"Trostfrauen", Wiedergutmachung und Menschenrechte            

2015: "Schmerzhaft wie der Tod"

"Trostfrauen", "Comfort Women" 
Quelle: "mission", Zeitschrift des Berliner Missionswerks.
mission 2/15

"Schmerzhaft wie der Tod"

„Trostfrauen“ fordern Anerkennung als Kriegsopfer
Von Jutta Klimmt

Sie war 14, als sie verschleppt, erniedrigt und zur Prostitution gezwungen wurde: Die Koreanerin Kim Bok-Dong gehört zu den rund 200.000 sogenannten „Trostfrauen“, die während des Zweiten Weltkriegs vom japanischen Militär gewaltsam in Bordelle gezwungen und vergewaltigt, gefoltert und getötet wurden. Seit vielen Jahren kämpfen die Opfer darum, dass Japan diese Taten als Kriegsverbrechen anerkennt.



„Mich an diese Zeit zu erinnern, ist so schmerzvoll wie der Tod. Trotzdem werde ich laut und deutlich sprechen. Von allem, was damals passiert ist…“ Wenn Kim Bok-Dong an die Jahre zurückdenkt, die sie in japanischer Kriegsgefangenschaft verbringen musste, dann verdunkelt sich ihr Blick. Zu groß war das Leid, das ihr damals zugefügt wurde; zu groß sind die Leiden noch immer für die 89-Jährige.

Ihr Körper ist übersät von Narben; Schmerzen begleiten sie Tag und Nacht. „Nicht einmal einen Löffel Reis kann ich zu mir nehmen, ohne Medikamente zu nehmen“, sagt sie. „Andere Seniorinnen führen ein glückliches Leben und genießen die Liebe ihrer Kinder und Enkel. Ich dagegen war auch nach meiner Rückkehr nach Korea immer einsam – und auf Kinder musste ich verzichten.“

Kim Bok-Dong erinnert sich gut an den Tag im Frühjahr 1940, an dem alles begann. Korea war von den Japanern besetzt. Ein japanischer Soldat kam gemeinsam mit dem Dorfverwalter zum Haus ihrer Eltern in Yangsang. Er teilte ihrer Mutter mit, die Tochter werde zwangsrekrutiert, da die Familie keinen Sohn habe, der auf Seiten Japans mit in den Krieg ziehen könne. In einer Fabrik solle die Vierzehnjährige Militäruniformen für die japanische Armee nähen. Das Mädchen, verzweifelt und voller Angst, wurde nach Taiwan gebracht. „Dort wurden alle zwangsrekrutierten Frauen zunächst auf Krankheiten untersucht. Dann teilte man uns verschiedenen Bordellen zu. Ich erinnere mich genau an die erste Nacht dort.“ Für die Vierzehnjährige hatte ein Alptraum begonnen, der Jahre dauern sollte.

Jedes Zimmer in dem Gebäude hatte eine Nummer, und es war den Mädchen verboten, ihr Zimmer zu verlassen. „Unter der Woche waren es 15 Soldaten an einem Tag, aber an den Wochenenden waren es mehr als 50.“ Später kam sie nach Hong Kong und nach drei Monaten nach Singapur. Von dort ging es weiter nach Sumatra, Malaysia und Java…

Plötzlich kamen keine Soldaten mehr. Der Krieg war vorbei. Das allerdings erfuhren die Mädchen vorerst nicht. Die japanischen Soldaten nahmen sie mit in ein Militärkrankenhaus in Singapur und bildeten sie dort in Krankenpflege aus, um sie als Krankenschwestern zu tarnen. Die jahrelangen brutalen Verbrechen sollten unentdeckt bleiben. „Und so kamen wir in ein amerikanisches Kriegsgefangenenlager – und durften von dort aus 1947 nach Hause zurück. Nach sieben langen Jahren.“ Aber das Leid war noch nicht zu Ende. „Meine Mutter war so schockiert, als sie hörte, was mir passiert war, dass sie an den Folgen ihres Kummers verstarb“, erzählt die 89-Jährige.



Es sollten Jahrzehnte ins Land gehen, bis Kim Bok-Dong durch eine Fernsehsendung erfuhr, dass 200.000 Frauen aus dem asiatischen Pazifikraum von den Japanern systematisch missbraucht worden waren. Sie entschloss sich, endlich über das Erlittene zu reden und hielt ihre Erlebnisse 1992 schriftlich fest. „Diese Kriegsverbrechen nahm jahrzehntelang niemand zur Kenntnis“, sagt sie. „Daher ist es für uns Opfer so ungemein wichtig, dass Japan endlich aufhört, die Taten zu leugnen.“ Bis heute – 70 Jahre nach Kriegsende – kämpfen die Frauen vergeblich um die offizielle Anerkennung als Kriegsopfer. Japans Premierminister Shinzō Abe behauptet weiterhin, für die Deportation sei nicht das japanische Militär verantwortlich gewesen, sondern private Schlepper.

Den „Trostfrauen“ aber läuft die Zeit davon. „Die japanische Regierung scheint auf unseren Tod zu warten“, sagt Kim Bok-Dong bitter. Sie ist eine der wenigen Zeitzeuginnen, die noch leben und die nicht müde werden, von Japan ein Eingeständnis seiner Schuld zu fordern. Im Juli erst wurde ihr für ihren unermüdlichen Einsatz der erste Seouler Frauenpreis verliehen. Ob sie ein Einlenken Japans noch erleben wird? Kim Bok-Dong zuckt müde die Achseln. „Das weiß ich nicht. Aber eines steht fest: Mich an diese Zeit zu erinnern, ist so schmerzvoll wie der Tod. Trotzdem werde ich laut und deutlich sprechen. Von allem, was damals passiert ist…“


Jutta Klimmt ist Öffentlichkeitsreferentin des Berliner Missionswerkes und der Gossner Mission.


Trostfrauen
Die euphemistische Bezeichnung „Trostfrau“ steht für die systematische sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen, die während des Zweiten Weltkriegs vom japanischen Militär in die Prostitution gezwungen wurden. Die Vorgänge wurden jahrelang tabuisiert und sind bis heute von der japanischen Regierung nicht anerkannt.
Im Rahmen einer Kampagne für die Anerkennung gab es vor wenigen Wochen Aktionen der „Trostfrauen“ auch in Berlin, u.a. unterstützt vom Berliner Missionswerk und der Deutschen Ostasienmission. Neben einer Demonstration vor der japanischen Botschaft fanden Gespräche mit Bundestagsabgeordneten, Podiumsdiskussionen und eine Andacht in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt.



 

 

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Wiedergutmachung?

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   Grundlegende 
     Texte 1993
der jap. Regierung
 

4.8.1993
Statement by the Chief Cabinet Secretary Yohei KONO on the result of the study on the issue of "comfort women"

4.8.1993
On the Issue of Wartime "Comfort Women". Hier sind die Ergebnisse der Nachforschungen durch die Regierung zusammengefasst.

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