1973: 40jähriges Jubiläum der Jumin-Gemeinde

Jumin-Gemeinde in Songnam, Korea

Zum 40jährigen Jubiläum hat die Jumin-Gemeinde eingeladen. Die Feiern sollten am 19. und 20. Mai stattfinden. Die Gemeinde Weingarten hat eine Delegation von 5 Personen entsandt, dazu auch das Ehepaar Schneiss (früher Pfarrer in Weingarten, jetzt im Ruhestand in Heidelberg). 

Die Delegation bestand aus: Gemeindediakon Eberhard Blauth, Brigitte Breitenstein (früher Vorstandsmitglied der DOAM und Delegierte der DOAM in der EMS-Synode), Winfried Brunner und das Ehepaar Angelika und Erich Völker - alle jahrelange Mitarbeiter in der Kirchengemeinde Weingarten und aktiv in der Partnerschaft.

Hier die beiden Grußworte der Delegation und Pfr. Schneiss.

Dazu der Bericht von E. Blauth im vollen Umfang.

Die Texte des Symposiums werden wir sobald wie möglich hier einstellen, Koreanisch und Deutsch. 

Mehr zu dem Besuch in Songnam auch bei "Reisetagebuch" > 16. Mai 2013

 

Bericht von der Begegnung
von Eberhard Blauth 

Großer Frieden und gemeinsame Freude
Besuch bei der Jumingemeinde in Südkorea zu ihrem 40-jährigen Gemeindejubiläum

 

Tae Pyung Dong Nak „Großer Frieden und gemeinsame Freude“, so heißt der Name des neuen Gebäudes*, das die Jumin-Gemeinde, beim 40. Jubiläum ihrer Gemeinde eingeweiht hat. Zu den Feierlichkeiten am 18. und 19. Juni wurden wir nach Seongam eingeladen und wir haben die Entfernung von 8560 km Luftlinie gerne überwunden: Wir wurden ja von Freunden erwartet, wir durften uns ja freuen auf eine wunderbare menschliche und geistliche Nähe, die in der fast 30-jährigen Partnerschaft gewachsen ist. Wir, das sind Angelika und Erich Völker, Brigitte Breitenstein, Winfried Brunner und Eberhard Blauth durften sieben beeindruckende Tage erleben und sind nun neu erfüllt von der Lebendigkeit der Gemeinde und von ihrer Geschichte, die 1973 mit dem Gemeindegründer Lee Hae-hak begonnen hat. Auch Pfarrer Schneiss war mit seiner Frau gekommen, denn er hat als Freund von Lee Hae-hak die Partnerschaft zwischen der Kirchengemeinde Weingarten und der Jumin-Gemeinde 1984 ins Leben gerufen.

Das, was damals Pfarrer Lee bewegt hat, ist noch heute zu spüren, auch wenn sich die Herausforderungen verändert haben. Grundlage ist die Minjung-Theologie geblieben, eine Befreiungstheologie im koreanischen Kontext, die Sorge trägt für die „Letzten“ in der Gesellschaft und sich für die (weitere) Demokratiesierung einsetzt. Beispielhaft dafür ist die Hilfe für die „Migrant workers“ (ausländische Wanderarbeiter) zu nennen, die bis heute in der Gemeindearbeit eine wichtige Rolle spielt.

Wir kamen in eine schwierige Situation, denn Pfarrer KIM Jin, der erst seit knapp zwei Jahren als Nachfolger von LEE Hae-hak im Amt war, ist wenige Wochen vor dem Jubiläum zurückgetreten. Wie wir erfahren haben, gab es seit längerem einen Prozess zwischen der Gemeinde, insbesondere dem Kirchenvorstand und Pfarrer Kim Jin, der aus seiner Sicht diesen Schritt – auch zu diesem Zeitpunkt – unumgänglich machte. Wie uns die Vikarin Najin Chung erläutert hat, ging es dabei inhaltlich genau um die Frage, welche Bedeutung die Minjung-Theologie in der Praxis der Gemeinde spielen soll.

