"Trostfrauen", Wiedergutmachung und Menschenrechte            

2015: "Trostfrauen"-Frage in Schulbüchern

"Trostfrauen", "Comfort Women"

Erklärung über die Behandlung der "Trostfrauen"-Frage in Schulbüchern

Posted By Reinhard Zöllner On 10.2.2015
(For English version scroll down)

Als Historiker und Japanologen drücken wir unsere Bestürzung darüber aus, daß die japanische Regierung seit kurzem versucht, Feststellungen in Geschichtslehrbüchern in Japan und anderswo über die euphemistisch so genannten “Trostfrauen” zu unterdrücken, die während des Zweiten Weltkriegs im Dienst der japanischen Armee unter einem brutalen System sexueller Ausbeutung gelitten haben.

Historiker debattieren darüber, ob die Zahl der ausgebeuteten Frauen im Bereich von Zehntausenden oder Hundertausenden lag und welche Rolle das Militär bei ihrer Rekrutierung genau spielte. Doch die sorgfältigen Recherchen des Historikers Yoshimi Yoshiaki in japanischen Regierungsarchiven und die Zeugnisse von Überlebenden aus ganz Asien haben jeden Zweifel an den grundsätzlichen Zügen eines Systems, das staatlich geförderter sexueller Sklaverei gleichkam, beseitigt.

Als Teil ihrer Bemühungen, die patriotische Erziehung zu fördern, stellt die gegenwärtige Regierung von Ministerpräsident Shinzō Abe die gültige Geschichte der Trostfrauen buchstäblich infrage

und versucht, ihre Erwähnung in Schulbüchern zu unterbinden. Eine japanische Politiker haben legalistische Argumente entwickelt, um die Verantwortlichkeit des Staates zu leugnen, während andere die Opfer verhöhnt haben. Rechtsextreme bedrohen Journalisten und Wissenschaftler, die das System und die Geschichten seiner Opfer dokumentiert haben, und schüchtern sie ein.

Wir erkennen an, daß nicht nur die japanische Regierung versucht, Geschichte zu ihrem eigenen Nutzen zu erzählen. In den Vereinigten Staaten haben Staatsparlemente und lokale Schulbehörden versucht, Schulbücher umzuschreiben und Lehrpläne zu entwickeln, die “unpatriotische” Bezüge auf den Vietnamkrieg auslöschen sollen. 2014 verabschiedete Rußland ein Gesetz, das die Verbreitung von aus der Sicht der Regierung falschen Informationen über sowjetische Aktivitäten im Zweiten Weltkrieg unter Strafe stellt. In diesem Jahr, der 100. Wiederkehr des Völkermords an den Armeniern, wurde ein türkischer Bürger ins Gefängnis gesteckt, weil er daran festhielt, daß die Regierung dafür Verantwortung trug. Die japanische Regierung zielt jetzt jedoch auf die Arbeit von Historikern im In- und Ausland.

Am 7. November 2014 beauftragte das japanische Außenministerium sein New Yorker Generalkonsulat, den Verlag McGraw-Hill zu bitten, die Beschreibung von Trostfrauen in seinem Lehrbuch der Weltgeschichte “Traditions and Encounters: A Global Perspective on the Past” zu korrigieren, das von Herbert Ziegel und Jerry Bentley verfaßt wurde.

Am 15. Januar 2015 berichtete das Wall Street Journal, im vergangenen Dezember habe ein Treffen zwischen japanischen Diplomaten und Vertretern von McGraw-Hill stattgefunden. Der Verlag lehnte das Ansinnen der japanischen Regierung ab, zwei Absätze zu streichen, und stellte fest, daß Wissenschaftler die historischen Fakten über die Trostfrauen festgestellt haben. Wir unterstützen den Verlag und stimmen dem Verfasser Herbert Ziegler darin zu, daß keine Regierung das Recht haben soll, die Geschichte zu zensieren. Wir stehen an der Seite der vielen Historiker in Japan und anderswo, die daran gearbeitet haben, die Fakten über dieses und andere Vergehen des Zweiten Weltkriegs ans Licht zu bringen.

