Peace Train 2013 - Predigt: U. Trautwein

Peace Train 2013:  8.10.-29.10.2013 Berlin-Moskau-Irkutsk-Peking-Pyongyang-Pusan

Berlin-Madang am 7. Oktober 2013
Heilandskirche Berlin und Pariser Platz
vor dem Brandenburger Tor

Hier die Berliner Erklärung zum Frieden auf der koreanischen Halbinsel (Deutsch & English)

Schlussgottesdienst am Pariser Platz, 7. Oktober 2013 

Die Predigt als pdf-Datei

Predigt: Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein

Gott schenke Euch ein Herz für sein Wort und ein Wort für Euer Herz!


Liebe Schwestern und Brüder,
beim Propheten Jesaja im 2. Kapitel heißt es:

1Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem:
2Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, 3und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. 4Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. 5Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN. (Jesaja 2, 1-5)


Liebe Schwestern und Brüder,
es gibt Worte, die entfalten, sind sie einmal ausgesprochen, ein Eigenleben. Starke Worte, die Mut machen, etwas zu verändern, Worte, die eine große Sehnsucht aussprechen und Menschen die Kraft geben, ihrer Sehnsucht entgegen zu leben. Worte, die in die Zukunft weisen und zu einer Art Lebensslogan werden.

In unserem biblischen Text stecken genau solche Worte: „Die Menschen werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen“. Diese uralte Verheißung begleitet die Menschen schon seit Jahrtausenden und sie hat auch meine Generation in Ost und West geprägt, hatte großen Anteil an der Friedensbewegung der 80er Jahre.

Schwerter zu Pflugscharen - das sind Worte, die auch in mir persönlich sofort Erinnerungen und starke Gefühle auslösen. 1973 dichtete mein Vater zusammen mit einem Freund das Lied
„Ein jeder braucht sein Brot sein’ Wein, und Frieden ohne Furcht soll sein.
Pflugscharen schmelzt aus Gewehren und Kanonen, dass wir im Frieden beisammen wohnen.“

Das sangen wir in Gottesdiensten genauso wie bei Festen, auf Freizeiten, bei Kirchentagen. Dieses Lied nahm die damalige Atmosphäre, ja, die Zeitansage auf:

Deutschland geteilt, die Bedrohung durch atomare Aufrüstung vor Augen, brach die Sehnsucht nach Weltfrieden geradezu lautstark aus vielen Menschen heraus.

Schwerter zu Pflugscharen – diese Parole prägt die Friedensbewegung bis heute.

In Deutschland trugen in den 80’ger Jahren viele Menschen Aufnäher an ihren Jacken, auf denen eine männliche Gestalt zu sehen war, die ein Schwert mit einem mächtigen Hammer um schmiedet und daneben die Worte „Schwerter zu Pflugscharen, Frieden schaffen ohne Waffen“.

Harald Bretschneider, damals Jugendpfarrer in Leipzig, hatte dieses Motiv entwickelt. Auf der Suche nach einem passenden Symbol für seine Friedensarbeit, nahm er das Bild von den Schwertern zu Pflugscharen auf, dass der sowjetische Bildhauer Jewgeni Wutschetitsch in einem Denkmal eindrucksvoll gestaltet hatte. Chruschtschow hatte dieses Denkmal der UNO geschenkt. Bretschneider hat dazu in seinen Erinnerungen so schön bemerkt: Es gehört zu den Wundern der Weltgeschichte, dass der atheistische sowjetische Staatsmann Chruschtschow dieses Denkmal mit dem typisch biblischen Symbol den UNO Vertretern geschenkt hat.“

Und weil genau solche Wunder geschehen können sind wir hier!

Ja dieses starke Symbolbild hatte selbst die Kraft weit über die Bibel hinaus Menschen zu bewegen und so verbreitete es sich schnell von den Jugendgruppen in der damaligen DDR zur Bürgerrechtsbewegung und schließlich war es das Bild – waren es die Worte auch für die Friedensbewegung der alten Bundesrepublik.

Wenn ich zurückschaue auf die Zeit damals in den 80er und frühen 90er Jahre, dann werde ich ein wenig wehmütig. Damals war ein tiefes Vertrauen spürbar, bei allen, die sich für den Frieden über Grenzen hinweg und die atomare Abrüstung einsetzten.

Was für eine Kraft haben die prophetischen Worte „Schwerter zu Pflugscharen“ damals entwickelt über die Montagsdemonstrationen bis hin zur friedlichen Revolution 1989.

Schwerter zu Pflugscharen – Und tatsächlich fiel die Mauer und die Waffen in Ost und West wurden abgerüstet.

Ja, wir haben großartige Momente erfüllten Friedens erlebt.

Aber die Welt hat sich weiter gedreht, und viele neue Konflikte sind aufgebrochen, mörderische Kriege entflammt, die Vision eines umfassenden Friedens in weite Ferne gerückt. Dazu kommt, die Lage ist komplexer geworden und schwieriger zu verstehen.

Wir sind himmelweit entfernt von den letzten Tagen, von denen Jesaja so bildhaft berichtet, es ist noch lange nicht so weit, dass die Menschen nicht mehr lernen Krieg zu führen.