Bei dem spannenden Theologischen Seminar zum Auftakt des Jubiläums am Samstag, ist das durch Beiträge von Lee Hae-hak, befreundeten Theologen und dem Kirchenvorstand deutlich geworden: Zu der „persönlichen Erlösung“ brauchen wir auch die „soziale Erlösung“, unsere Identität als Christen, muss sich in der Verantwortung für die „Letzten“ im Volk erfüllen, wir wollen das Selbstbewußtsein der Benachteiligten stärken. Lee Hae-hak hat in seinem Beitrag fünf Punkte genannt, die ihm bei der Gründung der „Jumin-Gemeinde als Lebensgemeinschaft“ wichtig waren: Reformbewegung, Mission für die Armen, Demokratie, Wiedervereinigung und Pädagogische Bewegung. Er selber war während der Diktatur insgesamt fünf Jahre im Gefängnis, weil er sich in der Demokratiebewegung engagiert hat.

Das Stichwort Lebensgemeinschaft ist für die Jumin-Gemeinde zentral. Davon zeugt auch der Neubau des Gebäudes, das jetzt eingeweiht wurde. Es ist groß im Kleinen! Zwölf Stockwerke hoch, hat es doch 78 kleinere und größere Wohneinheiten, die ein Zusammenleben der Menschen in einer Lebensgemeinschaft ermöglichen. Natürlich gibt es auch einen großen Raum für die sonntäglichen Gottesdienste – übrigens mit modernster akustischer und visueller Technik ausgestattet! Gleich neben dem Gottesdienstraum, der während der Woche für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann, ist ein Essraum mit Küche – den größten Teil des Sonntags verbringen die Menschen gemeinsam: Gemeinde als Lebensgemeinschaft! Gemeinsames Leben und Arbeiten ermöglichen auch die Räume für Jugendliche und Kinder, die Büroräume und weitere Gemeinschaftsräume.

„Marathon der Letzten“, stand auf dem Programm am Samstagnachmittag. Es war eine kleine Wanderung entlang eines Flusses und sie sollte daran erinnern, dass unsere Aufmerksamkeit nicht den Siegern gelten soll, sondern den „Letzten“, den Verlierern, den Benachteiligten – eine „erlaufene“ Minjung-Theologie.

Eine eindrucksvolle Feier zum 18. Mai, dem Gedenktag an den blutig niedergeschlagenen Aufstand in Gwangju 1980, erlebten wir am Samstagabend: Engagierte Berichte, einen traditioneller Tanz, bei dem Bilder und Lebensdaten von getöteten Menschen gezeigt wurden, einen ausdrucksstarken Liedersänger mit Gitarre, einen bedrückenden Dokumentarfilm, nicht zuletzt eine atemberaubende Trommelgruppe.

Höhepunkt war der Gottesdienst am Sonntagmorgen. Wir durften zu Beginn zusammen mit anderen Symbolen aus der Geschichte der Gemeinde unser Jubiläumsgeschenk hineintragen. Der Gottesdienst war von vielen vorbereitet und mitgestaltet. Pfarrer LEE Hae-hak hielt die Predigt: Kraftvoll und voller Hingabe, voll innerer Ruhe und doch starker Ausdrucksfähigkeit, manchmal unendlich sanft, dann wieder ausbrechend und mitnehmend, immer ganz zugewandt, immer ganz nah bei den Menschen…

Auch wir durften unseren Teil beitragen: Eberhard Blauth las das Grußwort von Pfarrerin Bettina Fuhrmann und sprach selbst ein Grußwort, gemeinsam sangen wir zwei Lieder.

Der Nachmittag nahm die Geschichte der Gemeinde auf ganz außergewöhnliche Weise auf: Eröffnung des Tagebuches von HAN Meng Sun, der 97-jährigen Mutter von LEE Hae-hak. Diese kleine, alte Frau war auch am nächsten Tag mit uns auf der langen Wanderung durch den Nationalpark „Namhan Sanseong“ dabei, einer riesigen Festung mit Tempeln, umgeben von einer kilometerlangen Festungsmauer. Ihr Tagebuch von 1960 – 2000 ist für die Jumingemeinde ein kleines Geschichtsbuch, wahrscheinlich könnte man auch sagen „Geschichtenbuch“, anscheinend mit viel Humor geschrieben, denn beim Lesen von Auszügen wurde viel gelacht.

