Elsbeth Strohm wurde 90

Am 2. Februar 1922 wurde Elsbeth Strohm geboren.
Am 2. Februar 2012 feiern wir ihren 90. Geburtstag.

es01Am 10. - 12. Februar 2012 treffen sich ihre Freunde und Verwandten, insbesondere auch die Vertreter der drei Stiftungen, die aus der Arbeit von Elsbeth Strohm herausgewachsen sind, zun einem kleinen Symposium auf dem Schwanberg bei Kitzingen. Elsbeth Strohm hat über 20 Jahre in Japan gearbeitet, die meiste Zeit in Kamagasaki in Osaka. In diesem Viertel, in das zu gehen vor 40 Jahren jeder ausländischen Frau abgeraten wurde, hat sie viele Jahre gearbeitet, gekämpft, sich geärgert, Freude erlebt und Hoffnung weitergegeben.

Frau E. Strohm war eine Missionarin der Evang. Landeskirche in Braunschweig, die dieses Symposium tatkräftig unterstützt.

Aus dem Programm des Symposiums am 11.2.2012 auf dem Schwanberg:
Bericht vom Kibo no Ie - Ms. Morimoto
Bericht vom Nozomi-workshop - Rev. Muramatsu
Bericht vom Sannoh Kodomo Center - Ms. Maeshima
Bericht von der Ökum. Kooperation - Mr. Yoshioka
anschlieeßend Gespräch zur "Theologie" von E. Strohm
"...Das isar die Güte Gotte in dem Elend hier, dass ein Mensch Gottes das Elend sieht..." (aus: Klagelied von E. Strohm).

Kontakt: P. Schneiss, schneiss@doam.org
Nach dem Symposium werden wir auf diesen Seiten ausführlich berichten.

Der Evang. Pressedienst (EPD) berichtet unter dem 27.1.2010:

Beispielhafte Sozialarbeit im Gangsterviertel von Osaka
Einstige Japan-Missionarin Elsbeth Strohm wird 90 Jahre alt
Von Daniel Staffen-Quandt (epd)

Kitzingen/Osaka (epd). Elsbeth Strohm hatte immer ihren eigenen Kopf. Bibelschülerin wolle sie werden, sagte sie ihrem Vater kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie bekam ihren Willen. Anschließend arbeitete die junge Missionarin in der Prostituierten-Seelsorge. 1953 ging sie nach Japan und sollte dort das gleiche tun. Doch es kam alles anders. Quasi im Alleingang baute sie in Osaka diakonische Einrichtungen auf. Am 2. Februar wird sie 90 Jahre alt.

Sie hatte ihre Ausbildung in der jungen Bundesrepublik noch gar nicht abgeschlossen, als der Missionsdirektor der Bibelschule Bad Liebenzell sie aushilfsweise in die Frankfurter "Mitternachtsmission" schickte. Vom Nordschwarzwald in die Großstadt - und dann auch noch zur Arbeit mit Prostituierten. "Ich fand das spannend und habe das gerne gemacht", erinnert sie sich. Sie kümmerte sich um Frauen, die aussteigen wollten.

 

1953 bestieg sie mit einer Handvoll anderer junger Frauen in Bremen ein Frachtschiff - sechs Wochen lang war sie unterwegs nach Japan. "Unser Missionsdirektor hatte die Idee, dass wir eine Mitternachtsmission nach deutschem Vorbild aufbauen sollten", sagt Strohm. Doch das war völlig unmöglich: "Die Prostituierten arbeiten da nicht auf der Straße, sie sind Eigentum von Gangsterbanden. Die kommen niemals aus dem Haus."

Bis ins Jahr 1956 versuchte sie vergebens eine Mitternachtsmission in Tokio aufzubauen, anschließend half sie drei Jahre Diakonissen in einem Lungensanatorium auf dem Land. "Das war nicht das, was ich mir unter Japan-Mission vorgestellt hatte", erinnert sie sich. Also kehrte sie 1959 desillusioniert zurück, erst in die Hamburger Missionsakademie, dann in die Mitternachtsmission Dortmund: "Auch dort war ich todunglücklich."

In Westfalen wollte sie nicht bleiben, nach Japan wollte sie nicht zurück. Elsbeth Strohm wusste nicht so recht, wie es für sie weitergehen sollte. Bis sie von ihrem ehemaligen Missionsdirektor gebeten wurde, doch noch mal nach Japan zu gehen. "Eine Gemeinde suchte für ein Frauenheim eine Mitarbeiterin", sagt Strohm. Sie ließ sich breitschlagen, ging nach Kōfu - und war erneut enttäuscht: "Auch das war keine Missionsarbeit."

Auf eigene Faust trat die junge Frau an die lutherische Kirche in Japan heran und bat darum, die Gemeinden im Land bereisen zu dürfen. "Ich wollte einen Ort finden, an dem ich sinnvoll arbeiten kann", erzählt sie. Die Kirche stimmte zu - und schon bei ihrer vierten Reise nach Osaka, der mit 2,6 Millionen Einwohnern drittgrößten Stadt Japans, wurde sie fündig. Mitten im Gangsterviertel der Hafenstadt namens Kamagasaki.

strohm001 400Herr Shigeno, Elsbeth Strohm, Irisa Akemi

1964 begann sie mit ihrer Arbeit, zuvor hatte sie 20.000 D-Mark von der Hannoverschen Landeskirche bekommen, um ein Haus zu kaufen. "Die waren zunächst nicht begeistert von meinen Plänen", aber irgendwie klappte es. Inzwischen war Strohm bei den Kirchenoberen durchaus ein wenig als Querulantin verschrien, aber auch als zupackend. Inmitten von Prostituierten, Kriminellen und Alkoholikern begann sie ihre Arbeit.

Als alleinstehende Ausländerin wirbelte sie japanische Vorstellungen von Höflichkeit und der Rolle der Frau zu Beginn der 1960er Jahre kräftig durcheinander. Sie versuchte selbst Kontakte zu knüpfen, statt darauf zu warten, vorgestellt zu werden. Per Zufall begann sie damit, Kinder zu betreuen, später wurde daraus eine Kindertagesstätte, die bis heute ihren Namen trägt. Ab 1973 kümmerte sie sich auch um Alkoholiker.

1984 kehrte Elsbeth Strohm nach Deutschland zurück, inzwischen fast im Rentenalter. Sie kam nach Braunschweig, weil sie als Missionarin in Japan mittlerweile zur dortigen Landeskirche gehört. "Die nächsten 20 Jahre bin ich nirgends richtig angekommen", erzählt sie. Bis sie 2003 auf den Schwanberg zur Communität Casteller Ring kam. Dort unterrichtete sie Shiatsu, bis sie nach einem Zeckenbiss an Borreliose erkrankte.

Inzwischen lebt Elsbeth Strom in einem Kitzinger Seniorenheim, vom 10. bis 12. Februar veranstaltet die Deutsche Ostasien-Mission ihr zu Ehren auf dem Schwanberg ein Symposium. Japan und ihre Arbeit dort ist für Strohm inzwischen weit weg, auch wenn sie viele Fotos aus dieser Zeit bei sich aufbewahrt. "Das einzige, was ich aus Japan dauerhaft in mein Leben mitgenommen habe, ist aber die Liebe für grünen Tee", sagt sie. (0219/27.01.2012)