2017: 125 Jahre Friedensbewegung

Evang. Friedensarbeit in Deutschland, Pressemitteilungen


Bonn, 20. Dezember 2017/dj

Renke Brahms: Die Friedensbewegung ist wichtig und notwendig

Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, hat die Bedeutung und die Notwendigkeit der Friedensbewegung hervorgehoben. Anlass ist die Gründung der ältesten deutschen Friedensorganisation, der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG), vor 125 Jahren am 21. Dezember 1892. „Damals fanden sich Menschen zusammen, die sich nicht mit der Militarisierung der Gesellschaft und dem Wettrüsten der Staaten abfinden wollten und pazifistischen Ideen eine wichtige Stimme gaben“, betont der EKD-Friedensbeauftragte. Dank Persönlichkeiten wie Bertha von Suttner, Ludwig Quidde, Alfred Hermann Fried und Adolf Richter sei die Friedensbewegung durchaus gehört worden, auch wenn sie den Ausbruch des 1. Weltkrieges letztendlich nicht habe verhindern können, so Brahms.

Der EKD-Friedensbeauftragte erinnerte daran, dass auch Christen schon in den Anfangsjahren der Friedensbewegung in Deutschland mit dabei waren. „Ich denke da an den württembergischen Pfarrer Otto Ludwig Umfrid, der sich für eine Völkerverständigung einsetzte“, so Renke Brahms. Dabei sei Umfrid leider oft auch in Konflikt mit der Amtskirche geraten. „Pazifistische Stimmen waren in der Kirche damals leider sehr selten“, bedauert der EKDFriedensbeauftragte.

Seit 125 Jahren engagiere sich die Friedensbewegung für eine friedliche Welt. „Das war nicht immer einfach, oft wurden Pazifisten belächelt, verächtlich gemacht und sogar verfolgt. Und doch mahnte die Friedensbewegung immer wieder und zu Recht Alternativen zu Krieg und Gewalt an“, unterstreicht Renke Brahms. Er verweist dabei auch auf die großen Debatten in Deutschland nach den Zweiten Weltkrieg. „Die Beiträge aus der Friedensbewegung zur Wiederbewaffnung, zu den Atomwaffen, der Ost-West-Konfrontation, später der Stationierung von Mittelstreckenwaffen in West und Ost spielten eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Diskurs“, hebt der EKD-Friedensbeauftragte hervor. Das habe für die Bundesrepublik wie auch für die DDR gegolten. „Die Friedensbewegung gab immer wieder wichtige Anstöße. Ohne die Proteste von Menschen in West und Ost hätte es vor 30 Jahren wahrscheinlich keinen INF-Vertrag zwischen den USA und der Sowjetunion gegeben, durch den die Mittelstreckenwaffen in Europa abgerüstet wurden“, ist Renke Brahms überzeugt.

Auch heute sei die Friedensbewegung nach wie vor wichtig und unverzichtbar, macht Renke Brahms deutlich. „In einer Zeit, in der immer weiter aufgerüstet wird, in der bei Konflikten immer wieder schnell nach militärischen Lösungen gerufen wird, in der eine neue nukleare Rüstungsspirale droht, braucht es dringend eine pazifistische Stimme in der politischen Debatte“, betont er. Das sei auch für die Kirche wichtig, glaubt der EKD-Friedensbeauftragte. „In der Friedensbewegung waren immer auch Christen aktiv und brachten das Friedenszeugnis Christi mit ein. Das war auch für Diskussionen in der Kirche immens wichtig“, hebt Renke Brahms hervor.


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Nachtrag / Korrektur:
der Historiker Dr. Guido Grünewald, seit vielen Jahren in der DFG-VK tätig und einer der renommiertesten Kenner der Geschichte der Friedensbewegung, der auch das Verbandsarchiv der DFG-VK betreut, hat in einer Reaktion auf die Pressemitteilung der evangelischen Friedensarbeit zur Gründung der Deutschen Friedensgesellschaft vor 125 Jahren darauf hingewiesen, dass die DFG nicht am 21. Dezember 1892, sondern bereits am 9. November 1892 in Berlin gegründet worden sei. Die Pressemitteilung bezog sich auf Angaben anderer historischer Darstellungen zur Geschichte der Friedensbewegung, die den 21. Dezember 1892 genannt haben.