Noch vieles wäre zu erzählen, aber vor allem will ich die Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit erwähnen, mit der wir aufgenommen und in das Leben der Gemeinde hineingenommen wurden. Wunderbares Essen, verlässliche Begleitung,
immer wieder hilfreiche Übersetzung. Am Tag von Buddhas Geburtstag, den 15. Mai und nochmal am 21. Mai waren wir in Seoul, dort haben wir einen buddhistischen Tempel besucht, sind an dem wunderbaren, künstlich angelegten acht Kilometer langen Fluss**, mitten in der 15 Millionenstadt spazieren gegangen und waren bei dem Denkmal für CHEON Tae-il, der sich 1970 mit 22 Jahren verbrannt hat, um auf die katastrophale Situation der Arbeiter aufmerksam zu machen. Aber wir hatten auch Gelegenheit zum Einkaufen und haben einen entspannten Abend in der Sauna genossen. Nicht zu vergessen den Abschiedsabend, an dem wir auf der großen Terrasse des neuen Gebäudes gemeinsam gegessen, getrunken, geredet und gesungen haben.


Wir müssen das Leben miteinander teilen, dann werden wir „großen Frieden und gemeinsame Freude“ erleben. In diesen sieben Tagen haben wir das Leben mit unseren Freunden in der Jumin-Gemeinde geteilt. Es waren bewegende Begegnungen, es waren auch herausfordernde Inhalte, es war eine reich gefüllte Zeit. Die Gemeindeglieder der Jumin-Gemeinde haben dankbar und sichtlich bewegt unser Verstehen und Mitgehen gespürt und wir haben gestaunt über die Gestaltungskraft, die seit 40 Jahren in dieser Gemeinde lebendig ist.
Gottes Segen wird die Gemeinde weiter begleiten!

Anmerkungen

* Tae Pyung Dong ist die Postadresse der Jumingemeinde.

** Mehr zum 4-Flüsse-Projekt im Infobrief der DOAM 4-2011. http://www.doam.org/images/archiv/infobrief2011-4.pdf

 

Hier als pdf zum Download.

 


Grußwort der Delegation

 

Liebe versammelte Festgemeinde,
liebe Freundinnen und Freunde der Jumingemeinde,

 

wir freuen uns sehr, dass wir in diesen Tagen bei euch sein können,
dass ihr uns eingeladen habt, mit euch dieses Jubiläum und die Einweihung der neuen Gebäude zu feiern. Es ist schön, wenn sich Freunde gegenseitig besuchen, auch um das, was sie bewegt miteinander zu teilen. Wir sind gerne gekommen und nehmen Anteil an allem, was euch jetzt beschäftigt.

Wir bringen die herzlichsten Grüße der Evangelischen Kirchengemeinde Weingarten mit, insbesondere des Kirchengemeinderates und der Pfarrerin Bettina Fuhrmann, die leider nicht mitreisen konnte.
Ich lese ihnen ihr persönliches Grußwort:  

(für das Grußwort von Pfarrerin Fuhrmann, öffnen Sie bitte die pdf-Datei)

40 Jahre alt ist eure Gemeinde in diesem Jahr geworden. 
1973 hat sie Pfarrer Lee Hae-hak gegründet und seit 1984 ist zwischen unseren Gemeinden eine enge und freundschaftliche Partnerschaft gewachsen,
die in dieser Form einmalig ist.

Zu verdanken haben wir das der Freundschaft zwischen Paul Schneiss und Lee Hae-hak. Die beiden haben die Partnerschaft in schweren Zeiten begonnen und Menschen in ihren Gemeinden gewonnen, die sie lebendig gemacht und erhalten haben.
Pfarrer Lee Hae-hak und Pfarrer Schneiss gilt deshalb heute unsere ganz besondere Anerkennung!

Wir als Kirchengemeinde Weingarten waren wir immer sehr beeindruckt von eurem lebendigen Gemeindeleben und von eurem engagierten sozialen und politischen Einsatz. Als Gemeinde, die der Minjung-Theologie verpflichtet ist, stellt ihr in eurer Gesellschaft eine verantwortlich handelnde und gestaltende christlich Kraft dar. Ihr nehmt die gesellschaftlichen Herausforderungen wahr und antwortet ihnen im Geist des Evangeliums von Jesus Christus.
Davon können und müssen wir lernen und wir danken euch für euer Vorbild.

In den fast 30 Jahren unserer Partnerschaft ist sehr viel gewachsen.
Im August 1994 war der erste Besuch einer Weingartener Gruppe bei euch hier in Seongnam,
im August 1996 der erste Besuch von euch bei uns in Weingarten.
Seitdem besuchen wir uns regelmäßig alle 2 Jahre.
Im Oktober 2001 feierten wir zum ersten Mal gemeinsam einen Gottesdienst – d.h. wir waren durch eine Telefon-Life-Schaltung miteinander verbunden. Diesen jährlichen, gemeinsamen Gottesdienst feiern wir seit 2007 auch mit Bildübertragung.

