2016: Jürgen Hinzpeter - "Ein Held Koreas"

Japan-Korea Solidarität in den 70er und 80er Jahren
Kwangju Massaker 18.05.1980

Jürgen Hinzpeter - "Ein Held Koreas"

Zum Tode von Jürgen Hinzpeter im Januar 2016. Journalist.

Wir lernten ihn 1980 im ARD-Studio Tokyo kennen. Wir suchten einen Journalisten, der am sog. Aufstand der Bürger in Kwangju gegen die Militärdiktatur in Südkorea interessiert war. Über ein Telefongespräch aus Gwangju nach Seoul und Tokyo hatten wir von den unglaublichen Vorgängen gehört: die zur Bewachung der Grenze nach Nordkorea eingesetzten Soldaten marschierten kurz nach Mitternacht durch Seoul (es bestand Ausgehverbot!) in Richtung Süden. Dass der Aufmarsch Gwangju galt, dass in der Nacht eine lange Liste von Politikern und Regierungskritikern verhaftet worden waren, erfuhren wir erst am folgenden Tag. Da flog dann auch der Fotojournalist Hinzpeter mit dem erstbesten Flieger nach Seoul. Von dort führte sie der Taxifahrer auf kleinen Straßen nach Kwangju. Hinzpeter beschreibt das später in seinem Aufsatz „I bow my head“ (The Kwangju Uprising. Eyewitness Press Accounts of Korea‘s Tiananmen, hg. von H. Scott-Stokes & Lee Eui, 2000). Sie trafen auf das Militär, das die Stadt bereits abgeriegel hatte: „There were at least fifteen heavy tanks parked in the opposite lane. This time, we had no choice but to obey. An officer in charge had his men aim their machine guns at our car in case we were in doubt.

Off the expressway we went… Entering the city ….we were immediately surrounded by a large crowd. … A man approached. … He was nervous. His body trembled. He was frequently overtaken by emotion … many of his freinds had been shot, he said. … There was nowhere to go, nowhere to hide from the bullets.“
Hinzpeter fuhr nicht nur ein Mal in die Stadt, sondern nachdem er seine Filme vom ersten Tag sicher nach Tokyo gebracht hatte, gleich ein zweites Mal. Eine Frau grüßte ihn: „What have we done wrong? Why did the paratroopers come? They were drunk. We should not be afraid, we too should be ready to die for the ideal of political freedom.“

6 Jahre später nahm Hinzpeter an einer Demonstration zum Gedenken an Gwangju in Seoul teil. Polizei in Zivil schlug ihn plötzlich nieder. Schläger im Dienst der Polizei, schleppten ihn über die Straße und übergaben ihn der gefürchteten Bereitschaftspolizei. Sie warfen ihn zu Boden, traktierten ihn mit Stiefeln, zerstörten die Videokamera (aber diese rettete ihm dennoch sein Leben). Im Krankenhaus stellte man seine Wirbelsäulenverletzung fest…

Er musste seinen geliebten Beruf aufgeben (1986). Jürgen Hinzpeter hat viel gewagt, ohne Rücksicht auf das ewigen Ergehen. Ohne ihn hätte die Welt damals im Mai 1980 nicht so schnell und umfassend über die mit brutaler Gewalt vollzogene „Eroberung“ der Stadt Gwangju erfahren. In Südkorea ist Jürgen Hinzpeter ein Held.

Wir sind ihm dankbar dafür, dass er weder Mühe noch Risiko gescheut hat, dass er nie bereut hat, damals im Mai 1980 den Weg durch die „feindlichen Linien“ zu suchen um zu den Freunden von Demokratie und Freiheit zu gelangen und ihren Kampf zu dokumentieren. (K. & P.Schneiss)

Quelle:  Informationsbrief 2016-1 der Deustchen Ostasienmission (DOAM)
           http://www.doam.org/index.php/archiv/buecher-2/1408-archiv-doaminfo