2009: Besuch Albruschat

Aus meinem Reisetagebuch Ostasien
13.10. - 4.11.2009

Pfarrer i. R. Hartmut Albruschat

Mein Besuch bei den Diakonia-Schwestern in Cheonan und Mokpo
26.-30. Okt. 2009

 

1. In CHEONAN


Es war meine feste Absicht nach den wichtigen Tagen in Japan und dem längst fälligen Besuch bei der PCTaiwan in Korea auch die Schwestern in Cheonan und Mokpo zu besuchen und nach Ergehen und Arbeitsweise zu fragen. Zu viele Menschen in Deutschland erkundigen sich immer wieder, was die DIAKONIA macht, welche Aufgaben die Schwestern wahrnehmen und was für eine Perspektive sie haben. Es war uns Europäern bekannt, das die Schwesternzahl in der letzten Zeit nicht gewachsen ist. Dennoch weiß man, wie sich die kleine Zahl der Frauen ganz bewußt in alle Aufgaben hinein begibt wohl wissend, daß man an seine körperlichen und wohl auch psychischen Grenzen stößt.

Mein Besuch in Cheonan und in Mokpo haben Sr. Lee, seit Frühjahr neu gewählte Oberin, und Sr. Kim, die nach über 10 Jahren ihr Oberinnenamt abgegeben hat, wohl gemeinsam geplant. Er war vorzüglich durchdacht, auch mit der Nachtfahrt vom Flughafen Incheon nach Cheonan per Bus. Ich hatte wie eigentlich immer genügend Zeit für mich, für Erkundungen und für Gespräche.
Sr. Kim merkte man an, daß sie erleichtert war, das Oberinnenamt an Sr. Lee abgetreten zu haben. Sr. Lee weilte während meines Aufenthaltes in einem Jesuitenkloster zu einer seit Monaten angemeldeten Retrait und Gebetszeit. Sie erzählte offen von der kleineren Zahl der Mitschwestern, von Krankheitsausfällen (eine Schwester lebt seit Monaten allein wegen psychischer Probleme, hält aber den Kontakt) und von Verheiratungen. So hat Pfr. Song, der Leiter des Pflegeheims in Mokpo, eine Diakonisse geheiratet. Eine weitere hat ein Sabbaticalyear und kehrt zum Ende des Jahres zurück.

Sr. Kim berichtete weiter, daß die Schwestern beschlossen haben, sich mit ihren strengen Regeln zu öffnen. So ist es nun möglich, auch nach dem 35. Lebensjahr noch in die Schwesternschaft einzutreten. Außerdem richtet sich ihre Einladung auch an junge Witwen und geschiedene Frauen. Intensiviert wurde das Kennenlernprogramm. Alle paar Monate wird in Seoul zum Kennenlernen der Schwestern eingeladen. Dies schlägt sich in Besuchen im Zentrum nieder.

Überhaupt hat die Zahl der Einkehrbesuche zugenommen. Nach meiner Abreise erwartete man am nächsten Tag eine Gemeindegruppe für zwei Tage mit ca 35 Teilnehmern. Daneben aber kommen viele kleinere Gruppen, auch Einzelreisende zu Retraiten oder Bibeltagen. Ich staunte, wie man dies mit den wenigen Personen alles schafft. Alles ist bestens organisiert. Sie haben eine famose Köchin, die sehr gute Mahlzeiten bereitet. Morgens wird kalt, mittags und abends warm gegessen, wenig Fleisch, viel Gemüse und Reis.

Die morgendlichen und abendlichen Gebetszeiten sind wichtige Lebensabschnitte. In den Gebeten wird bewußt viel Fürbitte gehalten. Die Leitung der Gebete wechselt wöchentlich. Die Ruhe vor der Gebetszeit ist ein wichtiger meditativer Beitrag zum Stillewerden und Sich-sammeln.. Die knieende Gebetshaltung wird durch kleine Hocker für Besucher, wenn gewünscht, verändert.


2.  In MOKPO


Mit dem schnellen ICE (KTR) von Cheonan nach Mokpo sind es gut drei Stunden Fahrt. Bei schönem Herbstwetter eine eindrucksvolle Reise, die einem die  große Entwicklung Koreas in den letzten Jahren deutlich vor Augen führt. Neben den fast überall abgeernteten Reis- und Gemüsefeldern sieht man die schnell wachsenden Städte, auch in kleinsten Ortschaften, die Anstrengungen beim Straßen-und Brückenbau, ja auch den Versuch Harmonie in die Entwicklung einzubringen. Man wird nicht müde beim Schauen und beim Rückfragen. Sr. Kim, die mich nach Mokpo begleitet, gibt bereitwillig Auskunft,. wenn sie von manchen Fragen auch überrascht wurde. Die Bahntrasse ist auf Geschwindigkeit ausgelegt. Bahnhöfe liegen oft am Rand der Städte wie etwa bei der Großstadt Kwangju; aus dieser Gegend stammte Dr. KIM Dae Jung, der jüngst verstorbene ehemalige Staatspräsident. Der Zug fährt schneller  als unser ICE in Deutschland; 268 km/h war eine Angabe, die ich mir notiert habe.

In Mokpo gab es eine herzliche Begrüßung der dort lebenden und arbeitenden Schwestern, die uns gleich zum Chinesen entführten, ein wunderbares kleines Restaurant mit leckeren Speisen erwartete uns. Die Besitzerin ist ein große Spenderin und Gönnerin der Schwesternschaft.
Meine Gästeunterkunft ist wie immer bequem und fällt viel zu groß aus. Nur die vielen Stufen mit dem schweren Gepäck, was für Reisende in Asien unüblich ist, bewältigen wir zu viert.
Am Morgen das Frühstück mit dem Wiedersehen im Haus von Frau Dr. Yo, der Mitbegründerin der Schwesternschaft und ehemalige Lungenfachärztin, die sich in den 70er Jahren der vielen Tbc-Kranken annahm, auch wenn sie ein Behandlung nicht bezahlen konnten. Beim Gespräch mit der über 90jährigen Dame werden viele Erinnerungen wach und neu diskutiert. Heute ist Frau Dr. Yo geistig voll auf der Höhe, nur ihre Beine wollen nicht mehr so recht ...