Im August 2000, beim zweiten Besuch der Jumin-Gemeinde in Weingarten wurde von den Gemeindeleitungen eine „Freundschaftserklärung“ formuliert, die einen regelmäßigen Austausch über die Aktivitäten in den Gemeinden vorsieht.

Dreimal waren Jugendliche aus eurer Gemeinde ein halbes Jahr bei uns und zwei junge Frauen waren 2006 ein halbes Jahr bei euch.
Das hat unsere Partnerschaft lebendig gemacht und Gesichter gegeben!

Ihr feiert heute nicht nur euer 40-jähriges Jubiläum, ihr feiert auch die Einweihung der neuen Gemeindegebäude. Wir sind sehr beeindruckt, von diesem Projekt! Ihr habt euch viel vorgenommen und ihr habt viel geschafft.
Eine Gemeinde, die sich nicht immer neue Aufgaben und Ziele setzt, entwickelt sich nicht weiter.
Ihr seid auf dem Weg!
Ihr stellt euch zu den Menschen, die es schwer haben.
Ihr steht mitten in der Gesellschaft auf und erhebt im Namen Jesu Christi eure Stimme für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden.

Gott segne euer gemeinsames Leben und euer Engagement für die Menschen.
Er führe und begleite euch weiter auf eurem Weg.
Er gebe euch in Zeiten der Ausweglosigkeit neues Vertrauen
und zeige euch immer wieder neue Wege, das Reich Gottes in dieser Welt zu bauen.

Herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit.


 

Grußwort K. & P. Schneiss 

 

Jumin Gemeinde - 40 Jahre & Neubau der Kirche
Kiyoko & Paul Schneiss, 19. Mai 2013

 

Meine Frau und ich bedanken uns herzlich für die Einladung. Wir sind hier und freuen uns einfach. Danke.

„Zum 40. Geburtstag beschenken Sie sich selber: ein neues Haus mit Raum für Gott und Menschen, eine Heimat für die Gemeinde und ein Zufluchtsort für Rat- und Hilflose.

Am Gründungstag war ich nicht dabei. Erst ein wenig später (1976) habe ich davon gehört, dass es eine neue, junge Gemeinde gibt in einer Stadt, die noch nicht existiert. Das Land war weit, die Äcker lagen still, waren abgeerntet (es muss Winter gewesen sein), vereinzelte Häuser, von Hochhäusern konnte man, wenn man wollte, nur träumen. Manche taten es: immerhin, es war die Zeit von PARK Chung Hee und – Chun Tae-Il, einem Textilarbeiter, der sich aus Protest selbst verbrannte (1970).

Ich durfte nicht zusehen, wie die Gemeinde wuchs, wie die Stadt sich entwickelte, wie der Pfarrer der Gemeinde immer wieder für Monate verschwand, die Familie dem Druck standhielt, die Ältesten bei der Stange blieben. Ich habe davon gehört. Während meiner Zeit des Einreiseverbots (1978-1988) habe ich davon nur gehört.

Ich habe auch gehört, dass in der Gemeinde eine eigene Bank gegründet wurde, eine Lebensmittelgenossenschaft, und viele andere Aktivitäten. Ich habe gehört, dass die Gemeinde einen Studenten, der einen Märtyrertod starb, betrauert. Ich habe gehört, dass eine ältere Frau für ihren Umgang mit einem kleinen Darlehen einen Preis von der Regierung erhalten hat.
Und ich habe gesehen, dass die Gemeinde nicht zu einer Mega-Kirche geworden ist. Die hatten mich erschreckt, als ich zu Beginn der 70er Jahre erstmals nach Korea kam. Ich war nicht fasziniert von der Größe und Macht mancher großen Kirchen, sondern fühlte mich bei den kleinen Minjung-Gemeinden zu Hause. Damals gab es vorübergehend eine Sarangbang-Kirche an irgendeinem Fluss- oder Kanalufer – bis die Menschen vertrieben waren. Bei einer andern Gemeinde „musste“, „durfte“ ich Gottesdienst halten: auf Japanisch, weil es nur einen Mann gab, der aus dem Japanischen ins Koreanische übersetzen konnte, aber niemanden, der Englisch oder gar Deutsch verstand. Drei Mal habe ich dort gepredigt - dann waren die Leute verschwunden, zerstreut in alle Winde.

