Hahn, Ferdinand: Theologie des Neuen Testamentes Band I & II

Professor Dr. Dr.h.c. Ferdinand Hahn ist Ehrenvorsitzender der Deutschen Ostasienmission DOAM

Internationales Symposium anlässlich des 80. Geburtstages am 20.-24. Februar 2006 in Bernried am Sternberger See

 

Theologie des Neuen Testamentes Band I & II

Von 1968 bis 1987 war F. Hahn Vorsitzender der Deutschen Ostasienmission.

Sein Buch "Das Verständnis der Mission im Neuen Testament" (Neukirchener Verlag 1963) war der Grund für seine Berufung als Berater des DOAM-Vorstandes gewesen.


Theologie des Neuen Testaments

2002 erschien nun sein Hauptwerk, die "Theologie des Neuen Testaments" in zwei Bänden (Mohr Siebeck, Tübingen, 2. Auflage 2005).

Einige kurze Abschnitte zur Mission können  nachgelesen werden.

Im Februar 2006 sind im gleichen Verlag seine gesammelten "Studien zum Neuen Testament" erscheinen, in denen 70 Detailstudien aus 30 Jahren zusammengefasst sind, die die Entstehung seiner "Theologie" begleiteten.

2007 Januar erschien die japanische Übersetzung von Teil I der Theologie
Die koreanische Übersetzung ist in Vorbereitung.



Rezension - F. Hahn: Theologie des Neuen Testamentes
von PD Dr. Thomas Knöppler
mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers.

Bd. I: Die Vielfalt des Neuen Testaments. Theologiegeschichte des Urchristentums,

Bd. II: Die Einheit des neuen Testaments. Thematische Darstellung,

Tübingen: Mohr Siebeck, 2. Aufl. 2005, Bd. I: XLIV, 858 S., Bd. II: XXXVI, 869 S., Br. je 49,00 €, ISBN: 3-16-147950-5 und 3-16-147951-3

Die Bibelwissenschaft hat gegenwärtig viel Kredit verloren. Die historische Arbeit wird wenig geschätzt. Das negative Ansehen der wissenschaftlichen Exegese ist vermutlich zu einem nicht geringen Teil darin begründet, dass die Analyse biblischer Texte und deren Interpretation häufig zu wenig aufeinander bezogen sind. Die biblische Exegese muss aber ihre Ergebnisse in der Weise präsentieren, dass sie außerhalb ihrer selbst verwertet werden können: in anderen theologischen Fächern, in Kirche und Gesellschaft, in Mission und Ökumene.

Die von Ferdinand Hahn Anfang 2003 vorgelegte, inzwischen in zweiter Auflage erschienene »Theologie des Neuen Testaments« geht dieses Problem effektiv an. Sie steht nämlich unter einer doppelten Perspektive, insofern sie die literarhistorischen Zusammenhänge im Neuen Testament rekonstruiert (Band I) und von da aus die neutestamentlichen Texte theologisch interpretiert (Band 11).

Das Vorgehen Hahns, der bereits vor über40 Jahren mit seiner Arbeit über die »Christologische(n) Hoheitstitel« neue Wege beschritten hatte, stellt im Rahmen der neutestamentlichen Wissenschaft ein Novum dar. Karl Hermann Schelkle hatte zwar eine thematische Darstellung der neutestamentlichen Theologie vorgelegt, ist damit aber über eine Materialsammlung nicht hinausgekommen. Wilhelm Thüsing orientierte sich an durchgängigen Motiven, konnte sein Werk freilich nicht mehr selbst vollenden.

Anders als Ulrich Wilckens in den bislang vorliegenden Bänden seiner »Theologie des Neuen Testaments« geht Hahn von dem methodischen Prinzip aus, dass das Zeugnis Vorrang vor dem Geschehen hat. Auch sieht Hahn keine so große Differenz wie Wilckens zwischen der Botschaft Jesu in Galiläa und seiner Verkündigung in Jerusalem. Beide Exegeten verbindet aber die Wertschätzung einer konsequent theologischen Darstellung und einer überzeugenden Antwort auf die Frage nach der Einheit des Neuen Testaments.

Wesentliche Momente der unter den Leitgedanken der Offenbarung Gottes gestellten »Theologie« Hahns sind kurz zu skizzieren.
a) Der Verfasser hält daran fest, dass im Urchristentum keine gesonderte vorösterliche Überlieferung existiert. Durch Jesu Auferstehung und das Wirken seines Geistes bestehe aber eine bleibende theologische Relevanz der Verkündigung Jesu.
b) In Hinsicht auf die mündliche Überlieferung sei, auch wenn sich beide Geistesströmungen nicht trennen ließen, zwischen dem aramäischen und dem hellenistischen Denken zu differenzieren.
c) Die frühesten Zeugnisse der schriftlichen Überlieferung fanden sich bei Paulus, dann in der Paulusschule, danach in weiteren Entwürfen des hellenistischen Judenchristentums. Es folgten die synoptischen Evangelien mit der Apostelgeschichte und die johanneische Theologie. Wegen des theologiegeschichtlich offenen Prozesses befasst sich der erste Band abschließend mit dem Übergang zur Alten Kirche.
d) Der zweite Band orientiert sich konsequent am neutestamentlichen Kanon. Die alttestamentlichen Voraussetzungen werden in die Darstellung miteinbezogen.
e) Hahn verhandelt die Perspektive der Einheit des Neuen Testaments in fünf Themenbereichen: auf Überlegungen zum Alten Testament folgt die Darstellung der in Jesus Christus geschehenen Offenbarung Gottes. Das Offenbarungsgeschehen wird dann in seinen soteriologischen, ekklesiologischen und eschatologischen Dimensionen entfaltet.
f) Die entscheidende Aufgabe sieht der Verfasser in der Antwort auf die Frage nach der Einheit des Neuen Testaments. Dabei geht er von den zentralen Themen aus und benennt sowohl eindeutige Konvergenzen als auch unübersehbare Divergenzen.