Die Besichtigung des neuen Pflegeheimes nun in Betrieb; im Vorjahr sah ich nur die leeren Räume ohne Einrichtung etc. zeigt mir die Arbeitsaufteilung und etwas vom Leben der Bewohner. Heute hat jemand einen runden Geburtstag; dieses Ereignis wird mit allen im großen Aufenthaltsraum gefeiert; die Pflgekräfte waren dabei ein großes Buffet aufzubauen. Ich hörte später das Singen, Lachen und Trommeln der Teilnehmenden. Z.Zt. leben 50 Perssonen im Haus, 20 Männer und 30 Frauen mit unterschiedlichsten Gebrechen und Erkrankungen. Die Physiotherapie ist gut ausgebaut und erleichtert den alten Menschen das Leben. Viele Mitarbeirer, darunter eine große Zahl von Ehrenamtlichen unterstützen das team, das von Pfarrer Song geleitet wird zusammen mit Sr. Choi, eine der umsichtigsten Schwestern, die ich kennenlernen konnte.

Die Unterbringung der alten Menschen in Vier-Bett-Zimmern ist nicht optimal, viel zu eng, ein Manko der Architektenplanung. Man belegt nur mit drei Personen, was mir selbst noch zu eng vorkommt. Deshalb gibt es die Planung, einen Anbau vorzunehmen mit Erweiterung um weitere 30 Plätze. Dann wird sich auch die Wirtschaftlichkeit verbessern. Man weiß um die mündliche Zusage der örtliche Regierungsstellen, 90% der Baukosten zu übernehmen. Aber es fehlen ca. 800.000 um dies Vorhaben zu bewältigen. Ich habe darüber mit Prof. Dr. KIM Sung Jae in Seoul gesprochen (er ist der Leiter der Schwesternschaft) und erwarte von ihm Details der Kostenberechnung, um ggf. bei deutschen diakonischen Stellen um einen Zuschuß zu bitten.

Bewundernswert ist weiterhin das Engagement der Schwestern bei Hilfen für Alte Menschen , hilfsbedürftige Kinder und ihre Familie, etwa beim Aufbringen der Schulgelder und beim Versorgen mit medizinischen und sozialen Dingen für gebrechliche Menschen in umliegenden Dörfern, die keine Angehörigen in der Nähe haben. Auch in Korea gibt es das Problem der Landflucht der jüngeren Generation.

Sehr aufschlußreich war das Gespräch mit Pfr. Dr. KIM Won Bae, einst Gemeindepfarrer der Koreaner im Raum Freiburg, dann Leiter des Mission and Education Center, von Dr. Ahn Byung Mu eröffnet, als Studenten der Theologie von den Hochschulen verwiesen wurden. Kim lebt jetzt in Mokpo und hat eine Grassroute-Gemeinde gegründet trotz Pensionierung. Diese hat bereits erstaunliche Größe erreicht und wächst weiter. Hier konnte das Gespräch in Deutsch geführt werden, was auch Erleichterung für den Berichterstatter war.


FAZIT


Was bereits für Cheonan gesagt wurde, gilt auch für Mokpo. Die Arbeit der Schwestern ist in der Region hoch geachtet. Dafür stehen Auszeichnungen durch die öffentlichen Stellen. Auch kirchlich gibt es über die Denominationen hinaus hohe Zustimmung für ihre Arbeit. Dies zeigt sich  in den vielen Unterstützungen und Spenden, die die DIAKONIA erhält. Wir können nur hoffen und beten, daß Gott diese Arbeit weiter segnet und den Schwestern neue Menschen zuführt, die helfen beim Weiterbau der Schwesternschaft.

Diakonia

Diakonia

Haus der Spiritualität und des Friedens | Mutterhaus

KTSI: Forschungsinstitut für eine künftige Kultur

Das KTST wurde im Jahre 1973 in enger Zusammenarbeit zwischen koreanischen Kirchen und theologischen Institionen sowie den deutschen Kirchen gegründet. Prof. Dr. AHN Byung-Mu, der in den 1960er Jahren in Heidelberg studiert hatte, entwickelte die Idee, sein Studienkollege, Prof. Dr. Ferdinand Hahn, unterstützte ihn dabei. So kam die Deutsche Ostasienmission ins Spiel, die das Unternehmen von Anfang an aktiv unterstützte.

1996 wurde auch dieses Institut in die Aunae-Stiftung eingebracht bzw. umgewandelt.
Das KTSI hat in den ersten 30 Jahren die besten biblischen Kommentare der westlichen Welt der Theologie-studierenden Jugend Koreas zur Verfügung gestellt. Das war auch die Zeit der Militärdiktatur, die das Publizieren nicht leicht machte.

Der erste Direktor des KTSI, Prof. Dr. AHN Byung-Mu wurde mehrmals verhaftet, seine Kollegen Prof. MOON Ik-Hwan und Prof. MOON Dong-Hwan ebenso wie auch Prof. SUH Nam-Dong und Prof. LEE Moon-Young. Dazu mehrere angestellte Mitarbeiter des Instituts.

DIAKONIA

Die Diakonia-Schwesternschaft wurde am 1. Mai 1980 gegründet. Sie hat zwei Heimstätten: die soziale Arbeit in Mokpo und die Kommunität und der Gästebetrieb in Chonan.