Das alles fand nicht hier in Songnam statt. Über die Anfangsjahre der Jumin-Gemeinde weiß ich zu wenig, nein, ich weiß überhaupt zu wenig über die Jahre unter der Diktatur. Aber die Atmosphäre in Songnam war sicher nicht besser als in Seoul. Ich versuchte, die verschiedenen Gerichtsprozesse zu verfolgen – aber es wurden zu viele. In Tokyo druckten wir ab Mitte Mai 1980 Woche für Woche lange Listen von Verhafteten: junge Leute und ältere Menschen. Wir druckten in vier Sprachen: Koreanisch (Hangul), Chinesische Zeichen, Englisch und Japanisch und hängten die meterlangen Papierfahnen bei den Demos in den Städten Japans auf, so dass jeder die Namen lesen konnte.

Und in der Jumin Gemeinde, wie in vielen andern Gemeinden auch, wurde geweint, gebetet, getröstet, ermutigt, protestiert. Menschenrechte, Demokratie, Wiedervereinigung und viele andere Begriffe wurden gelernt, auf die Fahnen geschrieben, ins Land hinaus geschrieen.
Als ich dann in den 90er Jahren wieder in dieses schöne Land mit den vielen Kirchen und den weithin leuchtenden Kreuzen auf den Türmen einreisen durfte (das Rot der Leuchtreklame erinnerte mich immer an das Blut, das unter so vielen Kirchtürmen geflossen war), sah ich keine Felder und vereinzelte Häuser, sondern eine riesige Stadt, die Jahr für Jahr weiterwuchs, sah breite Straßen, die genauso verstopft waren, wie die in Seoul. Wo in diesem Häuser-Wirrwarr ist denn nun die Jumin-Kirche? Das Rathaus war in nächster Nachbarschaft gebaut worden, dann konnte man die Kirche auch nicht verfehlen. Zuerst kam ich mit dem Bus nach Songnam, später mit der U-Bahn. Und wie oft haben mich Gemeindeglieder abgeholt, zurückgebracht, chauffiert, und wir durften mit ihnen essen. Ja, in mancher Wohnung durften wir uns nach der Tagesarbeit gemütlich ausruhen.

Ich sehe Gottes Segen über Euch. Ich sehe, dass der Same des Wortes Gottes aufgegangen ist – nicht nur im Leben der Gemeindeglieder, sondern auch der ganzen Gemeinde und durch sie in der Stadt. „Wo der Herr nicht die Stadt baut, da bauen die Bauherren umsonst“. Ich habe zwei Gemeinden, in denen ich mich zu Hause fühle, wo ich spüre, dass ich dazu gehöre, aufgenommen bin. Und beide Gemeinden gehören im Namen Jesu Christi partnerschaftlich zusammen: Jumin und Weingarten.

Einen entscheidenden Beitrag für diese Partnerschaft leistete mein Freund und Bruder LEE Hae Hak, ohne dass er dieses beabsichtigt hätte. Nach einem Besuch in Berlin musste er wieder einmal ins Gefängnis. Das gab unsern Jugendlichen in Weingarten den Anlass, Spenden für Pfr. Lee und seine Freunde zu sammeln. Das Open Air Konzert war ein voller Erfolg – finanziell war es ein grandioser Reinfall. Statt einer Spende für die Jumin Gemeinde hatten die Jugendlichen Schulden, für die sie zwei Jahre lang hart arbeiten mussten. Aber auf den T-shirts der Helfer beim Konzert stand: „für Menschenrechte in Korea“, „Freiheit für Pfr. Lee Hae Hak“, „für Demokratie in Korea“. So wurde in Weingarten und darüber hinaus bekannt, was die Militärdiktatur anrichtete, wie sie mit den Menschen im eigenen Land umgeht.

Meine Frau und ich freuen uns, dass Ihr trotz des neuen Gebäudes bescheiden geblieben seid, dass Ihr nicht müde und selbstsicher geworden seid, dass Ihr immer wieder nach den Rissen und Stolpersteinen in Eurer Gesellschaft Ausschau haltet, dass Ihr keinen billigen Trost anbietet und kein billiges Evangelium. Wir danken Euch. Der Segen Gottes, den Euch niemand nehmen und verwehren kann, bleibe bei Euch in Ewigkeit. Danke.“

Hier als pdf zum Download.

 

 

 

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