Vor kurzem hat Hahn seiner »Theologie noch zwei Bände mit Aufsätzen aus 35 Jahren (F. Hahn, Studien zum Neuen Testament, Bd. I+II, WUNT 191+192, Tübingen 2006) an die Seite gestellt. Sie beleuchten den Weg, auf dem er zu seinen Ergebnissen gekommen ist.

Mit seiner zweibändigen »Theologie ist es Ferdinand Hahn gelungen, der Bibelwissenschaft wieder mehr Ansehen in Kirche und Gesellschaft, in Mission und Ökumene zu verschaffen. Mit dem erstmals verliehenen Eugen Biser-Forschungspreis wurde das Werk als eine herausragende wissenschaftliche Veröffentlichung aus dem Bereich der Theologie gewürdigt. Der Stifter hob in seiner Laudatio die Aktualität hervor. So habe Jesus laut Hahn die prinzipielle Offenheit des Herrenmahls betont, was angesichts der ökumenischen Diskussion auf katholischer Seite zum Nachdenken anrege. Auch rüttle der Verfasser an der historisch-kritischen Methode, wie sie sich häufig darbietet, insofern er nicht bei der Kritik der neutestamentlichen Texte stehen bleibe, sondern sich ernsthaft der Frage nach der Einheit stelle. Im Rahmen der Preisverleihung wies Landesbischof Dr. Johannes Friedrich darauf hin, dass das Lehrbuch in der bayerischen Landeskirche wegen der Nachschlagemöglichkeit bei Pfarrern und Religionspädagogen sehr willkommen sei (vgl. auch den Artikel von Jörg Frey in den Nachrichten der Evang.-Luth. Kirche in Bayern 58 (2003), 210-213). Die Anlage vor allem des zweiten Bandes habe eine geradezu therapeutische Funktion, insofern sie angesichts der Belastungen des Pfarramts den Zugriff der Pfarrerinnen und Pfarrer auf die neutestamentlichen Texte erleichtere.

Tatsächlich ist die gründliche Reflexion der Frage nach der Einheit des Neuen Testaments dazu angetan, die so notwendige Verbindung von Theologie und Kirche zu stärken. Wenn neutestamentliche Wissenschaft dem kirchlichen Auftrag dienlich sein soll, dann ist sie es hier: legt der erste Band die wissenschaftlichen Grundlagen für die Ergebnisse des zweiten, so lassen sich von diesen Ergebnissen aus die kirchlichen Lehrüberzeugungen neu durchdenken. Wesentlich ist auch der Impuls dieses opus magnum für den Dialog unter den Konfessionen und mit anderen Religionen. Als evangelischer Fundus dient es dem Dialog, insofern es einen Gesamtüberblick über das grundlegende urchristliche Zeugnis gibt.

Der »Theologie des Neuen Testaments« von Ferdinand Hahn kommt hohe Relevanz zu, weil hier die Grundlagen des Glaubens und der Verkündigung dargeboten werden. Das Werk glänzt durch Klarheit der Darstellung, ist ein verlässliches Fundament für weitere Diskussionen in der Forschung und von hohem Nutzen für die Lehre. Hahn hat nicht nach steilen Thesen geschielt und ist nicht neuen Moden gefolgt. Seine »Theologie will die Leserinnen und Leser (wieder neu) an den griechischen Grundtext der neutestamentlichen Schriften heranführen und sie mit deren theologischen Fragestellungen vertrauter machen.

Thomas Knöppler

(Erstveröffentlichung in: Deutsches Pfarrerblatt 7, 2006, S. 372-373)

 

Professor Dr. Dr.h.c. Ferdinand Hahn
Ehrenvorsitzender der Deutschen Ostasienmission

Theologie des Neuen Testaments I & II
Mohr Siebeck Tübingen 2002 (2. Auflage 2005)

Das Verständnis der Mission im Neuen Testament
Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 13.
Neukirchener Verlag 1963.
168 Seiten (2. durchges. Aufl. 1956)

Mission in neutestamentlicher Sicht.
Aufsätze, Vorträge und Predigten (MW.NF 8),
Erlangen 1999, 143 Seiten.

Laudatio Prof. Dr. Jörg Frey
zum 80. Geburtstag
hier