US-Präsident Donald Trump beginnt. Anfänge auf dieser Höhe bergen große
Risiken, denn jenseits der Gipfel geht es oft steil bergab.

Dennoch ist nicht zu leugnen, dass die am 27. April weltweit live im Fernsehen
übertragenen Bilder vom Moon-Kim-Treffen sehr ausdrucksstark waren. Kims
Überschreiten der militärischen Demarkationslinie, die den Norden vom Süden trennt,
war ein historischer Moment; Moons würdevoller Empfang seines verfeindeten Bruders
war beeindruckend; und auch der ohne Ton gefilmte Spaziergang der beiden ins Gespräch
vertieften Staatschefs über einen Steg entbehrte nicht einer gewissen Dramatik. Die
gesamte Produktion war faszinierend und von einer fast opernhaften Intensität, als der
Tag langsam der Abenddämmerung wich und die beiden koreanischen Delegationen sich
zum Brotbrechen versammelten, bevor Kim nach Pjöngjang zurückkehrte.
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