Wir üben und schreiben Geschichte, um aus der Vergangenheit zu lernen. Deshalb stellen wir uns gegen die Anstrengungen von Staaten oder Gruppen mit Sonderinteressen, Verleger oder Historiker unter Druck zu setzen, damit sie die Ergebnisse ihrer Forschungen politischen Zwecken anpassen.

Diese Erklärung folgt in Wortlaut und Absicht der Erklärung US-amerikanischer Historiker vom Februar 2015.
http://kotoba.japankunde.de/?p=4569

 


American academics condemn Japanese efforts to revise history of “comfort women”

Posted By Reinhard Zöllner On 10.2.2015

As historians and members of the American Historical Association, we express our dismay at recent attempts by the Japanese government to suppress statements in history textbooks both in Japan and elsewhere about the euphemistically named “comfort women,” who suffered under a brutal system of sexual exploitation in the service of the Japanese imperial army during World War II.

Historians continue to debate whether the numbers of women exploited were in the tens of thousands or the hundreds of thousands and what precise role the military played in their procurement. Yet the careful research of historian Yoshimi Yoshiaki in Japanese government archives and the testimonial of survivors throughout Asia have rendered beyond dispute the essential features of a system that amounted to state-sponsored sexual slavery.

As part of its effort to promote patriotic education, the present administration of Prime Minister Shinzo Abe is vocally questioning the established history of the comfort women and seeking to eliminate references to them in school textbooks. Some conservative Japanese politicians have deployed legalistic arguments in order to deny state responsibility, while others have slandered the survivors. Right-wing extremists threaten and intimidate journalists and scholars involved in documenting the system and the stories of its victims.

We recognize that the Japanese government is not alone in seeking to narrate history in its own interest. In the United States, state legislatures and local school boards have sought to re-write school textbooks and craft curricula to eliminate “unpatriotic” references to the Vietnam War. In 2014 Russia passed a law criminalizing dissemination of what the government deems false information about Soviet activities during World War II. This year, on the 100th anniversary of the Armenian genocide, a Turkish citizen can be sent to jail for asserting that the government bears responsibility. The Japanese government, however, is now directly targeting the work of historians both at home and abroad.

On November 7, 2014 the Japanese Foreign Ministry instructed its New York Consulate General to ask McGraw-Hill publishers to correct the depiction of the comfort women in its world history textbook, Traditions and Encounters: A Global Perspective on the Past, co-authored by historians Herbert Ziegler and Jerry Bentley.

On January 15, 2015, The Wall Street Journal reported a meeting that took place last December between Japanese diplomats and McGraw-Hill representatives. The publisher refused the Japanese government’s request for erasure of two paragraphs, stating that scholars had established the historical facts about the comfort women. We support the publisher and agree with author Herbert Ziegler that no government should have the right to censor history. We stand with the many historians in Japan and elsewhere who have worked to bring to light the facts about this and other atrocities of World War II.

We practice and produce history to learn from the past. We therefore oppose the efforts of states or special interests to pressure publishers or historians to alter the results of their research for political purposes.

Jeremy Adelman, Princeton University
W. Jelani Cobb, University of Connecticut
Alexis Dudden, University of Connecticut
Sabine Fruhstuck, University of California Santa Barbara
Sheldon Garon, Princeton University
Carol Gluck, Columbia University
Mark Healey, University of Connecticut
Miriam Kingsberg, University of Colorado
Nikolay Koposov, Georgia Institute of Technology
Peter Kuznick, American University
Patrick Manning, University of Pittsburgh
Devin Pendas, Boston College
Mark Selden, Cornell University
Franziska Seraphim, Boston College
Stefan Tanaka, University of California San Diego
Julia Adeney Thomas, Notre Dame University
Jeffrey Wasserstrom, University of California Irvine
Theodore Jun Yoo, University of Hawaii


Source:  Kotoba 古都薔 - http://kotoba.japankunde.de








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   Grundlegende 
     Texte 1993
der jap. Regierung
 

4.8.1993
Statement by the Chief Cabinet Secretary Yohei KONO on the result of the study on the issue of "comfort women"

4.8.1993
On the Issue of Wartime "Comfort Women". Hier sind die Ergebnisse der Nachforschungen durch die Regierung zusammengefasst.

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