Mission von den Rändern her

Predigt
An Epiphanias (6.1.2014) in St. Marien zu Berlin

Prof. Dr. Fernando Enns
2. Korinther 4,3-6


Epiphanias ist ein herrliches Fest! Wir feiern die Erkenntnis, dass Gott in jenem Kind sichtbar wird. Während bei uns im Westen schon alles wieder in den Startlöchern sitzt, um nach den schönen Feiertagen in den Alltag zu springen – oder gar schon wieder von diesem Alltag eingeholt ist – feiern Christen im Osten, im „Morgenland“, heute Weihnachten. Es ist gut, wenn wir in der Ökumene diesen Tag ganz bewusst und selbstverständlich als einen der Weihnachtsfeiertage nutzen, um erst von hier aus wieder in unseren Alltag aufzubrechen.

Schließlich kamen an diesem Tag jene weisen Wissenschaftler aus dem Morgenland, um zu verifizieren, was sie in ihren theoretischen Berechnungen herausgefunden hatten: einen „neugeborenen König der Juden“ müsste es jetzt geben – so haben wir es gerade in der Lesung aus dem Matthäusevangelium gehört (Mt 2:1-12). Die Forscher aus dem Morgenland setzen sich in Bewegung, suchen. Wer Erkenntnis sucht, kann nicht bleiben wo er ist. Neues gibt es nur für jene, die sich auf den Weg machen, die auf-brechen. Dabei ist das Ziel noch nicht einmal klar: sucht man den „König der Juden“, geht man selbstverständlich zunächst einmal in das entsprechende politische wie religiöse Machtzentrum: Jerusalem! Und natürlich erschrickt der Machthaber Herodes über solche Nachrichten: ein Konkurrent? Einer, der die eigene Macht in Frage stellen wird? Einer, der gefährlich werden könnte für die herrschende Klasse? Er selbst hat ja kluge Theologen um sich versammelt – „Hohepriester und Schriftgelehrte“. Gern halten sie sich in der Nähe der politischen Macht, um sie für ihre Zwecke zu nutzen. Und sie verstehen: was die fremden Forscher aus dem Osten suchen, wird nicht hier, im Zentrum zu finden sein. Es wird sich wohl um eine Wahrheit handeln, die eher am Rande der Gesellschaft geboren wird. Bei den Marginalisierten. Betlehem in Judäa kommt in Frage. Sie kennen ihre Bibel. Der Prophet Micha hatte es einst so angekündigt (Mi 5:1).

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