Gerade in den vergangenen Wochen sind wir normalerweise recht routinierten Kriegsbilderschauer von den Bildern der Opfer des Gasangriffs in Syrien verstört worden. Solche Bilder können, gepaart mit der Ratlosigkeit wie man denn nun richtig handeln soll, eine tiefe Resignation in einem auslösen: „Es ist doch alles vergeblich, die Menschen lernen nichts, sie bleiben mörderische, brutale Wesen, die jedes Mitleid verlieren, wenn sie sich erst einmal auf den Kriegspfad begeben haben.“

Mir fällt es manchmal unendlich schwer, das Vertrauen in die Kraft dieser von Gott gezeichneten Hoffnungsbilder zu behalten.

Und wenn wir unseren Blick auf Korea richten, dann lösen auch diese Bilder Schmerz, Verzweiflung und Ratlosigkeit in uns aus. Es macht mich traurig, dass wir es nicht schaffen, alle Mauern einzureißen, die Menschen voneinander trennen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Grenze zwischen Süd- und Nordkorea gehört zu den am hermetischsten abgeriegelten Grenzen der Welt. Und gerade wurde wieder einmal eine heiß ersehnte Familienzusammenführung von nordkoreanischer Seite kurzerhand ausgesetzt.

Was können wir tun? Worauf sollen wir unsere Hoffnung richten?

Wir hier in Berlin fühlen uns Ihnen, liebe koreanische Brüder und Schwestern, besonders nahe und es tut uns besonders weh, zu erleben, dass Ihr Land nach wie vor so grausam getrennt ist, die Menschen in Nordkorea unermessliche Qualen erleiden. Die wenigen Berichte, die man hört sind so entsetzlich, das man sich kaum vorstellen kann, wie die Menschen in Nord-Korea Tag für Tag leben, ja überleben. Und es gibt wenige Zeichen am Horizont dafür, dass Ihr Land eines Tages wieder zusammenfinden wird.

Wir hier haben erlebt, dass gegen den Augenschein, gegen jede Erwartung, unglaubliches geschehen kann: Mauern fallen, Wunder sind möglich!

Halten Sie diese Hoffnung in Ihren Herzen fest, wir stehen an Ihrer Seite! Was können wir tun? Worauf sollen wir unsere Hoffnung richten?

Kommt nun, lasst uns wandeln im Licht des Herrn, so heißt es bei Jesaja.

Sicher, wir sind in der Tat himmelweit davon entfernt, friedlich zusammen zum Berg des Herrn zu wandern. Aber wir hier sind auch weit davon entfernt, ganz und gar hilflos zu sein.

Das Reich des Friedens ist noch nicht da – und trotzdem: es hat bereits begonnen, es leuchtet immer wieder auf- an den überraschendsten Orten, überall da, wo Menschen Vorurteile, alte Grenzen, Feindschaften überwinden und einander in Frieden begegnen.

Gott traut uns zu, dass wir an seinem Friedensreich mit bauen.

Dazu gehört das Hinschauen, sich nicht wegdrehen, wenn wir mitbekommen, dass anderen Menschen wehgetan wird, sie verletzt werden. Darüber hinaus gilt es, immer weiter zu versuchen zu verstehen, was in unserer Vergangenheit geschehen ist, deutlich Schuld einzugestehen und auszusprechen und die Täter zu benennen.

Versöhnung leben heißt trotz- und mit allem, was uns belastet, aufeinander zugehen und die Begegnung suchen, immer weiter.

So wie heute hier in diesem Gottesdienst, und erst recht mit dem Peace Train, mit dem Sie sich auf eine wichtige Mission begeben. Von Berlin aus über Moskau, evtl. Peking und Pyöngyang nach Busan geht die Reise. Damit richten Sie unseren Blick auf die koreanische Halbinsel und setzen ein Zeichen für den Frieden dort. Der Zug zeigt, wie stark die Sehnsucht ist, wie viel uns die Hoffnung bedeutet und dass wir sie nicht aufgeben: unsere Hoffnung auf die friedliche Wiedervereinigung Koreas.

Der Friedenszug symbolisiert die biblische Vision vom Frieden und der Versöhnung in der ganzen Welt.

Er erinnert uns an die vielen Opfer der Kriege weltweit. Er lässt uns beten für die Flüchtlinge, die in der Hoffnung auf ein friedliches und sicheres Leben auf dem Weg in die Freiheit zu Tode kamen.

Kommt nun, lasst uns wandeln im Licht des Herrn, lasst uns beten für alle Opfer von Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt in unserer Welt.


Liebe Gemeinde,
noch sind längst nicht alle Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet.

Aber die Vision des Propheten Jesaja behält ihre Schönheit und ihre Kraft, und die wird sie immer wieder neu entfalten, solange bis Gott sein Friedensreich unter uns aufrichten wird. Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!

Möge der Peace Train große Aufmerksamkeit finden, ein starkes Zeichen setzen und die Menschen mitnehmen auf dem Weg des Friedens.
Amen

 

 

 

 

 

 

 

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