NCC Center for the Study of Japanese Religions

日本キリスト教協議会宗教研修所

Das NCC Center wurde 1959 gegründet. An diesem einzigartigen Ort in der protestantischen Christenheit Japans sind alle Voraussetzungen für den Dialog der Religionen Japans untereinander versammelt. Das Zentrum ist auch ein Ort der Forschung und des Studiums und arbeitet eng zusammen mit der Doshisha-Universität, einer christlichen Gründung. Das Zentrum steht, nachdem die Missionsgesellschaft aus Norwegen vor vielen Jahren die Verantwortung für Mission in Japan abgegeben hat, unter der Obhut des Nationalen Christenrates in Japan (NCCJ).

Seit drei Jahren ist hier auch das sog. Studium in Ostasien beheimatet, ein Programm, das von der Ev. Mission in Solidarität (EMS) getragen, und vom NCC Center unter Mitarbeit des Tomisaka Christian Center (heute Teil der "Stiftung Christian East Asia Mission") in Tokyo umgesetzt wird. Dr. Martin Repp ist der Leiter des Projekts und lebt seit 15 Jahren in Kyoto. Jährlich können kleine Gruppen von jungen Menschen aus Deutschland, Studenten der Theologie oder der Japanologie ein halbjähriges Studium unter der Anleitung der Dozenten am Zentrum absolvieren und zusätzlich noch Einblick in die Wirklichkeit verschiedener japanischer christlicher Gemeinden gewinnen.

 

Zur Situation der Religionen in Japan

Die Vielfalt des religiösen Angebots in Japan kann einen Aussenstehenden leicht erschrecken. Ein genaueres, nicht von Vorurteilen und fertigen Japanbildern bestimmtes Hinsehen ist wichtig. Das NCC Center will dabei helfen.


Viele (junge) Menschen in Japan behaupten von sich, das sie an keine bestimmte Religion glauben. Manche weisen darauf hin, dass die Religion (in diesem Fall SHINTO) im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges keine gute Rolle spielte. Dennoch stimmt, dass sowohl SHINTO als auch der Buddhismus tief in den Alltag jedes Japaners verwoben sind. Dabei ist eine Tendenz deutlich, ein gewisser Synkretismus (vom westlichen Verständnis her gesehen).

Rainer Waßner fasst seine Erfahrungen 1993 folgendermaßen zusammen:

"Eine romantische Projektion wird ... gerne eine Toleranz der japanischen Religionen erblicken, die man in unseren Breiten vermißt. Aber so einfach liegen die Dinge nicht. Wenn es sich im konkreten Falle ohnehin nicht um Gleichgültigkeit dem religiösen Nachbarn gegenüber handelt, steht weniger ein religiöser als ein völkischer Gedanke dahinter. Alle Religionsformen in Japan (das Christentum ausgenommen) müssen als Variante einer Religion des Japanertums eingeschätzt werden: in allen bildet die Zugehörigkeit zum japanischen Volk einen gemeinsamen Wert, der alle Differenzen, Sekten und Fraktionen überwölbt. Der Buddhismus als eine universale Weltreligion ist von Anfang an in die japanische Kulturlandschaft eingepaßt worden (z.B. durch die Hierarchie in den Sekten, die dominante Rolle der Stifter, die Verquickung mit den Staatsorganen, die sprachliche Anverwandlung,die Gleichsetzung mit vollendetem Buddhismus, die Vermischung mit autochthonen Bräuchen). Nicht zufällig zeigt die regelmäßige Erhebung über religiöse Partizipation seit dem Jahr 1973 signifikant hohe Zunahmen. Es ist das Jahr der Ölkrise, in dem Japan sich als das relativ stabilste Land erweist, was zu einem neuen nationalen Selbstbewußtsein und zur Rückbesinnung auf traditionelle Werte geführt hat...

Doch läßt sich die Frage auch posititv beantworten. Allen japanischen religiösen Varianten wohnen Sitten und »Folkways« inne, präziser: sie sind immer Teil und Ausdruck menschlicher Beziehungen. Religion ist hier nicht so sehr Sache des persönlichen Glaubens eines einzelnen, der wie ein privater Schatz gehegt und gepflegt wird; Religion ist immer eine soziale Tatsache. Das wäre eine Lektion, über die nachzudenken mindestens ebenso Sinn hätte, als in einem für den Export beschnittenen Zen das Heil seiner Seele zu suchen." (Quelle: EZW-Texte - Informationen Nr. 122 V/1993, S. 32)

Erstarken des Staatsshinto

Premierminister MORI Yoshiro trat im Jahre 2000 sein Amt an mit der Äußerung: "Japan, mit dem Tenno als Zentrum, ist das Land der Götter". Dieser Satz sorgte für viel Empörung. Nicht nur christliche Kirchen verwahrten sich dagegen, auch viele Vertreter anderer Religionen. Moris Äußerung aber ist kein Einzelfall. Viele Stimmen erinnern an die Sprachregelungen des Staatsshinto in der Vorkriegszeit. Man stellt sich den Shinto als die ursprüngliche Religion der Japaner vor. Es ist heute wichtig, diese Situation zu sehen, zu untersuchen und darauf zu antworten bzw. zu versuchen, mit den Vertretern dieser Vorstellungen in einen kritisches Dialog einzutreten. Das ist schon wegen der politischen Komponente nicht leicht. Da jedoch die Militarisierung, die angestrebte Verfassungsänderung (Artikel 9 der Verfassung verspricht, dass Japan nie wieder Krieg führen wird) und die Bziehungen zu den Nachbarn in Ost- und Südostasien betroffen sind, ist dieses Gespräch unerläßlich.
Sowohl des NCC Center als auch das Tomisaka Christian Center arbeiten an diesen für die Zukunft Japans wichtigen Fragen.